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Robert Shiller prognostiziert fallende Hauspreise in den USA

Die Häuserpreise in den Vereinigten Staaten steigen zwar gerade noch, werden aber bald fallen – das glaubt zumindest Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Shiller. Die aktuelle Lage ähnelt seiner Meinung nach der im Jahr 2003 vor der Finanzkrise 2008/2009.

In den vergangenen zwölf Monaten sind die Häuserpreise in den USA rasant gestiegen, berichtete Robert Shiller Ende Mai in einem Interview mit Yahoo Finance. Den stärksten Anstieg habe er in Phoenix (20 Prozent) beobachten können, den schwächsten mit ganzen neun Prozent in Chicago – insgesamt hält er den aktuellen Preisanstieg für “beunruhigend”. Shiller ist Wirtschafts-Nobelpreisträger und einer der Mitentwickler des CME S&P Case Shilller home price index.

Die Häuserpreise in den USA sind im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent gestiegen

Den enormen Anstieg der Häuserpreise im vergangenen Jahr berichtet auch die National Association of Realtors (NAR) in einem Rückblick auf den Monat April 2020. Ihren Daten zufolge lag der durchschnittliche Häuserpreis in den USA im April dieses Jahres bei 341.600 US-Dollar, was im Vergleich zum Monat April 2020 einem Plus von 19,1 Prozent entspricht. Der NAR zufolge ist auch die Zahl der Verkäufe im April dieses Jahres im Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten noch einmal deutlich gestiegen.

Für die Zukunft, so Shiller im Interview mit Yahoo Finance, prognostiziert der CME S&P Case Shiller home price index gerade große Steigerungen der Häuserpreise – “aber das ist nicht sicher”. Die Menschen würden das Risiko spüren, das mittlerweile bei Investitionen in Immobilien mitschwingt. Obwohl sein Index momentan Preissteigerungen vorhersagt, erläutert Shiller gegenüber Yahoo Finance: “[Die Häuserpreise] werden wieder sinken: Nicht über Nacht, aber genug, um Schaden anzurichten”.

In ein oder zwei Jahren werden die Preise wieder sinken – aber nicht über Nacht

Die Preissteigerungen werden Shillers Einschätzung zufolge noch ein oder zwei weitere Jahre andauern: Einerseits aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und andererseits aufgrund des im Rahmen der Pandemie entstandenen großen Bedürfnisses vieler Menschen, ein Eigenheim zu besitzen und schön zu wohnen. Er hält diese Gründe jedoch an sich nicht für logisch: “Ich denke, es ist eine Art irrationaler Überschwang”, beschreibt er die Situation aus seiner wirtschaftswissenschaftlichen Sicht. Eine klare Begründung, aus der der Markt gerade so heiß ist, sehe er nicht.

Dass der Markt über Nacht kollabiert, schließt Shiller jedoch fast vollständig aus: “[Der Markt] schwankt weniger kurzfristig als der Aktienmarkt”. Der Wertverlust kommt demzufolge also vermutlich nicht plötzlich, sondern bahnt sich langsam an.

Shiller: Wiederholt sich die Finanzkrise 2008/2009?

Im historischen Vergleich sieht der Nobelpreisträger Ähnlichkeiten zwischen der aktuellen Lage und derjenigen im Jahr 2003 vor der Wirtschaftskrise Ende der 2000er-Jahre. Dennoch verhalte sich nicht alles wie vor knapp 20 Jahren, so bestünde aktuell etwa keine Hypothekenkrise und der Markt sei besser vor einem Zusammenbruch geschützt. “Ich weiß also nicht, ob wir uns Sorgen machen sollten, dass sich 2007, 2008, 2009 wiederholen könnte.” Jede Immobilienblase sei anders und deswegen nicht immer gut einzuschätzen.

Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass sich die Finanzkrise 2008/2009 nicht wiederholt.

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