Niedrigzinsen verleiten zu Immobilienkäufen
Im aktuellen Niedrigzinsumfeld erscheint vielen ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung erschwinglich. Ein übereilter Immobilienkauf kann jedoch zur Schuldenfalle werden.
Seit Jahren sind die Darlehenszinsen auf einem sehr niedrigen Niveau. Kein Wunder also, dass vielen der Wunsch nach den eigenen vier Wänden realisierbar erscheint. Aber gerade die günstigen Zinsen können zur Gefahr werden, nämlich dann, wenn sie zum Kauf einer Immobilie verleitet, die man sich bei einem etwas höheren Zinsniveau nicht leisten könnte.
Anschlussfinanzierung im Blick behalten
Um voll vom aktuell niedrigen Zinsniveau profitieren zu können, sollte beim Darlehensvertrag eine möglichst lange Laufzeit vereinbart werden. Die meisten Banken bieten Verträge mit einer Zinsbindung von bis zu zehn oder 15 Jahren an. In der Regel sind Immobilien nach dieser Zeit jedoch noch nicht abbezahlt, das bedeutet, es ist eine Anschlussfinanzierung erforderlich.
Eben hier droht die Gefahr: Der neue Darlehensvertrag wird mit dem dann geltenden Zinssatz abgeschlossen – und niemand weiß, wie hoch dieser dann sein wird. Überaus leichtsinnig wäre es jedenfalls, davon auszugehen, dass die Immobilie weiterhin so günstig wie jetzt finanziert werden kann. Es ist auf jedenfalls ratsam, einzuplanen, dass die Zinsen steigen werden. Wer also im aktuell günstigen Umfeld die Raten gerade noch so stemmen kann, der sollte besser die Finger von der Immobilie lassen.
Hohe Nachfrage treibt Immobilienpreise in die Höhe
Zu bedenken gilt es auch, dass mit den niedrigen Zinsen die Nachfrage nach Immobilien und damit auch die Preise stark gestiegen sind. Alles in allem ist der Kauf einer Immobilie damit gar nicht so günstig, wie es zunächst den Anschein hat, denn was man aktuell dank der niedrigen Zinsen „einspart“, wird durch einen hohen Kaufpreis wieder aufgefressen.
Auch die Deutsche Bundesbank hat bereits vor den zunehmenden Risiken für die Entstehung einer Immobilienblase in Deutschland gewarnt. „Im Moment gibt es in Deutschland keine Immobilienblase, die die Finanzstabilität akut gefährdet, aber die Ampel steht auf gelb“, so Vorstandsmitglied Andreas Dombret.
Selbst die Regierung sieht Preisübertreibungen am Immobilienmarkt und will mit einem neuen Gesetz Immobilienblasen verhindern. Um zu vermeiden, dass faule Immobilienkredite Banken bis an den Rand der Zahlungsunfähigkeit belasten gibt es künftig Vorgaben, bis wann ein Immobiliendarlehen getilgt werden muss, sowie eine Obergrenze für Kredite, die sich am Immobilienwert orientiert.
Wie kann man als Immobilienkäufer sein Risiko begrenzen?
Um nicht in die Schuldenfalle zu tappen, gilt es beim Erwerb einer Immobilie einiges zu beachten. Wichtig ist zunächst eine gründliche Gegenüberstellung aller Einkommen und Ausgaben. Dabei kommt es jedoch nicht nur auf die Momentaufnahme an, sondern auch auf die künftige Entwicklung. Natürlich kann niemand vorhersagen, was die Zukunft bringt, dennoch sollte die eigene Zukunftsplanung berücksichtigt werden. Wenn beispielsweise ein junges Paar einen Kinderwunsch hegt, so sollte man bedenken, dass wohl zumindest vorübergehend nur ein Einkommen zur Verfügung stehen wird.
Um den Vorteil der niedrigen Zinsen voll auszuschöpfen, sollte mit der Bank eine möglichst lange Laufzeit für den Darlehensvertrag vereinbart werden. Zudem erhöht sich hierdurch die Planungssicherheit für den Immobilienkäufer.
Für die Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung muss ein neuer Darlehensvertrag zum dann aktuellen Marktzins abgeschlossen werden. Hier sollte einkalkuliert werden, dass sich das Zinsniveau in den kommenden Jahren erhöhen kann.
Damit man von eventuell steigenden Zinsen nicht zu sehr getroffen wird, muss es das Ziel sein, am Ende der Zinsbindung nur noch eine kleine Restschuld zu haben. Deshalb sollte im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten eine hohe Tilgung vereinbart werden. Zudem sollten freie Mittel soweit möglich für Sondertilgungen verwendet werden.
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