Steigende Investitionen bei offenen Immobilienfonds – trotz und wegen Corona
Investitionen bei offenen Immobilienfonds steigen. Besonders der Logistiksektor scheint zu boomen. Das zeigt die kürzlich von der Ratingagentur Scope herausgegebene Untersuchung. Dieser zufolge sind offene Immobilienfonds also gut durch das Pandemie-Jahr 2020 gekommen.
Zahlen mehrere Investoren unterschiedliche Beträge in einen Topf ein, aus dem mehrere Immobilien erworben werden, spricht man von offenen Immobilienfonds. Die Investoren können dabei jederzeit investieren oder ihre Anteile – unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen und Fristen – wieder verkaufen. Ziel ist es, aus dem Verkauf oder der Vermietung der Immobilien, Renditen zu erwirtschaften. So kann man schon mit überschaubaren Beträgen Miteigentümer von Bürogebäuden, Lagerhäusern, Shoppingzentren oder Logistikobjekten werden. Die Experten von Scope verzeichnen steigende Investitionen bei solchen offenen Immobilienfonds.
Bewertung 15 offener Immobilienfonds
Die Ratingagentur Scope hatte im Juni 15 offene Immobilienfonds bewertet. Im Jahr 2020 haben diese für etwa 8,3 Milliarden Euro Immobilien angekauft. Damit liegt der Umfang der Immobilienankäufe – trotz des Corona-Jahres – über den rund acht Milliarden Euro von 2019. Hohe Mittelzuflüsse waren laut Scope ein wesentlicher Treiber der Investments. Dabei gewannen Logistikobjekte am meisten an Bedeutung.
HausInvest von Commerz Real investierte mit mehr als 1,8 Milliarden Euro und damit 22 Prozent des gesamten Investitionsvolumens am meisten. Es folgen grundbesitz europa mit 13 Prozent und UniImmo: Europa mit zehn Prozent.
Deutschland weiterhin beliebtester Immobilienstandort
Die 15 Fonds haben in Objekte in 17 verschiedenen Ländern investiert. Deutschland war dabei mit einem Anteil von drei Milliarden Euro wieder einmal an der Spitze, gefolgt von den Niederlanden mit zehn Prozent und Großbritannien mit acht Prozent. Dass Deutschland der beliebteste Immobilienstandort ist, daran wird sich laut Scope auch in den nächsten drei Jahren nichts ändern.
Der Anteil der US-Immobilien an den Investitionen sei erstmals seit 2017 wieder leicht gestiegen. Dazu trage auch die mittlerweile vollzogene Angleichung des Zinsniveaus im Dollar- und Euro-Raum bei und könnte dazu führen, dass der US-Immobilienmarkt wieder an Beliebtheit gewinnen könnte.
Logistik im Fokus – Einzelhandel größter Verlierer
Der Anteil der Büroimmobilien lag zwar mit 52 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau von 61 Prozent, macht jedoch weiterhin die mit Abstand wichtigsten Ankaufsanteil aus. Logistikimmobilien scheinen sich vermehrter Beliebtheit zu erfreuen. Mit einem Plus um zwölf Prozent auf 18 Prozent können sie einen sprunghaften Anstieg verzeichnen. Besonders abgenommen hat der Investitionsanteil in Einzelhandelsimmobilien. Während der Anteil 2018 noch bei 18 Prozent lag, sank er 2019 auf zehn – und 2020 auf sechs Prozent. Auch Hotelimmobilien haben an Attraktivität eingebüßt: “Im Zeichen der aktuellen Covid-19-Krise ist dies sicherlich eine nachvollziehbare, da risikoaverse Entwicklung.”, erklärt Scope dazu.
Fondsanbieter rechnen trotz Corona nicht mit sinkendem Ankaufsvolumen 2021
Eine Befragung von Scope zwischen Januar und April dieses Jahres bei 24 Fondsanbietern (darunter die 15 bewerteten Fonds) mit einer Verwaltungshöhe von Assets under management von über 700 Milliarden Euro ergab, dass für 2021 nicht mit sinkenden Auftragsvolumina gerechnet wird. Waren für 2020 noch von 60 Prozent der Befragten sinkende Ankaufsvolumen erwartet worden, gehen laut Scope aktuell schon mehr als die Hälfte von stabilen Ankaufsvolumina aus und 40 Prozent sehen gar steigende Investitionen. Grund sei, “dass viele Anbieter die Covid-19-Krise nutzen wollen, um Marktchancen zu ergreifen. Allerdings lassen `Schnäppchen´ auf dem Markt weiter auf sich warten.”
Der Ratingagentur zufolge werden in Großbritannien und besonders im skandinavischen Raum in Zukunft steigende Investments erwartet. Generell verstärkte sich in den letzten Jahren aber der Trend, in der heimischen Währung zu investieren.
Wohnanteil bei Nutzungsarten weiterhin führend
Auch bei den Nutzungsarten verzeichnet – genau wie beim Investitionsanteil – der Logistikanteil eine deutliche Erhöhung. Während vor der Corona-Pandemie in der Vorjahresumfrage 44 Prozent der Befragten angaben, in den nächsten drei Jahren in Logistikimmobilien investieren zu wollen, waren es in der aktuellen Umfrage 64 Prozent. Der Wohnanteil in Bezug auf Nutzungsarten führt mit 82 Prozent jedoch weiterhin die Liste der geplanten Investitionen an, gefolgt von Büro mit 68 Prozent.
Immobilienexpertin Sonja Knorr von Scope erklärte in einem Interview im Juni der Süddeutschen Zeitung gegenüber, sie gehe davon aus, dass sich die Pandemie insgesamt nur vorübergehend negativ auf Immobilienfonds auswirkt. So erwarte Scope eine Normalisierung der Lage bei den Hotels ab 2024, räumt aber ein, dass bei den Büros zukünftig flexiblere Nutzungskonzepte nötig sind. Das Leerstandsrisiko treffe vor allem auf Büro-Objekte in weniger attraktiven Lagen zu.
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