So tief steckt Deutschland in der Wohnungskrise

Während es noch in den 1990ern hieß, dass Deutschland fertig gebaut sei, befindet sich das Land knapp drei Jahrzehnte später inmitten einer Wohnungskrise. Lang scheint der Weg zu sein, der aus dieser wieder herausführt.

Wohnungsgipfel

Knapp zwei Monate ist es seit dem Maßnahmenkatalog der Bundesregierung zur Wohnungskrise Deutschlands her. Die geplanten 1,5 Millionen Neubauten in den nächsten Jahren ist als richtiger Schritt in die richtige Richtung zu werten. An der momentanen Situation am Immobilienmarkt kann dieser Beschluss jedoch nichts verändern – vor allem in den Top-Großstädten der Bundesrepublik. Dafür wurden in den letzten Jahren viel zu wenige neue Wohnungen in Ballungsräumen geschaffen. Gründe für die immens hohen Mietkosten fanden sich auf der diesjährigen Immobilienmesse EXPO REAL recht schnell. Hohe Bau- und Grundstückskosten sowie die vielen Normen wären einige der vielen Gründe für die mittlerweile zum sozialen Problem avancierte Wohnungsknappheit.

Wohnungsknappheit

Der Düsseldorfer Immobilienmakler Wulff Aengevelt zeigt anhand von Zahlen auf, wie drastisch die Wohnungssituation in den deutschen Großstädten aussieht. Laut seiner Berechnung fehlen allein in Berlin 59.000 Wohnungen, in Hamburg sind es 64.000 und in München seien es 70.000 Wohnungen die fehlen. Nach Angaben von Aengevelt müssten die fünf größten deutschen Städte jährlich jeweils eigentlich 60.000 neue Wohnungen fertigstellen – aktuell seien es aber nur halb so viele. Der CBRE-Empirica-Leerstandsindex findet hierzu deutliche Worte. Berlin weise in diesem Jahr eine Leerstandsquote von 0,4 Prozent auf – 2003 lag der Wert noch bei 5,1 Prozent. Abgesehen davon, dass zu wenige Wohnungen gebaut werden, gibt Charles Smethurst, Gründer der Dolphin Trust GmbH, die Landflucht der Jugendlichen und den Anstieg der Singlehaushalte in Großstädten als verstärkende Kraft an. Die fehlenden Grundstücke und die geringe Flexibilität der Politik im Rahmen von Genehmigungen sieht der Experte bei “PressePortal” als fehlende Unterstützung an.

Arme noch ärmer

Eine Studie des Sozialverbands Deutschland bringt konkrete Auswirkungen der steigenden Wohnungsknappheit auf den Punkt. “Die Miete macht über eine Million Haushalte in Großstädten so arm, dass ihr Einkommen nach Abzug der Miete unter dem Regelsatz von Hartz IV liegt”, lautet das Ergebnis der von 1993 bis 2014 durchgeführten Studie. In diesem Zeitraum seien die Mieten in der gesamten Bundesrepublik stärker angestiegen als das mittlere Einkommen. Vor allem seien “Alleinerziehende, Haushalte mit Migrationshintergrund, Rentner, Bezieher von Transferleistungen oder Menschen mit geringem Bildungsstand” besonders von der Zuviel-Belastung durch die steigenden Mieten betroffen. Mindestens 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen fehlen laut den Berechnungen der Studie in den deutschen Großstädten. Ab 2030 werde sich die Situation weiter verschärfen – Anteil an Altersarmut werde ab diesem Jahr innerhalb der Neurentner zunehmen. Die Versäumnisse der Politik in den letzten Jahren werden vom Sozialverband Deutschland als gravierendes Leugnen der Wohnungsnot bezeichnet welche zu “steigenden Mieten, Überbelegung und sozialer Segregation” geführt habe.

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