, ,

Offene Immobilienfonds in Großbritannien vom Handel ausgesetzt

Großbritanniens große offene Immobilienfonds werden vorerst nicht gehandelt. Die FCA befürwortet die Entscheidung.

Britische Immobilienfonds vom Handel ausgesetzt

Im März und April 2020 setzten viele von Großbritanniens namenhaften Fondsanbietern den Handel mit ihren offenen Immobilienfonds aus. Wichtige britische Fonds wie die von Legal and General, Aberdeen Standard Life, Janus Henderson, Columbia Threadneedle, Aviva, BMO und M&G geben derzeit folglich keine Anteilsscheine an Anleger zurück, selbst wenn diese ihr Geld aus den Fonds ziehen möchten. Das Dilemma laut dem Handelsblatt: Die Fondsanleger müssten weiterhin Verwaltungsgebühren bezahlen, obwohl sie die Anteile gar nicht mehr halten möchten. Normalerweise könnten kleinere Privatanleger ihr Geld täglich aus dem Fonds herausziehen, institutionelle Anleger mit größeren Beträgen zumindest viertel- oder halbjährlich. Das geht nun nicht mehr, die Briten müssen ihre Anteile vorerst in den Fonds lassen. Dem Handelsblatt zufolge sollen die Briten insgesamt 28 Milliarden Pfund in offenen Immobilienfonds investiert haben.

Hintergrund sollen unzureichende Bewertungsgrundlagen sein

Legal and General, Aberdeen Standard Life und Co. begründen die Handelsaussetzungen der Fonds mit Bewertungsschwierigkeiten der Immobilien und nicht – wie möglicherweise naheliegend wäre – mit Liquiditätsproblemen, die auf eine Welle von Anteilsrücknahmen zurückzuführen wären. Die offizielle Stellungnahme der großen Fondsmanager ist, dass aufgrund der derzeitigen Corona-Situation der Wert einer Gewerbeimmobilie schlecht eingeschätzt werden könne. Das liege unter anderem daran, dass viele Büro- oder Hotelflächen derzeit wegen Lockdown-Aktivitäten nicht genutzt werden und vor diesem Hintergrund der reelle Immobilienwert nicht bestimmt werden könne. Der unabhängige Immobilienberater John Forbes erklärt gegenüber der Financial Times: „Wie hoch ist der Wert eines Pubs, eines Hotels oder eines Geschäftslokals, wenn man es nicht nutzen kann? Wie hoch ist der Wert eines Büros, wenn niemand hineinkommen kann?“

Die FCA befürwortet die Entscheidung

Die britische Finanzmarktaufsicht FCA befürwortet die Entscheidung der Fondsanbieter. In einem Statement vom 18. März 2020 gibt sie bekannt, dass  verschiedene Gutachter festgestellt hätten, dass eine aktuelle Bewertungsunsicherheit bei Gewerbeimmobilien vorliege. Handelsaussetzungen der Fondsverwalter seien regelkonform und sogar im Sinne der Anleger. Außerdem führt die FCA bald ohnehin eine neue Klausel ein, die Fondsmanager ab September 2020 dazu verpflichtet, Transaktionen zu stoppen, wenn Unsicherheit über den Vermögenswert von mehr als 20 Prozent ihres Portfolios besteht, heißt es unter anderem bei Bloomberg.

grundbesitz europa

Beeindruckende Immobilien für Ihr Depot? Aus ganz Europa? Mit grundbesitz europa können Anleger einfach in den europäischen Immobilienmarkt investieren. Und all das schon ab kleinen Geldbeträgen.

Nach einer Rede des britischen Premiers Boris Johnson wurde in Großbritannien zudem eine „Bewertungsklausel für materielle Unsicherheit“ in allen Bewertungsberichten eingeführt, so Rupert Johnson von Knight Frank zur Financial Times. Auf diese Klausel berufen sich die Fondsanbieter nun.

Das Aussetzen der Fonds soll langfristige Anleger schützen

Obwohl das Vorgehen der britischen Immobilienfondsverwalter zur Zeit keinen positiven Effekt auf Anleger hat, die ihr Vermögen gerne aus dem Fonds herausziehen würden und nun stattdessen sogar weitere Verwaltungskosten tragen müssen, soll das Aussetzen des Handels die Investoren eigentlich nur schützen. Laut Paul Richards, dem Geschäftsführer der Association of Real Estate Funds, sollen insbesondere langfristige Rentenanleger mit den Maßnahmen geschützt werden. Denn die Konsequenz von zu wenig Liquidität wegen zu vielen Rücknahmeforderungen und unzuverlässigen Immobilienbewertungen könnte sein, dass die Fondsanbieter Immobilien unter Wert verkaufen müssten.

Bildquellen: Bucchi Francesco / Shutterstock.com