Revolutionieren Kryptowährungen die Immobilienbranche?
Es ist ein Modell, das die gesamte Immobilienbranche reformieren könnte. Statt kompliziert entweder ganze Wohnungen oder Häuser zu kaufen oder Anteile an einem Immobilienfonds zu erwerben, könnte man bald ganz simpel nahezu beliebig kleine Teile von Immobilien erstehen.
Das ganze schnell und einfach, ohne, dass die Transaktion Monate dauert, wie bisher. Klingt wie eine Zukunftsvision? Ist es nicht wirklich. Denn die technischen Möglichkeiten, dies mithilfe der Blockchain und den darauf basierenden Kryptowährungen umzusetzen, bestehen bereits.
Immobilien in Token aufteilen
Die Blockchain ist eine Art digitales, verteiltes Kassenbuch. Sie ist dadurch gesichert, dass jeder, der eine Transaktion auf ihr vornimmt, gleichzeitig alle anderen Transaktionen in seiner Version der Kette gespeichert hat. So ist sie sicher vor Manipulationen. Außerdem können über Kryptowährungen, die auf der Blockchain gehandelt werden, Interessierte aus der ganzen Welt teilnehmen, das Finanzsystem ist komplett unbeschränkt. Der Mittelsmann bei der Bank – oder wie beim Immobilienkauf zusätzlich der Notar, Anwälte, Finanzvertriebe und Fondsgesellschaften – fällt weg.
Bisher besitzen die meisten Kryptowährungen noch keinen realen Gegenwert. Doch indem man andere Anlageklassen als ihren Gegenwert definiert, könnten auch vorsichtige Investoren auf den Krypto-Zug aufspringen. Für den digitalen Immobilienkauf könnten sogenannte Token hergestellt werden. Jeder Token steht dann für einen kleinen Anteil am Grundbesitz. Diese digitalen Münzen können dann ganz einfach – unabhängig von Zeit und Raum – gehandelt werden. Kauf- und Verkaufsvorgänge werden damit vereinfacht und beschleunigt.
Manhattener Luxus-Immobilie bald digital zu kaufen
Bei dieser Technologie fällt für Investoren, die an einer Anlage in Immobilien interessiert sind, auch der Vorteil ins Gewicht, dass sie ein geringeres Budget für den Kauf aufbringen müssen. Meist werden Immobilien komplett verkauft, was häufig ein hohes Startkapital von Investoren abverlangt. Doch mit „tokenizierten Immobilien“ ist es auch möglich, mit zehn Euro aus dem Sparschwein in eine Immobilie zu investieren – sogar in eine echte Luxusimmobilie.
So soll es bald möglich sein, in New Yorks Manhattan Anteile an einem 36,5 Millionen US-Dollar schweren Wohnblock zu kaufen. Hierfür hat sich das Blockchain-Startup Fluidity mit dem Broker-Unternehmen Propellr zusammengeschlossen, um digitale Token für den Luxus-Bau anzubieten.
Anlageverhalten könnte komplett verändert werden
Damit wären der gesamte Prozess, die Kommunikation und die Transaktion beim Immobilienkauf deutlich vereinfacht. Gerade bei Immobilien birgt die Blockchain großes Potenzial, bestehende Vorgänge zu verbessern. Michael Oved, Mitgründer von Fluidity, bezeichnet die Immobilienbranche, wie sie momentan organisiert ist, als „wahrscheinlich ineffizientesten Bereich“ überhaupt.
Die Technik in diesem Bereich einzusetzen klingt vielversprechend, auch Oved zeigt sich vollends begeistert: „Buchstäblich 25 bis 30 Millionen Menschen können ein Stück davon [einer Luxusimmobilie] für einen Dollar pro Anteil besitzen. Wann war das jemals möglich?“ Ob die technische Umsetzung bereits so weit ausgereift ist, dass eine flächendeckende Einführung von tokenizierten Immobilienkäufen möglich wird, ist momentan noch offen. Fakt ist aber: Digitale Technologien haben das Potenzial, die Art, wie Anleger investieren und den Immobilienkauf komplett zu verändern.
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