So schlimm steht es wirklich um den Londoner Immobilienmarkt
Der Immobilienmarkt in London beschreitet offenbar eine schwierige Phase und befindet sich in einer viel schlechteren Verfassung, als einige erkennen. Zu diesem Zustand, der von den Höchstständen während des Booms in weiter Ferne steht, haben verschiedene Faktoren beigetragen. So steht es aktuell um den Zustand des Häusermarktes in Großbritanniens Hauptstadt:
Unsicherheiten belasten Immobilienmarkt
Der Markt für Immobilien in London erhält mächtig Gegenwind, die derzeitigen Rahmenbedingungen sprechen nach einem mehrjährigen Boom für eine Verschlechterung des Häusermarktes: Im Allgemeinen sorgen die Unsicherheiten um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für eine schlechte Stimmung bei potenziellen Hauskäufern – zu ungewiss scheint der Fortgang dieses Ereignisses. Denn der letztendliche Ablauf des Brexits bleibt nach wie vor fraglich – im Falle eines ungeordneten Brexits befürchtet die Bank of England bei Immobilien sogar einen Preiseinbruch um bis zu 30 Prozent, berichtete „Bloomberg“. Daneben stehen weitere Faktoren wie höhere Steuern, die von einem Häuserkauf zurückschrecken lassen könnten.
Die Unsicherheitsfaktoren sorgen für einen Wertverlust: Das erste Mal seit sieben Jahren fallen die Verkaufspreise, währenddessen steigen die Leerstände. Durchschnittlich haben die Preise für Wohnimmobilien in London eine Korrektur in Höhe von 6,9 Prozent verbucht, berichtete das Nachrichtenportal „Blick“. Kurz vor dem Abschluss stehende Immobilien in London werden bereits teilweise 25 Prozent unter ihrem eigentlichen Wert verkauft, den sie zum Zeitpunkt der Reservierung hatten, erklärt ein Makler von MyLondonHome – das Immobilienunternehmen hat sich auf den Verkauf solcher Fälle spezialisiert.
Hausverkäufe sinken – Umsatz auf Rekordtief
Nicht nur die Preise selbst leiden, sondern auch die Zahl der Hausverkäufe hat deutlich nachgegeben. Wie ein Bericht der Royal Institution of Chartered Surveyors verlautet, könnte es sich in diesem Jahr sogar um ein rekordträchtiges Tief handeln: Durchschnittlich vermitteln die Londoner Immobilienbüros nur noch etwa alle drei Monate acht Häuser. Seit Beginn der RICS-Datenerhebung im Jahr 1994 lag das annualisierte Umsatzniveau bis einschließlich Oktober dieses Jahres auf einem Tiefpunkt. Dementsprechend schlecht ist auch die Lage bei Neubauten – die Menge der nicht verkauften, aber fertiggestellten Immobilien ist im Jahr 2018 um etwa die Hälfte gestiegen, wie „Bloomberg“ berichtete. Für die Londoner Innenstadt erwartet die Immobilienforschungsfirma Molior London einen Verkaufsrückgang um bis zu ein Viertel.
Des Weiteren wurden in London Stand Ende September 2.374 Leerstände bei Wohnungen verzeichnet – ein Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 1.595 Stück. Diesbezüglich stellte das Research-Unternehmen fest, dass in bestimmten Stadtteilen der Immobilien-Überschuss auffällig hoch ist. Dieser Zustand sei aufgetaucht, „weil es das falsche Produkt zu den falschen Preisen für das ist, was die Leute kaufen wollen oder können“, erläuterte Molior London-Gründer Tim Craine.
Sinkendes Interesse an einer überteuerten Immobilienlandschaft?
Auch im kommenden Jahr könnte der Londoner Häusermarkt zu kämpfen haben: Grund dafür könnte eine zusätzliche Steuer sein, die die Regierung für ausländische Immobilienkäufer einführen könnte. Das Interesse aus Asien wurde nach bereits vollzogenen Steuererhöhungen gedämpft, verlautet „Bloomberg“. Diese wurden eingeführt, um den durch das damals schwache Pfund überhitzten Markt zu regulieren.
„Der Markt befand sich auf einem extrem hohen Preisniveau, eine Korrektur war abzusehen“, meinte der Leiter der Immobilienforschung von UBS. Auch nach Abflachen seines Booms ist der Londoner Immobilienmarkt für viele Kaufinteressenten weiterhin nicht erschwinglich und wirkt überteuert: Wie Bloomberg berichtete, muss der durchschnittliche Eigenheim-Käufer in London fast das 15-Fache seines Jahresgehaltes hinblättern.
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