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Offene Immobilienfonds im ersten Halbjahr 2020 mit positiver Performance

Im ersten Halbjahr 2020 verzeichneten 16 offene Immobilienpublikumsfonds einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 0,9 Prozent – das ergab eine Untersuchung der Ratingagentur Scope. Damit legen die Fonds trotz der Corona-Krise eine positive Entwicklung hin. Der Ausblick ist durch die Pandemie dennoch getrübt.

Positive Rendite – aber mit Einbußen

Zwar ist der Zwischenstand zur Mitte des Jahres durchaus erfreulich, aber merklich schlechter als die Performance innerhalb des letzten Jahres. Im ersten Halbjahr 2019 betrug der durchschnittliche Wertzuwachs der gleichen 16 Immobilienfonds ganze 1,6 Prozent. Es zeigt sich ein deutlicher Abschlag um 0,7 Prozentpunkte. Laut Scope sind die bisherigen Spitzenreiter in Sachen Performance zum 30. Juni 2020 der “UBS (D) Euroinvest Immobilien” mit 3,2 Prozent, der “FOKUS WOHNEN DEUTSCHLAND” mit 2,5 Prozent und der “LEADING CITIES INVEST” mit 1,5 Prozent. Danach folgen “Deka-ImmobilienEuropa” mit 1,4 Prozent und “WERTGRUND WohnSelect D” mit 1,1 Prozent. Über ein Jahr betrachtet legten die offenen Immobilienfonds bis zur Jahresmitte 2020 wertmäßig um insgesamt 2,4 Prozent zu. Auch diese Entwicklung fällt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, ein Zuwachs von 3,4 Prozent, deutlich schlechter aus. Die Gründe hierfür sind die bereits spürbaren Folgen der Corona-Krise. Je nach Segment gehen die Mieteinnahmen und Immobilienpreise zurück. Als Folge sind Anpassungen an der Bewertung vorzunehmen. Der Hotelbereich und der Einzelhandel seien hiervon besonders betroffen. Bis Ende 2020 rechnen die Experten von Scope deshalb mit einer Durchschnittsrendite der offenen Immobilienfonds von 1,5 bis 2 Prozent. Dabei können die Renditen einzelner Fonds aber auch negativ ausfallen.

Nettomittelzuflüsse bleiben auf gutem Niveau

Laut der Analyse von Scope flossen den offenen Immobilienfonds im ersten Halbjahr 2020 netto 4,4 Milliarden Euro zu. Im gleichen Zeitraum des vorherigen Jahres beliefen sich die Nettozuflüsse noch auf 5,7 Milliarden Euro. Die Entwicklung ist dennoch als positiv anzusehen. Bis zur Jahresmitte wurde von den Anlegern durchgehend mehr Geld in die Fonds investiert als herausgezogen. Die größten Zuflüsse fanden im Januar und im Februar statt. Rund 3 Milliarden Euro entfielen allein auf diese beiden Monate. Die restlichen 1,4 Milliarden Euro wurden in den darauffolgenden Monaten in die Fonds gelegt.

Mit insgesamt 572 Millionen Euro konnte der “hausInvest” den größten Nettomittelzufluss im ersten Halbjahr 2020 erzielen. Danach folgen der “grundbesitz europa” mit 562 Millionen Euro und der “UniImmo: Europa” mit 514 Millionen Euro. Gemeinsam vereinen die drei Fonds etwa 38 Prozent der Nettomittelzuflüsse auf sich.

Offene Immobilienfonds gelten als krisensicher

Mit dieser Performance präsentieren sich die offenen Immobilienfonds als durchaus stabil in der Krise. Das positive Zwischenergebnis liegt zum einen am Ruf der Fonds, in schwierigen Zeiten besonders sicher zu sein, und zum anderen an den im Jahr 2013 eingeführten Mindesthalte- und Kündigungsfristen, die die Liquidität bewahren sollen. Vergleicht man die aktuellen Geschehnisse mit der Finanzkrise aus den Jahren 2008 und 2009, stellt man eine beachtliche Widerstandsfähigkeit der Immobilienfonds fest. So mussten in der damaligen wirtschaftlichen Misere insgesamt 18 offene Immobilienfonds mit einem Vermögen von ca. 26 Milliarden Euro geschlossen und abgewickelt werden. Der Grund war ein massives Liquiditätsproblem. Die Anleger zogen unter anderem in Panikverkäufen ihre Gelder aus den Fonds. Solche Umstände setzen die Fondsmanager unter Druck und führen zwangsläufig zu schnellen Verkäufen von Immobilien, die oft nur mit Preiseinbußen realisiert werden können. Die neuen Reglementierungen schützen die Fonds vor entsprechenden Liquiditätsabzügen. Anteile an offenen Immobilienfonds, die nach dem 22. Juli 2013 erworben wurden, müssen mindestens 24 Monate im Depot des Anlegers bleiben bevor sie wieder an die ausgebende Gesellschaft verkauft werden dürfen. Zudem muss mindestens ein Jahr im Voraus die Rückgabe der Anteile unwiderruflich angekündigt werden. Dies wirkt plötzlichen und existenzbedrohenden Panikverkäufen entgegen. Die positiven Auswirkungen der neuen Fristen sind heute zu beobachten. Aktuell verfügen die Immobilienfonds laut Angaben von Scope im Durchschnitt über liquide Mittel im Wert von etwa 20 Prozent des Fondsvermögens. Außerdem konnten bisher keine schwerwiegenden Mittelabflüsse festgestellt werden. Die Immobilienfonds sind somit derzeit weitaus stabiler als in der Vergangenheit.

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