Transformation einer Umgebung: Wie sich Amazons Headquarter auf New Yorks Häuserwerte auswirken wird
Wo einst bezahlbare Wohnungen gebaut werden sollten, wird bald das neue Amazon Headquarter stehen. Der Online-Riese will in den kommenden Jahren expandieren und hat sich für einen seiner zwei neuen Hauptsitze den New Yorker Stadtteil Queens ausgesucht. Man erwartet eine dramatische Veränderung der Umgebung.
„Größte Abkommen zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Geschichte von NYC“
Mehr als ein Jahr ist es her, seit Amazon sein Vorhaben, zwei neue Standorte entstehen zu lassen, öffentlich bekannt gab. Seitdem bewarben sich 238 Städte und Bundesstaaten mit großzügigen Steuernachlässen in Milliardenhöhe und anderen Annehmlichkeiten, um den US-Konzern anzulocken. Schließlich entschied sich Amazon für die Standorte Long Island City im New Yorker Bezirk Queens und Crystal City im Norden des Bundesstaates Virginia. Nicht umsonst: Allein New York verspricht Steuernachlässe und Zuschüsse in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren. Weitere 1,3 Milliarden könnten folgen.
Im Gegenzug will Amazon in Long Island City 2,5 Milliarden US-Dollar in einen energieeffizienten Campus auf 371.000 Quadratmetern investieren und 25.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Auch will der Online-Riese Investitionen in den Bau zweier Schulen und in die Infrastruktur tätigen und an lokalen Jobmessen teilnehmen. Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, zeigte sich sichtlich zufrieden, noch nie habe New York ein größeres Entwicklungsprojekt verabschiedet. Bürgermeister Bill de Blasio war über den neuen Deal ebenfalls erfreut: „Wir sprechen über das größte Einzelabkommen zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Geschichte von New York City.“
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Wertsteigerung der Immobilien allein durch „Gerüchte“
Doch die neue Ansiedlung könnte aber vor allem der Immobilienlandschaft einen kräftigen Schub verleihen. Als die Nachricht über Amazons neue Ansiedlung am 13. November öffentlich bekannt gemacht wurde, stieg der Wert vieler Immobilien über Nacht. So beispielsweise zwei Eigentumswohnungen am Flussgebiet in Crystal City, die sich monatelang auf dem Markt befanden und die keiner haben wollte. Über Nacht änderte sich das und es fanden „19 Besichtigungen in den ersten beiden Tagen“ statt, wie Immobilienmakler der Keller Williams Capital Properties, Jordan Stuart, verlautete. „Hätte mir jemand vor zwei Monaten gesagt, dass ich Nachrichten mit Angeboten zu diesen Apartments bekommen würde“, hätte Stuart es nicht geglaubt.
Auch in Long Island City fand ein Bieterwettkampf um eine 1,5 Millionen US-Dollar-teure Wohnung ein Ende. Das große Interesse an der Immobilie, die sich nur sechs Blocks weit vom zukünftigen Amazon Headquarter befindet, entstand, sobald die ersten Gerüchte um die Ansiedlung von Amazon aufkamen. „Noch nie habe ich einen derart schnellen Abschluss eines Vertrags erlebt“, so Lauren Bennett der Immobiliengesellschaft Corcoran, „Ich bin mir sicher, dass es an Amazon liegt“. Analysen haben gezeigt, dass Online-Suchanfragen nach Wohnungen in Long Island City in den ersten elf Novembertagen um 800 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr angestiegen sind. Das Interesse ist demzufolge immens.
Von der Industrieregion zum florierenden Wohngebiet
Long Island City erlebte in den letzten Jahren eine rasante Veränderung. Während sie früher eher als Industrieregion bekannt war, entwickelte sie sich immer mehr zu einer beliebten Wohngegend. Der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen im Nordwesten des Bezirks Queens stieg in den vergangenen fünf Jahren um 80 Prozent auf mehr als 825.000 US-Dollar. Und dieser dürfte mit Amazons Ansiedlung weiter ansteigen. Unter anderem aufgrund der neuen Mitarbeiter. An den beiden neuen Standorten sollen je 25.000 Mitarbeiter mit einem Einkommen von mindestens 150.000 US-Dollar beschäftigt werden. Und diese werden entsprechende Unterkünfte benötigen.
Unzufriedene Anwohner
Die Anwohner selbst sind mit dem Deal zwischen der Stadt und dem Milliarden-Konzern unzufrieden. Wie die „Zeit“ berichtet, sind es vor allem Mitglieder der örtlichen Einzel- und Großhandelsgewerkschaft sowie Lokalpolitiker, die gemeinsam mit einigen Anwohnern gegen die Pläne der Stadt demonstriert haben. Die steigenden Mieten machten das Leben von vielen Menschen in dem Bezirk schwer. Pro Jahr würden diese um zwölf Prozent ansteigen. Mittlerweile kostet eine Einzimmerwohnung zwischen 2.500 und 3.900 US-Dollar im Monat. Auch kleinere Geschäfte leiden unter den steigenden Mieten. Hinzu kommt, dass sich immer mehr Ketten in der Region ansiedeln, gegen die lokale Einzelhandelsgeschäfte kaum eine Chance haben.
Unzufrieden sind die Anwohner aber vor allem aufgrund der immensen Steuernachlässe, die der Konzern von der Stadt gewährleistet bekommt. Anstatt das Geld in das ohnehin schon angeschlagene U-Bahn- oder Abwassersystem zu investieren, sorge man dafür, dass noch mehr Menschen in die Region ziehen. Durch den großen Andrang auf die U-Bahn, öffentlichen Einrichtungen und das Abwassersystem könne es laut Demonstranten zu einer Überforderung der Stadt kommen.
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