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Ökonom: Die Immobilienpreise werden trotz Corona noch steigen

In den letzten Jahren wurden immer wieder Befürchtungen über eine mögliche Immobilienkrise in Deutschland laut. Auch die Corona-Krise befeuert die Unsicherheit der Investoren – laut Immobilienökonom Michael Voigtländer ist diese Sorge jedoch völlig unbegründet. Der IW-Experte erwartet, dass die Immobilienpreise in den kommenden Jahren sogar noch steigen werden.

Immobilienpreise in Deutschland steigen trotz Corona-Krise

Niedrige Zinsen, steigende Immobilienpreise und eine konstant hohe Nachfrage am Immobilienmarkt führen immer wieder zu Spekulationen über eine mögliche Immobilienblase in Deutschland. Vor allem aufgrund der Corona-Krise herrscht aktuell viel Unsicherheit darüber, wie sich der Wert der Immobilien entwickeln wird.

Wie eine Analyse der Finanzplattform Europace zeigt, befinden sich die Immobilienpreise in Deutschland trotz Pandemie weiterhin im Aufwind. So stiegen die durchschnittlichen Kaufpreise für Häuser und Wohnungen in der Bundesrepublik von März 2020 bis Februar 2021 um bis zu 25 Prozent.

Arbeitsmarkt, hohe Löhne und niedrige Zinsen befeuern Immobilienmarkt

IW-Immobilienökonom Michael Voigtländer erklärt sich den Immobilien-Hype vor allem durch den Einfluss der drei Faktoren Arbeitsmarkt, hohe Löhne und niedrige Zinsen, wie er in einem Interview mit MDR Sachsen-Anhalt erklärt. Zum einen hänge die positive Stimmung am Immobilienmarkt mit der vielversprechenden Entwicklung am Arbeitsmarkt zusammen. So steigt die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nach dem Statistischen Bundesamt in den letzten Jahren immer weiter an, Zuzug und Zuwanderung sind laut Voigtländer eine Erklärung dafür. Auch seien die steigenden Löhne in Ostdeutschland und die sehr geringen Zinsen Grund für die hohe Nachfrage am deutschen Immobilienmarkt.

Voigtländer: Angst vor Immobilienblase unbegründet

Vor Kurzem erklärte bereits Stefan Münter, Vorstand der Europace AG, in einem Statement, dass man trotz der hohen Preise keine Angst vor einer Immobilienblase haben müsse: „Seit über fünf Jahren wird regelmäßig das Platzen einer angeblichen Immobilienblase in Deutschland thematisiert, ohne dass es, zumindest bezogen auf den privaten Wohnimmobilienmarkt, hierfür fundamental gerechtfertigte Argumente gibt“, erzählt Münter.

Auch Voigtländer teilt diese Meinung, wie er in dem Interview mit MDR betont: “Solch eine spekulative Blase ist ein wirtschaftspsychologisches Phänomen”, erklärt er. Gäbe es eine solche Immobilienblase in Deutschland, hätte sie Voigtländer zufolge spätestens zu Beginn der Corona-Pandemie platzen müssen: “Das ist aber nicht passiert und deutet sich auch nicht an. Deshalb denke ich, dass wir keine Blase haben”, erklärt der Experte im Interview.

Preise werden auch in Zukunft weiter ansteigen

Und auch in Zukunft rechnet Voigtländer nicht mit einem Dämpfer am Immobilienmarkt: “Ich gehe davon aus, dass die Preise vorerst sogar noch weiter steigen werden, weil die Nachfrage steigt, die Zinsen niedrig sind und der Wohnraum fehlt”, prophezeit der Experte. Auch wenn die Immobilienpreise nicht ewig weiter steigen können, ist Voigtländer überzeugt, dass die Preise am Markt in nächster Zeit nicht einbrechen werden. Denn wie der IW-Ökonom berichtet, könne man aktuell eine neue Wertschätzung der Menschen für das Wohnen beobachten. Durch die geltenden Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren ist der tägliche Aufenthalt in der eigenen Wohnung deutlich gestiegen – mehr Deutsche könnten Voigtländer zufolge bereit sein, höhere Preise für ihren Wohnraum zu zahlen.

Voigtländer appelliert an Handlungsaktivität des Staates

Auch prophezeit Voigtländer wie auch viele andere Immobilienexperten für die Zukunft eine Bewegung der Menschen ins Umland: “Immer mehr Familien, vielleicht auch Ältere werden ins Umland ziehen – auch, weil wir jetzt in der Pandemie gesehen haben, dass mobiles Arbeiten funktioniert”, begründet der Experte seine Vermutung.

Dies bringe aber auch einige Herausforderungen mit sich: Durch das Wegziehen der Mittelschicht, würden Voigtländer zufolge nur die Armen und Reichen in der Stadt bleiben; die Spaltung des Einkommens würde weiter vorangetrieben. Hier ruft der IW-Immobilienökonom den Staat zur Handlung auf: Dieser müsse sich für eine soziale Durchmischung innerhalb der Städte einsetzen und durch gezielte Maßnahmen, die Spaltung verhindern. Beispiele hierfür wären laut Voigtländer ein ausreichendes Neubau-Angebot aus Eigentums- und Sozialwohnungen, ein Ausbau der Infrastruktur im Umland und das Vorantreiben des sozialen Wohnungsbaus.

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