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Profi-Investoren bewerten Immobilienmarkt noch immer als attraktive Anlage

Trotz der anhaltenden Corona-Krise hält eine Vielzahl von Investoren den deutschen Immobilienmarkt auch im Jahr 2021 für attraktiv. Dieses Ergebnis liefert die jüngste Studie “Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt” von EY Real Estate. Im Rahmen dieser befragte die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft rund 200 professionelle Investoren bezüglich ihrer Erwartungen an das Jahr 2021.

Der Immobilienmarkt im Jahr 2020

Bevor jedoch ein Blick in die Zukunft geworfen wird, lohnt es sich, zuerst das Geschehen des vergangenen Jahres genauer zu beäugen. Wie EY in einer Pressemitteilung über seine neue Studie mitteilt, betrug das gesamte Investitionsvolumen (Gewerbe- und Wohnimmobilien) auf dem deutschen Immobilienmarkt im Jahr 2020 78,9 Milliarden Euro. In 2019, dem bisherigen Rekordjahr aller Zeiten, belief sich das Gesamtvolumen noch auf unglaubliche 89,5 Milliarden Euro. Der hiesige Immobilienmarkt verzeichnete somit einen Rückgang um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach Angaben von EYs neuestem Trendbarometer ist es außerdem die erste Abnahme seit 2016. Hierbei machen sich ganz klar die Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar. “Vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie nahm das Transaktionsgeschehen ab”, schreibt EY in der Pressemitteilung. Besonders stark waren Gewerbeimmobilien betroffen. Ihr Handel ging im Vergleich zu 2019 von 70,7 Milliarden auf 58,6 Milliarden Euro zurück und sank damit um stolze 17 Prozent. Die Transaktionen bei Wohnimmobilien präsentierten sich hingegen als sehr krisenresistent. Statt eines Verlusts, verbuchten sie ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und stiegen auf 20,3 Milliarden Euro.

Alles in allem verharrte der Transaktionsmarkt 2020 trotz des krisengebeutelten Jahres laut EY “auf einem historisch hohen Niveau”.

Investoren in Deutschland für 2021 positiv gestimmt

Aufgrund des doch sehr ansehnlichen Ergebnisses für 2020 rechnet eine überwältigende Mehrheit der Investoren mit einer Fortsetzung des Hochs in Form einer “Seitwärtsbewegung”. “Für 2021 schätzen 98 Prozent der Investoren den hiesigen Immobilienmarkt als attraktiv bis sehr attraktiv ein, was vor allem daran liegt, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Investitionsstandorten mehr denn je als ‚safe haven‘ wahrgenommen wird”, schreibt EY in seiner Pressemitteilung. Außerdem erwarten die befragten Investoren einen “Nachholeffekt am Markt” im Jahr 2021. 2020 seien etliche Deals aufgrund der Corona-Krise nicht zustande gekommen und würden sich deshalb wahrscheinlich auf dieses Jahr verschieben.

Im europäischen Vergleich steht der deutsche Immobilienmarkt ebenfalls weiterhin hoch im Kurs: Laut EY sehen 93 Prozent der Investoren den hiesigen Markt als Gewinner. Zudem locke die Krise nun wieder opportunistische Investoren und Private-Equity-Häuser an. Denn während deren Marktaktivitäten steigen, beobachten 90 Prozent der Befragten eine noch stärker zunehmende Risikoaversion bei institutionellen Investoren, die wohl durch die Corona-Pandemie eher abgeschreckt wurden.

Sorgen bei Büroimmobilien und Optimismus bei Wohn- und Logistikimmobilien

Paul von Drygalski, Director bei EY Real Estate und Co-Autor der Studie, beschreibt in der Pressemitteilung, dass der deutsche Immobilienmarkt zwar attraktiv und vergleichsweise resilient sei, das Umfeld jedoch immer umkämpfter und die Schwankungen zwischen verschiedenen Assetklassen oder Geschäftsmodellen immer größer werden. “Der differenzierende Blick auf die Märkte und Produkte” sei deshalb seiner Meinung nach “wichtiger denn je”. Diese Einschätzung geht aus den stark divergierenden Erwartungen der Investoren bezüglich einzelner Anlageklassen hervor. Nach Angaben von EY rechnen lageabhängig noch bis zu 77 Prozent der Befragten bei Wohnimmobilien mit Preisanstiegen im Jahr 2021. Im Segment der Logistikimmobilien sind ebenfalls 72 Prozent dieser Meinung, da beide Nutzungsarten sogar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie profitieren würden. Anders sieht dies allerdings bei Büroimmobilien aus, Deutschlands größtem Segment am Immobilienmarkt. Zwar würden “65 Prozent der Befragten mit überwiegend gleich bleibenden Preisen in 1a-Bürolagen” rechnen, aber nur noch jeder fünfte von steigenden Preisen ausgehen. In der Peripherie erwarten sogar 77 Prozent der Investoren bei Büroimmobilien einen Preisabschlag.

Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY für Deutschland, Schweiz und Österreich sowie Verantwortlicher der Studie, sagt in der Pressemitteilung, dass die Corona-Pandemie den “Wandel der Arbeitswelten” nochmal beschleunigt habe und “zu einer zunehmenden Polarisierung der Bürostandorte” führe. “Die Flexibilisierung der Arbeitsplatzmodelle bewirk eine Abnahme des Büroflächenbedarfs bei gleichzeitig zunehmenden Qualitätsanforderungen. Eine ähnliche Entwicklung haben wir in den vergangenen Jahren bereits im Einzelhandelssegment gesehen”, fügt er ergänzend hinzu. Auch für Einzelhandels- und Hotelimmobilien ist die Prognose denkbar schlecht. Die überwiegende Mehrheit der befragten Investoren rechnet auch hier mit sinkenden Preisen. Außerdem wird mit einer “weiteren Verödung von Innenstädten” gerechnet, die sich aus der Umsatzverschiebung in Richtung Online-Handel ergeben könnte.

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