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UBS-Studie warnt vor Preisblasen auf zahlreichen Immobilienmärkten – Europa besonders heiß gelaufen

Jedes Jahr veröffentlicht das Chief Investment Office der Schweizer Großbank UBS eine Studie zur Aufdeckung von Preisblasen auf dem Immobilienmarkt. Dafür hat die UBS Bank 2020 die Preise für Wohnimmobilien in weltweit 25 Großstädten untersucht. Gemäß dem sogenannten UBS Global Real Estate Bubble Index besteht bei der Hälfte aller betrachteten Städte ein Preisblasenrisiko oder eine erhebliche Überbewertung der Immobilien am Markt.

Europäischer Wohnungsmarkt am stärksten überhitzt

Dabei hat der europäische Raum laut UBS die größte Anzahl an überhitzten Wohnungsmärkten auf der Welt. Das kürzlich veröffentlichte Ranking der Schweizer Großbank zeigt, dass für die beiden deutschen Städte München und Frankfurt das höchste Blasenrisiko besteht. Denn gemessen am UBS Global Real Estate Bubble Index errechnete die Studie für München und Frankfurt einen Index-Wert von 2,35 bzw. 2,26 Punkten – bei mehr als 1,5 Punkten besteht jedoch laut UBS bereits die Gefahr einer Blase.

Auch Toronto und Hongkong sind stark von Ungleichgewichten auf dem Immobilienmarkt betroffen, wie auch Paris, Amsterdam und Zürich, welche ebenfalls zu den Städten mit Blasenrisiko gehören. London, Tokio und Los Angeles weisen zwar eine Überbewertung am Markt auf, trotzdem warnen die Experten der Studie hier nicht vor einer Preisblase. Boston, Singapur und Dubai dagegen sind gemessen am UBS Index preislich gesehen relativ fair bewertet. Auch die polnische Hauptstadt Warschau, die in diesem Jahr das erste Mal betrachtet wurde, weist laut Ranking ein niedriges Risiko für eine Blasenbildung auf. Einzig die Immobilien in Chicago sind laut den UBS Analysen unterbewertet.

Preiswachstum hat sich erheblich beschleunigt

Bei der Betrachtung der inflationsbereinigten Preissteigerungsraten der letzten vier Quartale zeigt sich, dass sich das Preiswachstum auf dem Immobilienmarkt im Durchschnitt erheblich beschleunigte. Nach Angaben der Züricher Großbank erhöhten sich die Immobilienpreise in München, Frankfurt und Warschau um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den amerikanischen und asiatischen Metropolen war das Wachstum zwar nicht so deutlich, aber trotzdem vorhanden. Madrid, San Francisco, Hongkong und Dubai sind laut UBS die einzigen Orte mit sinkenden Preisen. Den UBS-Experten zufolge war 2006 das letzte Jahr, in dem es noch weniger Städte mit negativer Preisentwicklung gab.

Gründe für Preiswachstum trotz Corona-Krise

Für viele scheint diese Preisentwicklung in der aktuellen Zeit verwunderlich. Wegen der Corona-Pandemie erwarteten viele Makler eine sinkende Nachfrage nach Immobilien aufgrund von finanziellen Unsicherheiten bei potenziellen Käufern und damit verbunden eher einen Rückgang der Immobilienpreise. Laut UBS-Studie gibt es jedoch wesentliche Gründe, warum die Immobilienpreise auch im ersten Halbjahr 2020 stabil geblieben sind:

Zunächst einmal benötigen Preise – vor allem Immobilienpreise – eine gewisse Zeit, bis sie sich an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Daneben hatten die meisten potenziellen Kunden laut UBS-Studie außerdem keine gravierenden Einkommenseinbußen zu verzeichnen – dank Maßnahmen wie der Kurzarbeit-Regelungen. Außerdem erhielten viele Eigentümer von Wohnimmobilien im Zuge der Pandemie staatliche Unterstützungen wie Steuersenkungen und das Aussetzen von Zwangsvollstreckungen bei Eigentumswohnungen.

Experten rechnen mit Marktkorrektur wegen Corona-Krise

Trotzdem sind sich die Experten der UBS Bank einig, dass die aktuelle Corona-Zeit nicht spurlos am Wohnungsmarkt vorüber gehen wird: „Die vermehrte Arbeit im Homeoffice stellt die Notwendigkeit infrage, nahe der Innenstädte zu leben. Der Druck auf die Haushaltseinkommen veranlasst viele Menschen, in erschwinglichere Vorstadtgebiete umzuziehen”, erklärt Claudio Saputelli, Leiter Real Estate bei UBS.

Auch sein Kollege, Chief Investment Officer Mark Haefele rechnet mit erheblichen Preiskorrekturen und Rückgängen bei der Immobiliennachfrage in den Metropolen. Laut dem Experten seien zukünftige Entwicklungen in der aktuellen Zeit zwar schwer abschätzbar, trotzdem werden seiner Meinung nach höhere Arbeitslosigkeit und unsichere Haushaltseinkommen zu einer Dämpfung des Preiswachstums führen. „Klar ist jedoch, dass die derzeitige Beschleunigung auf kurze Sicht nicht nachhaltig ist“, betont Haefele. Daher rechnet der Experte fest damit, dass auf dem Immobilienmarkt eine breite Marktkorrektur stattfinden wird, also „eine Korrekturphase einsetzt, wenn die Subventionen auslaufen und der Druck auf die Einkommen steigt“.

Bildquellen: ChameleonsEye/Shutterstock.com