,

Sinkende Preise setzen chinesischen Immobilienmarkt unter Druck

Chinas Immobilienmarkt steht vor großen Problemen. Der Umsatz beim Verkauf neuer Eigenheime ging deutlich zurück und die beiden großen Konzerne Evergrande und Kaisa stehen vor dem Zahlungsausfall. Von der chinesischen Regierung ist keine Hilfe zu erwarten.

Negativer Trend beim Neubau von Wohnungen

Der Druck auf den chinesischen Immobilienmarkt steigt. Während nach Berichten der WirtschaftsWoche die Preise für neue Eigenheime im November im Vergleich zu Oktober um 0,3 Prozent sanken, schrumpfte auch der Umsatz beim Verkauf neuer Eigenheime im Vergleich zum November 2020 um 16,3 Prozent. Zudem gingen nur in neun von 70 Städten die Preise im Monatsvergleich nach oben. Dieser negative Trend hat auch Auswirkungen auf den Neubau von Wohnungen. Investitionen gingen um 4,3 Prozent zurück, die Fläche neu begonnener Projekte sogar um 21 Prozent.

Der chinesische Immobilienboom galt lange als Erfolgsgeschichte. Doch wer nach Angaben des RedaktionsNetzwerk Deutschlands heute durch die zahlreichen Provinzen Chinas fährt, sieht vor allem brachliegende Bauflächen und unverputzte Stadtvillen, deren Fertigstellungen auf sich warten lassen. “Der Immobilien-Schock ist längst noch nicht überwunden”, urteilte Zhang Yi, Chefökonom des Vermögensverwalters Zhonghai Shengrong Capital Management gegenüber der WirtschaftsWoche. Der Grund für diese Immobilienkrise liege vor allem an den finanziellen Problemen mehrerer Immobilienkonzerne und den jüngsten Maßnahmen der chinesischen Regierung. Diese deckelt momentan die Kreditvergabe an Immobilienentwickler, um Finanzrisiken zu begrenzen.

Ratingagenturen stufen Evergrande und Kaisa herab

Bei zwei dieser Immobilienkonzerne spitzt sich die Lage immer mehr zu. So haben Ratingagenturen vor einem unmittelbar bevorstehenden Zahlungsausfall des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande gewarnt. Doch nicht nur Evergrande steht vor großen Problemen. Auch der Konkurrent Kaisa wurde von der Agentur Fitch auf die Stufe “Restricted Default (RD)” gesetzt. Dies bedeutet “eingeschränkter Kreditausfall” und ist nur eine Stufe über der Einordnung Default (D). “Laut Nachrichtenberichten hat Kaisa die Zahlung der am 7. Dezember 2021 fälligen US-Dollar-Anleihen nicht geleistet und die Aktie wurde am 8. Dezember 2021 vom Handel ausgesetzt. Kaisa hat auf Fitchs Bitten um Stellungnahme nicht reagiert. Das Versäumnis, die Hauptzahlung zu leisten, steht im Einklang mit der Fitch-Definition eines „RD“-Ratings”, so Fitch in einer Pressemitteilung.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s kommt laut Angaben der Tagesschau zu einem ähnlichen Ergebnis und bezeichnet einen Zahlungsausfall von Evergrande auch als „unvermeidbar“. Hier hat Fitch das Rating von “C” auf “RD” herabgestuft. Grund sei die Nichtzahlung der am 6. November 2021 fälligen Coupons für Anleihen der Evergrande-Tochtergesellschaft Tianji. Diese Nichtzahlung hat auch einen Ausfall der Anleihen von Evergrande ausgelöst. “Es gab keine Ankündigung seitens der Gesellschaft oder des Treuhänders bezüglich der am 6. November fälligen Couponzahlungen für die beiden Tianji-Anleihen nach Ablauf der Nachfristen. Außerdem reagierte das Unternehmen nicht auf unsere Bitte um Bestätigung der Couponzahlungen. Wir gehen daher davon aus, dass sie nicht bezahlt wurden”, so Fitch in einer Pressemitteilung zu Evergrandes Herabstufung.

Die chinesische Regierung will die „Auswüchse des Kapitalismus“ begrenzen

Nach Angaben der WirtschaftsWoche versucht die chinesische Regierung mit stärkeren Regulierungen, “die Auswüchse des Kapitalismus zu beschneiden und die Volksrepublik zu ihren sozialistischen Wurzeln zurückzuführen”. Umfassende Rettungsaktionen passen hierbei scheinbar nicht ins Bild. Laut der Wirtschaftszeitschrift Capital läuft die aktuelle Politik des Staatspräsidenten Xi Jinping eher auf die Umverteilung als auf die Schaffung von Vermögen hinaus. So würde die chinesische Regierung bei Insolvenzen im Immobiliensektor eher betroffenen Kunden und Lieferanten helfen. Ob der Druck auf den Immobilienmarkt zu einer weitreichenden Finanzkrise führt, bleibt abzuwarten. Laut Capital macht die Branche knapp 30 Prozent des chinesischen BIPs aus. Beunruhigend, wenn man bedenkt, dass die Gesamtschulden der Immobilienentwickler in China sich aktuell auf über zwei Billionen US-Dollar belaufen.

Bildquellen: corlaffra / Shutterstock.com