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Trotz Corona-Krise: Projektentwickler glauben an steigende Nachfrage auf Wohnungsmarkt

Der Leitzins liegt immer noch bei null Prozent, die Zinsen für Immobilienkredite sind Interhyp zufolge weiterhin niedrig: Die besten Voraussetzungen für den Erwerb oder Bau eines Eigenheims sind laut Immobilienexperten also gegeben. Bauträger und Projektentwickler sehen das offenbar ähnlich und lassen deutlich mehr neuen Wohnraum genehmigen als im Vorjahreszeitraum.

Neue Dynamik im Maklergeschäft

Haufe Online zitiert Kurt Friedl, CEO und Gesellschafter von Re/MAX Germany mit den Worten: „Nach der Corona-Schockstarre spürt die Mehrheit unserer Top-Makler wieder ein Ansteigen der Nachfrage am Markt.“ Günstige Kreditzinsen sowie der erhöhte Bedarf an den ‘eigenen vier Wänden’, welcher durch vermehrtes Home-Office entstanden sei, würden Interessenten nun zum Kauf anregen. Experte Michael Hannwacker, geschäftsführender Gesellschafter bei Von Poll Immobilien äußert sich gegenüber boerse-online ähnlich: „Neu ist, dass viele Menschen Immobilien jetzt auch als sichere Orte neu entdecken, als Schutz vor Viren […] es wird die Nachfrage sicher schüren.“ Und: „Angesichts historisch einmalig niedriger Kreditzinsen erscheint es für viele Nachfrager wirtschaftlicher zu sein, anstatt zu mieten, in selbst genutzte Eigentumsobjekte zu investieren“, zitiert der Spiegel F + B Geschäftsführer Bernd Leutner.

Dennoch: Weniger Wohnneubauten in Q2 2020 verkauft

In den Verkaufszahlen spiegelt sich die durch die Pandemie angeblich angekurbelte Nachfrage allerdings nicht wider: Die Verkaufszahlen der Wohnneubauten seien in den Monaten April bis Juni bei gleichbleibendem Angebot deutlich gesunken, so Matthias Schindler, Vorstand der Projektentwicklung bei Project Real Estate, in seiner aktuellen Marktstudie des zweiten Quartals (Q2) 2020. Auch Friedl zufolge sei etwa ein Drittel der Kaufinteressenten weiterhin eher abwartend eingestellt und neige nicht direkt zum Kauf, so Haufe Online.

Die Zahl der im Juni genehmigten Wohnungsbauvorhaben liegt im fünfstelligen Bereich

Die Statistiken allerdings zeigen, dass sich Bauträger und Projektentwickler bislang nicht von den sinkenden Verkaufszahlen beeindrucken lassen, sondern vielmehr planen, weiter zu bauen: Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) haben Bauämter in Deutschland allein im Monat Juni 34.300 Wohnungen genehmigt – 22,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und 12,4 Prozent mehr als im Mai. Mit Blick auf das gesamte erste Halbjahr (H1) 2020 liege der Anstieg im Vorjahresvergleich bei sieben Prozent.

Diese Entwicklung sei unter anderem durch Großaufträge (Mehrfamilienhäuser) sowie verzögerte Meldungen aus einigen Bauämtern beeinflusst. Es habe im Verhältnis zum Vorjahresmonat einen Anstieg an genehmigten Wohnungen von 27,3 Prozent bei Zweifamilienhäusern, 25,1 Prozent bei Mehrfamilienhäusern und 16,9 Prozent bei Einfamilienhäusern gegeben, so Destatis.

Ob all diese Häuser aber auch so bald gebaut werden, bleibt abzuwarten. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) formuliert es in einer Pressemitteilung wie folgt: „Baugenehmigungen sind noch lange keine fertiggestellten Wohnungen.“ Und laut dem Handelsblatt besagen Statistiken, dass es seit Jahren immer mehr nicht abgeschlossene Bauvorhaben gibt – aufgrund einer fast schon zu hohen Auftragslage und Fachkräftemangel im Baugewerbe.

Übrigens: Destatis hat nicht ausschließlich Zahlen zu in Q2 2020 genehmigten Wohngebäuden veröffentlicht. Im Juni dieses Jahres sei auch mehr umbauter Raum für Nichtwohngebäude genehmigt worden – mit insgesamt 22,5 Millionen Kubikmeter 23,1 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

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