,

Trotz Corona-Krise und Brexit bleiben Londoner Immobilien bei internationalen Investoren beliebt

London ist schon lange ein attraktiver Markt für internationale Immobilien-Investoren. Mit dem Brexit kamen Befürchtungen auf, die Investoren könnten abwandern – doch offenbar hält die britische Hauptstadt nicht nur dem Brexit, sondern auch der Corona-Krise stand.

Die Zeitzone, der Lifestyle, die Vermögensrechte und die Infrastruktur seien nur ein Teil der langfristigen Vorteile, die Londoner Immobilien internationalen Investoren bieten. Das erklärte BNP Paribas Real Estate im Jahr 2017 und begründete so, dass besagte Investoren London nicht wie allgemein befürchtet aufgrund politischer Unsicherheiten – wie dem Brexit – fallen lassen würden.

31,4 Prozent aller Immobilien-Investments in Q2 von internationalen Investoren

Und scheinbar hatte BNP Paribas Real Estate Recht damit, dass die Investoren auch während Krisen bleiben würden: Einer BNP Paribas Real Estate-Pressemitteilung zufolge wurden im von der Corona-Krise geprägten, ersten Halbjahr (H1) 2020 ganze 693 Millionen Euro von internationalen – genauer gesagt, asiatischen – Investoren in Londoner Immobilien gesteckt.

Dies entspreche einer Steigerung von 74,4 Prozent zu H1 2019. Insgesamt seien drei Viertel aller Londoner Immobilien-Investments in H1 2020 von internationalen Investoren getätigt worden. 31,4 Prozent darunter asiatischer Herkunft – 2019 habe dieser Wert nur bei 9,8 Prozent gelegen.

Wertentwicklung der Immobilien unsicher

Während die Renditen für britische Staatsanleihen auf einem historischen Tiefstand liegen, sind die Immobilien-Renditen stabil und damit die sicherere Investitionsmöglichkeit, erklärt BNP Paribas Real Estate in der Pressemitteilung. Dennoch sei auch die Wertentwicklung der Immobilien unsicher – deswegen geben offenbar nicht so viele Eigentümer wie gewöhnlich ihren Besitz auf den Markt, was den Wettbewerb unter Investoren eher fördere.

Außerdem: Trotz der Zurückhaltung der Eigentümer und dem vermehrten Anteil an Mietflächen auf dem Markt liegt die Leerstandsrate laut BNP Paribas Real Estate noch unter der langfristigen Durchschnittsrate von 6,5 Prozent.

2019 haben internationale Investoren BNP Paribas Real Estate zufolge insgesamt 10,3 Milliarden Euro in Londoner Immobilien investiert. Darum geht man bei BNP wohl von einem Rückgang des Investitionsvolumens aus.

Rückgang des Investitionsvolumens trotz bleibender Nachfrage

Dieser Rückgang sei allerdings weniger auf fehlende Nachfrage durch die Investoren, sondern vielmehr auf die sinkende Aktivität britischer Investoren zurückzuführen.

Simon Glenn, Co-Head London Markets bei BNP Paribas Real Estate, wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Entgegen aller Befürchtungen eines Preisverfalls bei Immobilien wegen stagnierender Investitionsaktivität und unkalkulierbarer Risiken aufgrund der Corona-Pandemie gibt es aktuell keine Anzeichen für einen Preisrückgang bei erstklassigen Immobilien. Vielmehr beobachten wir aufgrund des rückläufigen Angebots bei gleichbleibend hohem Investoreninteresse einen hohen Wettbewerb um einzelne Objekte.”

Ob die internationalen Investoren allerdings auch langfristig in London bleiben werden, bleibt abzuwarten: Erst Ende letzten Jahres veröffentlichte Konii, ein Portal für Immobilienwirtschaft, die Ansichten von Experte Günther Vornholz. Dieser ist Professor für Immobilienökonomie an der Universität Bochum und glaubt, dass die USA den europäischen Standorten mithilfe höherer Renditen nach und nach die internationalen Investoren abgreift. Ob derlei Prognosen sich durch die Corona-Krise noch einmal verändern, bleibt wohl ebenfalls abzuwarten.

Bildquellen: Songquan Deng / Shutterstock.com