Schwimmende Hotels und europäische Pässe: Das hat Dubais „Heart of Europe“ zu bieten
Dubai hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von spektakulären Projekten verkündet: Von Unterwasserhotels über rotierende Wolkenkratzer bis hin zu Gebäuden in der Form von Schachfiguren war schon einiges dabei.
Noch ausgefallener ist aber die Idee, künstliche Inseln zu schaffen, durch welche man Besuchern ein einzigartiges Erlebnis verspricht. Denn dort geht es nicht mehr um Dubai. Sondern um Europa.
„The Heart of Europe“: Ein Europa mitten in Dubai
Ermöglicht durch das gigantische Bauprojekt „The World“, bei dem aus Meeresboden eine künstliche Inselgruppe mit 300 frei verkäuflichen Inseln geschaffen werden soll. Die zwischen 23.000 und 87.000 Quadratmeter großen Eilande sind in Form einer Weltkarte angeordnet und stellen die Kontinente und Länder der Erde dar. Obwohl die Inseln fertig aufgeschüttet waren, kam das Großprojekt während der globalen Finanzkrise in 2008 ins Stocken und kaum jemand wollte mehr dort bauen.
Ein europäischer Immobilienunternehmer will aber zumindest einen Teil der Inselgruppe aufrechterhalten: „The Heart of Europe“ – nämlich das Herz Europas. Der Österreicher Josef Kleindienst, ehemaliger Polizist und CEO des größten europäischen Projektentwicklers in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kleindienst Group, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Europa nach Dubai zu bringen. Deutschland, Schweden, Österreich, die Schweiz, Venedig und die besten Restaurants der Region werden das Herz Europas in „The World“ ausmachen.
Schon in diesem Jahr sollen acht von zehn Strandvillen auf Schweden an ihre Besitzer übergeben werden. Laut Bauplan würde auch Deutschland in diesem Jahr abgeschlossen. Spätestens im Jahr 2021 soll das Bauprojekt fertiggestellt und die Villen und Hotels potenziellen Kunden und Investoren zur Verfügung gestellt werden.
Ökotourismus und schwimmende Villen
Die europäische Inselgruppe besteht aus sechs Inseln und schwimmenden Villen und Hotels. Sie sollen nicht nur für den Menschen einen Ort der Entspannung und des Luxus bedeuten. Mit seinem Projekt will Kleindienst auch der Umwelt einen Gefallen tun: Im Meer schwimmende Solarzellen sollen den Strombedarf der gesamten Anlage bedienen. Über Solarenergie sollen Besucher der Inseln anschließend neben der Klimatisierung und Beleuchtung auch kühlenden Regen und Schneefall auf Knopfdruck erhalten.
Darüber hinaus ist Kleindienst auch auf rechtlicher Ebene Pionier: Denn erstmals werden potenzielle Käufer auch „echten“ Meeresboden käuflich erwerben können. Dabei handelt es sich um rund 80 schwimmende Villen nahe der geografisch nicht weiter definierten Honeymoon Island. Die sogenannten „Floating Seahorses“ (dt.: „schwimmende Seepferdchen“, Anm. d. Redaktion) sind fest am Meeresgrund verankert und bieten durch den Schlafraum im Untergeschoss einen spektakulären 360-Grad-Blick auf die Unterwasserwelt.
Spektakulär deswegen, da sich im Meeresgrund um die Villen herum Korallenriffe befinden, die Kleindienst bereits seit 2008 hat anlegen lassen und der Grund für die Namensgebung der Luxushäuser ist. Mit seiner Idee will der Österreicher den Seepferdchen Unterschlupf bieten, in dessen Schutz sie leben und brüten können, und sie so vor dem Aussterben bewahren.
Kleindienst in der Kritik
Doch so schön seine Pläne und Vorhaben auch klingen mögen, ganz nach seinem Zeitplan agierte Kleindiensts Unternehmen bisher nicht. Bereits in 2010 versprach er die Fertigstellung von Schweden und Deutschland innerhalb von zwölf Monaten, was nicht geschehen ist. 2014 äußerte er gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“, dass die Anlage 2018 vollends fertig gestellt werde. Und laut einem Bericht des britischen Guardian aus 2018 sollte dies nicht vor 2020 geschehen.
Der Grund für die ständigen Verzögerungen? „Wir haben uns […] entschieden, die Sandaufschüttungen noch zweifach stärker zu verdichten als gefordert“, so der Unternehmensgründer. Gemäß staatlicher Vorgaben dürfe ein Untergrund innerhalb von 50 Jahren nur um 25mm absinken. Der „europäische Boden“ werde durch die zusätzlichen Aufschüttungen nun 120 Jahre brauchen, bis er um 25mm abgesunken ist. „Investoren sollen mit einer längeren Nutzungsdauer kalkulieren können“, äußerte Kleindienst weiter.
Europäische Reisepässe für Investoren
Ob Investoren sich tatsächlich von dieser Begründung überzeugen lassen, ist ungewiss. Denn der Österreicher steht nicht nur wegen der Verzögerungen in negativer Kritik. Bevor er sich dem „Herzen Europas“ widmete, scheiterte bereits eines seiner Projekte im Wüstenstaat – die Luxushotel- und Luxusapartmentanlage „The Crystal“, die ihm in Österreich eine Millionenklage einbrachte. Das Bauprojekt „fiel voll mit der Krise von 2008 zusammen“, versucht sich der Unternehmer zu rechtfertigen. Das Gerichtsurteil am Ende besagte, dass er ein Bußgeld von „nur“ 140.000 Euro zahlen muss.
Somit muss Kleindienst triftige Argumente und Angebote finden, um potenzielle Investoren von seinem Projekt zu überzeugen. Eines dieser Angebote könnte das Versprechen sein, eine europäische Staatsbürgerschaft zu bekommen, wie die arabische Nachrichtenseite „Albawaba Business“ berichtet. Sollten Investoren mindestens 1,36 Millionen US-Dollar in eine der Anlagen investieren, können sie einen moldawischen Reisepass erhalten, der ihnen den Weg in die Schengen-Region und in 121 weitere Länder weltweit ebnet. Weitere Programme sind für potenzielle Kunden mit kleineren Investitionsvolumen geplant.
Inwieweit Kleindienst seine Vorhaben und Versprechen dieses Mal umsetzt, bleibt aber nach wie vor abzuwarten.
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