,

Studie: Baukonjunktur-Boom bleibt auch nach Corona aus

Ist das Hochbauvolumen 2019 noch um fast fünf Prozent gestiegen lag sein Wachstum 2020 bei nur noch einem Prozent. Während das laufende Jahr 2021 unsicher bleibt, soll einer Studie von EY-Parthenon zufolge 2022 eine leichte Erholung einsetzen. Ein Boom bleibt der Veröffentlichung zufolge jedoch aus.

Die Unternehmensberatung EY-Parthenon veröffentlicht jährlich eine “Hochbau-Prognose” – so auch in diesem Jahr. 2020 war die Prognose ausgesetzt worden, da es den Experten eigenen Angaben zufolge nicht möglich erschien, die Entwicklung der Baukonjunktur zuverlässig vorherzusagen. Auch in der aktuellen Hochbau-Prognose 2021 heißt es: „Insgesamt muss […] festgehalten werden, dass die Marktprognose aufgrund der derzeitigen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Situation mit einer überdurchschnittlich hohen Unsicherheit behaftet ist.”

Während des Corona-Jahrs 2020 ist das Hochbauvolumen stark gesunken

Sicher scheinen sich die Experten jedoch darin zu sein, dass die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre vorerst nicht wieder erreicht werden: Nachdem das Transaktionsvolumen im Hochbau 2019 um ganze 4,5 Prozent gestiegen war, stieg es 2020 der Parthenon-Hochrechnung zufolge um nur noch gerade einmal 1,1 Prozent. Für den Prognosezeitraum (bis 2023) liegt das durchschnittliche Wachstum im Bereich (Geschoss-)Wohnungsbau bei jährlichen 1,7 Prozent, für den privaten Wohnungsbau wird ein durchschnittliches Plus von 1,0 Prozent erwartet. Immobilien aus den Branchen Gastronomie und Hotellerie werden der Prognose zufolge vermutlich eine längere Regenerationszeit benötigen, wohingegen insbesondere die Industrieimmobilien laut EY-Parthenon ab 2022 eine Trendwelle erleben werden.

Hochbau: immer mehr Renovierungsprojekte

Das Verhältnis zwischen Umsätzen, die aus Renovierungsmaßnahmen entstehen und denjenigen, die aus Neubauaufträgen generiert werden, verschiebt sich zudem immer stärker zugunsten der Renovierungsprojekte: Machten diese 2018 noch unter 60 Prozent der Transaktionsbeträge aus, waren es 2020 bereits 60,4 Prozent, für 2021 werden insgesamt 61,2 Prozent erwartet.

2020 ist das Hochbauvolumen im Bereich Wirtschaftsbau bei den Neubauten um 3,5 Prozent zurückgegangen, bei den Renovierungen waren es vergleichsweise wenige 2,5 Prozent. Insgesamt sank das Volumen des Nicht-Wohnungsbaus um 1,5 Prozent. Das Wohnungsbauvolumen hingegen stieg um 4,9 Prozent, der Studie zufolge insbesondere aufgrund einer großen Menge staatlicher Aufträge.

Zahl der eingehenden Aufträge sank in Q2 2020 um 12,0 Prozent

Auch die Auftragslage veränderte sich 2020 stark: So sank die Zahl der Auftragseingänge für den Hochbau 2020 im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent – wobei im zweiten Quartal mit einem Minus von 12,0 Prozent den stärksten Rückgang beobachtet wurde. Im gesamten Jahr 2020 stieg die Zahl der Auftragseingänge im Bereich Wohnungsbau um 4,7 Prozent und im Bereich öffentlicher Bau um 1,1 Prozent, während sie in der Branche Wirtschaftsbau um ganze 9,1 Prozent sank. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen hingegen ist für alle Branchen zusammengerechnet trotz Pandemie um satte 10,8 Prozent gestiegen.

Hochbauvolumen: Wachstumsrate liegt weiterhin über der Inflation

Die Parthenon-Experten sehen verschiedenen Faktoren als Gründe für die aktuelle Lage der Baukonjunktur. Sie schreiben in ihrer aktuellen Veröffentlichung: “Hauptgründe für die leichte Entschleunigung des Wachstums im Vergleich zu den Jahren vor COVID-19 sind sinkende Mietrenditen, Kapazitätsengpässe, der zunehmende Mangel an Bauland und in der Folge steigende Baukosten.” Sie führen an, die Baukosten seien einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßen Bau zufolge in den Jahren 2000 bis 2017 allein aufgrund der stufenweise verschärften Auflagen der Energieeinsparverordnung (EnEV) um ganze 19 Prozent gestiegen.

So sind der Studie zufolge 2021 die Preise im Vorjahresvergleich trotz der Pandemie in den Bereichen Wohnungsbau (1,5 Prozent), Renovierung (2,2 Prozent) sowie Nichtwohnungsbau Industrie (1,5 Prozent) und Nichtwohnungsbau Büro (1,6 Prozent) gestiegen. Die Wachstumsrate liegt damit in allen Bereichen über der Inflationsrate, die vergangenes Jahr bei 0,5 Prozent lag. Der Einschätzung der Experten zufolge wird auch in den kommenden Jahren die Wachstumsrate immer deutlich über der der Inflation liegen.

Parthenon prognostiziert weiterhin steigende Preise im Baugewerbe

Für 2022 wird ein Wachstum des Hochbauvolumens um 1,4 Prozent auf insgesamt 253,2 Milliarden Euro erwartet, 2023 sollen es 1,5 Prozent werden. Zu den Preisen wird Axel Schäfer von Parthenon von der ZEIT wie folgt zitiert: “Wir rechnen auch in den nächsten Jahren mit überdurchschnittlichen Preissteigerungen im Baugewerbe.”

Bildquellen: Bilanol / Shutterstock.com