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Studie enthüllt: So beurteilen PropTechs die Immobilienbranche

Die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft macht auch vor der Immobilienbranche keinen Halt: Die Anzahl der sogenannten PropTech-Unternehmen ist auf dem deutschen Markt in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

Dabei handelt es sich um Firmen, die mithilfe von neuester Informations- und Kommunikationstechnologie die Digitalisierung des Immobilienmarktes weiter vorantreiben. Zu den typischen Handlungsaktivitäten gehören beispielsweise die Optimierung von Abläufen oder die Entwicklung neuer Geschäftsideen. Mittlerweile zählt das Blogportal PropTech.de insgesamt 466 PropTech-Unternehmen in Deutschland, im September 2018 waren es noch 300.

Neue Studie deckt Ansichten der PropTechs auf

Aufgrund der wachsenden Bedeutung von PropTech-Unternehmen für die Immobilienwirtschaft hat die Technischen Hochschule Aschaffenburg in Zusammenarbeit mit der Blackprint Booster GmbH und der PropTech-Consulting Firma Brickalize kürzlich eine Studie zu dieser Thematik veröffentlicht. Die “PropTech Germany 2020”-Studie unterscheidet sich jedoch grundlegend von den bisher veröffentlichten Abhandlungen: Sie betrachtet vor allem die Perspektive und die Auffassung der PropTech-Unternehmen statt nur die Ansichten der etablierten Immobilienunternehmen zu behandeln.

Innerhalb der Studie wird dabei vor allem untersucht, mit welchen Herausforderungen die PropTech-Unternehmen beim Eintritt auf den deutschen Immobilienmarkt kämpfen müssen.

Hürden für PropTechs beim Aufbau eines neuen Geschäftsmodells

Als größte Hürde empfinden 94 Prozent der PropTech-Unternehmen den Studienergebnissen zufolge den erschwerten Zugang zu Daten und deren Auswertung. Die Intransparenz auf dem deutschen Immobilienmarkt schränkt die Unternehmen in ihrer Arbeit erheblich ein und erschwert den Aufbau eines neuen Geschäftsmodells zur Digitalisierung der Immobilienbranche. Zweitgrößtes Hindernis ist für 84 Prozent der Firmen die Heterogenität der Branche; danach werden das fehlende Verständnis der Immobilienunternehmen für das PropTech-Geschäftsmodell (75 Prozent) und der Mangel an fachlich qualifizierten Entwicklern (75 Prozent) als Hürden genannt.

PropTech-Startups sind negativer eingestellt als etablierte Unternehmen

Für die Studie wurden neun PropTech-Unternehmen, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstufen befinden, zu Markt- und Geschäftsentwicklung, Hürden beim Markteintritt und Kundengewinnung befragt. Zu gleichen Teilen nahmen bereits auf dem Markt etablierte PropTech-Unternehmen aus Deutschland (Grown-Ups), PropTech-Startups (Early-Stager) und ausländische PropTech-Firmen mit dem Ziel eines baldigen Markteintritts in Deutschland teil.

Laut der PropTech-Studie sollen die Early-Stager gegenüber den etablierten Immobilienunternehmen (Establishment) deutlich negativer eingestellt sein als die Grown-Ups. Die Startups schätzen die Auftragsbereitschaft des Establishments als deutlich geringer ein, was nicht zuletzt an der noch nicht vollständig ausgereiften Vernetzung der Early-Stager in der Immobilienbranche liegt. Außerdem klagen die Startups den Verfassern der Studie zufolge über eine fehlende Risikobereitschaft der Immobilienunternehmen, die zwar offen für den Informationsaustausch seien, jedoch keine Verträge abschließen oder Investitionen tätigen wollen.

Aufgeschlossenheit des Establishments gegenüber PropTechs wächst

Insgesamt berichten die PropTech-Unternehmen laut Studie jedoch weitgehend positiv von den aktuellen Entwicklungen bei der Zusammenarbeit mit den Immobilienunternehmen. So sei die Aktivität des Establishments deutlich gewachsen und auch eine steigende Aufgeschlossenheit der Kunden gegenüber den neuen Geschäftsmodellen der PropTech-Unternehmen zu verzeichnen. “Grundsätzlich brauchen die Unternehmen, auch wenn sie operativ weniger Geschäfte machen, digitale Lösungen”, erklärt Sascha Donner, Co-Founder von dem PropTech-Unternehmen EVANA. Und das nehmen die etablierten Immobilienunternehmen offensichtlich auch so wahr: “Die Nachfrage für PropTech-Unternehmen wird nachhaltig steigen; es ist ein guter Markt”, prophezeit der Experte in der Studie.

Corona-Krise sorgt für Sensibilisierung beim Establishment

Auch insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie sollen die Immobilienunternehmen vermehrt auf die PropTech-Unternehmen zugekommen sein. Hauptgrund dafür sind wahrscheinlich die plötzliche Umstellung der Arbeitsmodi in den Firmen und der zunehmende Druck auf die Immobilienunternehmen, mit dem technologischen Wandel in der Corona-Krise Schritt zu halten. “Jeder, der vor Corona dachte, er wäre digital, hat nun festgestellt, dass er es nicht im Geringsten ist”, erklärt Dominik Kraatz, Geschäftsführer von PropTech Inzept3D. Die Pandemie hat ein Umdenken in der Immobilienbranche veranlasst und die Notwendigkeit der Digitalisierung in vielen Themenbereichen des Immobilienmarktes hervorgehoben. Daher schätzen 56 Prozent der befragten PropTechs die Folgen der Corona-Krise in Bezug auf die Entwicklung des Unternehmens als nicht gefährlich ein; mehr noch, viele PropTechs bezeichnen die Krise sogar als eine Chance für das eigene Geschäftsmodell.

PropTechs sind aufgeschlossen für Zusammenarbeit

Auch planen viele PropTechs in Zukunft mit anderen PropTech-Unternehmen zusammenzuarbeiten, um den Kunden eine bessere Komplettlösung für ihre Geschäftsprozesse präsentieren zu können. Schon jetzt kooperieren rund 78 Prozent der befragten Firmen mit anderen PropTech-Unternehmen; alle Unternehmen der Studie (100 Prozent) planen in Zukunft mit anderen Firmen zusammenzuarbeiten.

 

Bildquellen: Tavarius / Shutterstock.com