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Stadtplanung und Armut: Was kann man dagegen tun?

Armut in Städten gibt es schon seit der Antike. Durch den starken Zuzug und dem anschließenden Verharren der Bewohner in bestimmten Stadtvierteln hat sich eine Segregation in verschiedene Nachbarschaften entwickelt.

In Deutschland versuchte man der Herausbildung von “slums” mit dem Ausbau des Sozialstaats entgegenzuwirken.

Doch in den letzten Jahrzehnten findet verstärkt eine Differenzierung der Sozialräume statt, die einen erheblichen Einfluss auf die ärmeren Bevölkerungsschichten haben kann. Sollte diese nicht verhindert werden, kann die Armut verfestigt und an die nächsten Generationen vererbt werden.

Bekämpfung der Armut mit der richtigen Stadtplanung?

Dies äußerte Stadtforscher Hartmut Häußermann in einem wissenschaftlichen Beitrag. Wenn sich Armut in bestimmten Stadtvierteln konzentriert, könne dies als Verstärker fungieren und negative Auswirkungen auf die Bewohner haben. “Die Banlieues in Frankreich sind ein Beispiel” hierfür, wie Barbara Steenbergen, Vorsitzende der Europäischen Mietervereinigung, laut einem Beitrag der österreichischen Nachrichtenseiten DerStandard äußerte. Auch das Stadtviertel Scampia in Neapel sei ein Beispiel dafür, wie es Menschen aufgrund mangelhafter Stadtplanung und schlechter Infrastruktur geradezu unmöglich gemacht wird, aus ihrer Lage herauszufinden.

Steenbergen ist der Ansicht, dass ein “urbaner Mix” die Attraktivität einer Stadt erhöhen kann und ein “Kennzeichen für guten sozialen Wohnungsbau” ist. Neben den Neubauten gilt es, auch den aktuellen Wohnungsbestand umzustrukturieren. In den USA und Europa hat es bereits Experimente gegeben, im Rahmen derer sozial schwächere Viertel abgerissen und in besseren Stadtgegenden neu aufgebaut werden sollten. Doch immer erfolgreich gewesen sind diese nicht, da die Stigmatisierung innerhalb der Gruppen weiterhin geblieben ist. Dies hat dazu geführt, dass sich die Bewohner in ihrem neuen Zuhause nicht wohl gefühlt haben.

Räumliche UND soziale Umstrukturierung

Hamedinger äußerte gegenüber DerStandard, dass bauliche Umstrukturierung allein nicht ausreichen, um der Armut entgegenzuwirken. Es müssen auch soziale Prozesse in die Wege geleitet werden, die “gemeinsam mit den Bewohnern gestaltet werden” sollten, damit “die Menschen miteinander in Kontakt kommen”. Konkret bedeutet dies, eine bessere Infrastruktur zu schaffen und die lokale Wirtschaft zu verbessern. Letztendlich ist Armut laut Häußermann eine subjektive Wahrnehmung. Es sei nicht die “äußerliche Fassung”, die den sozialen Status eines Menschen bestimmt, “sondern die Bevölkerung, die darin lebt”.

Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Schulen. Denn vielerorts seien die Bildungseinrichtungen “eine treibende Kraft für die Entmischung von Quartieren”, wie Häußermann in seinem Beitrag schreibt. Indem bestimmte Grundschulen verstärkt von Migrantenkindern besucht werden, die bei Schuleintritt nicht alle über ausreichend Sprachkenntnisse verfügen, fürchten Eltern einheimischer Kinder, dass dies die “Lern- und Erziehungsprozesse” ihrer Kinder beeinträchtigen könnte. Somit ziehen sie ihre Kinder von den jeweiligen Schulen weg und es bildet sich ein Segregationsprozess in Schulen, der “eine […] ernste Gefährdung der kulturellen und sozialen Integration in den Städten” darstellt.

Eine “neue Form” von Stadtplanung

Seit 1999 gibt es in Deutschland das Bund-Länder-Programm “Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt”, bei der es darum geht, die Lebenssituation der Bewohner in ihren jeweiligen Vierteln zu verbessern und ihnen bessere Chancen zu ermöglichen. Neben der baulichen Erneuerung steht dabei die Integration von unter anderem Jugend-, Familien- und Kulturpolitik im Vordergrund, um die räumliche Konzentration von Armut zu bekämpfen. Laut Häußermann sei dies “eine neue Form” der Stadtplanung, deren Schwerpunkt nicht die äußere Fassade eines Viertels, sondern “der Sozialraum” darstellt.

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