Schlechte Lage und düstere Aussichten: Schwedischer Immobilienmarkt unter Druck
Der schwedische Immobilienmarkt erlebt derzeit einen starken Preisverfall. Seit dem Höchststand im Frühjahr 2022 sind die Preise für Eigenheime inzwischen um etwa 17 Prozent gesunken. Gute Nachrichten für die Schweden? Erstmal nicht. Die Lage im Land ist prekär. Aktuell scheint nichts auf eine zügige Erholung hinzudeuten, erklärt das Magazin Das Investment.
Wie in vielen Teilen der Welt, hat auch die schwedische Zentralbank als Reaktion auf die hohe Inflation den Leitzins angehoben. In der Folge sind Kredite, die es jahrelang zu geringen Kosten gab, jetzt wieder teurer. Zudem gibt es in Schweden selten eine Zinsbindung, sondern die Kreditzinsen werden flexibel vereinbart. Bedeutet also: Der Zins, den die Kreditnehmer auf ihre Schuld zurückzahlen müssen, ist an die Entwicklung des Marktzinses gekoppelt und kann sich demnach laufend ändern. Bei der aktuellen Verschuldung der schwedischen Privathaushalte eine ungünstige Kombination.
Im Jahr 2021 war ein schwedischer Haushalt, so schreibt es das Bildungs- und Informationsportal Finanzfluss, im Durchschnitt mit 203 Prozent seines Nettoeinkommens verschuldet. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum war ein deutscher Haushalt mit etwa 102 Prozent seines Nettoeinkommens verschuldet. Dem entgegen müssen die Schweden auch nur 15 Prozent Eigenkapital zur Verfügung stellen, in Deutschland in aller Regel mindestens 20 Prozent. Schwedische Kreditnehmer können sich also bei gleichem Vermögensstand entsprechend teurere Immobilien leisten als die Deutschen.
Ausländische Kapitalgeber: Fluch und Segen für die Schweden
Lange Zeit galt Schweden als beliebter Anlageort für ausländisches Kapital. Allerdings führt eine solche Situation auch zu einer ungesunden Abhängigkeit der schwedischen Wirtschaft gegenüber seinen Kapitalgebern. Dazu schrieb die Tageszeitung Welt in einem Artikel von 2017 bereits, dass dies im Falle von Nachrichten über Probleme in der schwedischen Finanzindustrie dazu führe, dass die Kapitalgeber sehr schnell abspringen. Dies führe dann zu einem Teufelskreis, das Kapital wird knapp, als Folge dessen steigen die Zinsen, wodurch nur noch mehr Kredite ausfallen.
Dem Nachrichtenmagazin Focus zufolge arbeite die schwedische Regierung aber momentan vielmehr an langfristigen Lösungen des Problems, anstelle von schnellen Hilfen. Die grundlegende Praxis am Immobilienmarkt solle demnach umgeändert werden. Bisherige Steuererleichterungen beim Hauskauf sollen abgeschafft und die Rückzahlungsregeln verschärft werden. Allerdings habe die Regierung, dem Artikel zufolge, Hilfspakete für den Ernstfall vorbereitet.
Auch der Gewerbeimmobiliensektor betroffen
Mindestens genauso ungemütlich ist es derzeit am Immobilienmarkt für Gewerbeflächen in Schweden. Das Finanznachrichten-Portal finanzmarktwelt erklärt, einer der größten Anbieter für Gewerbeimmobilien auf dem schwedischen Markt habe nach einer Abstufung seiner Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau angekündigt, seine Dividendenzahlung auszusetzen. Der Markt setzt seine Talfahrt fort, ohne dass dabei die jüngsten Zinserhöhungen überhaupt eingepreist seien, erläutert der Artikel.
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