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Unerschütterlicher europäischer Immobilienmarkt: Perspektiven eines PATRIZIA-Strategen

Die Widerstandsfähigkeit des europäischen Immobilienmarktes inmitten wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen ist ein Thema von großer Relevanz und Interesse für Investoren und Marktbeobachter. Ein PATRIZIA-Stratege hat eine Einschätzung abgegeben, die auf einer Vielzahl von Faktoren und Marktindikatoren basiert.

Die PATRIZIA SE: Ein kurzer Einblick

Die PATRIZIA AG, nun PATRIZIA SE, ist ein Unternehmen im Immobilieninvestmentbereich, das 1984 gegründet wurde. Es hat seinen Sitz in Augsburg, Deutschland, und ist ein im SDAX der Deutschen Börse gelisteter globaler Anbieter von Immobilieninvestments in Europa​. Seit der Gründung hat PATRIZIA das Ziel verfolgt, Gemeinschaften aufzubauen und eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Unter anderem trägt die PATRIZIA Foundation, die sich weltweit für bedürftige Kinder einsetzt und ihnen den Zugang zu Bildung ermöglicht, zu diesem Ziel bei​, wie IZJobs berichtet.

Das Transaktionsvolumen und Segmente des Wohnimmobilienmarktes

Inmitten einer Zeit von ökonomischen Turbulenzen, ausgelöst durch Inflation und steigende Zinsen, hat Dr. Marcus Cieleback, Chief Urban Economist bei PATRIZIA, eine gründliche Untersuchung des europäischen Wohnimmobilienmarktes durchgeführt. Seine Analyse, die den Titel „European Residential Markets 2023/2024“ trägt, beleuchtet die Resilienz des Sektors, selbst in einem Klima, das einige Projektentwickler in Schwierigkeiten brachte und geplante Projekte entweder abgesagt oder verschoben wurden.

Dr. Cieleback beginnt mit einem Blick auf die globalen und europäischen Transaktionsvolumen im Bereich der Wohnimmobilien, die im Vergleich zum Vorjahr 2022 deutlich gesunken sind. Er betont jedoch, dass trotz des allgemeinen Rückgangs der Markt in Europa immer noch als „deutlich verhalten agierend, vorsichtiger“ charakterisiert wird. Obwohl das Volumen der Transaktionen zurückgegangen ist, weist er darauf hin, dass diese dennoch weiterhin stattfinden, jedoch auf einer spezialisierteren, informierteren und deutlich spezifischeren Ebene. Die relative Robustheit des europäischen Marktes wird auch durch das anhaltende internationale Investitionsinteresse im EMEA-Raum unterstrichen, das europäische Wohnimmobilien als attraktiven Investment-Fall mit guten Diversifikations- und stabilen Renditemöglichkeiten betrachtet.

Die Analyse vertieft sich weiter in die spezifischen Segmente des Wohnimmobilienmarktes, insbesondere die Nischennutzungen. Hierbei wird das studentische Wohnen hervorgehoben, dessen Transaktionsvolumen nur um 14 Prozent gesunken ist. Cieleback interpretiert diese Resilienz als Indikator für die fundamental positiven Bedingungen des Marktes, die trotz der derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin bestehen. Er führt die steigende Nachfrage durch Megatrends wie Urbanisierung und demografischen Wandel an, die jedoch aufgrund fehlender Bauaktivität nicht ausreichend bedient werden können. Diese Diskrepanz führt tendenziell zu einem Anstieg der Preise und Mieten, wie es weiter heißt.

Die Untersuchung legt einen besonderen Schwerpunkt auf das knappe Angebot, welches als entscheidender Faktor für die Resilienz des Mietmarktes identifiziert wird. Cieleback betont, dass dieses knappe Angebot in einem Inflationsumfeld stabile Einkommensströme und attraktive risikoadjustierte Renditen für institutionelle Anleger bietet. Er sieht die hohe Nachfrage, steigende Zinsen und wachsende Anforderungen an Nachhaltigkeitsaspekte von Neubauten als wesentliche Treiber für einen soliden Mietmarkt an.

Angebotslücke, ESG und der demografische Wandel

Ein weiteres Kernthema der Analyse ist die schrumpfende Anzahl an Fertigstellungen und Projektpipelines in Europa, mit Ausnahme von Irland. Die Angebotslücke, die sich daraus ergibt, beeinträchtigt insbesondere Haushalte mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, und bringt sowohl Investoren als auch Projektentwickler in die Verantwortung, ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in vollem Umfang zu berücksichtigen. Die Herausforderung besteht darin, regulatorische Änderungen dynamisch zu implementieren, was eine höhere Agilität in der Planung erfordert, aber langfristige Anleger nicht davon abhalten soll, auf Basis eines tiefen Marktverständnisses erfolgreich zu investieren und zu agieren, wie es weiter heißt.

Der demografische Wandel und die steigende Zahl von Ein-Personen-Haushalten, die zwischen 2010 und 2020 in der EU um durchschnittlich 7,2 Prozent stieg, mit einer bemerkenswerten Zunahme von 19,5 Prozent bei Ein-Personen-Haushalten, wird als eine zusätzliche Chance im europäischen Wohnimmobilienmarkt identifiziert. Cieleback stellt fest, dass diese Gruppe über den gesamten Lebenszyklus hinweg eine größere Nachfrage nach Mietwohnungen aufweist, insbesondere junge und städtische Angestellte, die in der Anfangsphase ihrer beruflichen Laufbahn stehen und deren Arbeitsplatz in der Zukunft möglicherweise wechseln könnte. Veränderungen der Lebensumstände, wie beispielsweise Familienplanung oder Karrierewechsel, können auch zu Umzügen führen, und in vielen Fällen ist die neue Wohnung dann zunächst eine Mietwohnung. Daher ist es unerlässlich, dass Mieten flächendeckend attraktiv sind, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Cieleback weist darauf hin, dass die grundlegenden Faktoren des Wohnimmobilienmarktes trotz einiger Herausforderungen weitgehend unverändert geblieben sind. Er betont, dass der Markt nach wie vor durch ein knappes Angebot und steigende Mieten gekennzeichnet ist, was eine geringe Korrelation zum Finanzmarkt sowie eine hohe Inflationssicherheit bietet. Selbst wenn die Renditeabstände gegenüber Anleihen sinken, zeigt sich die wahre Qualität einer Immobilie in ihrer Stabilität, Lage und dem sozialen Einfluss, den sie auf ihren Standort hat. Einige europäische Städte, wie Malmö, Wien, Helsinki, die Randstad-Region, die deutschen Top-sieben-Städte oder Paris, sowie Barcelona und Dublin, werden von Cieleback als strukturell chancenreich identifiziert.

Das Fazit und abschließende Erkenntnisse

Im Kontext des demografischen Wandels und der wachsenden Zahl von Ein-Personen-Haushalten erkennt die Analyse auch grenzüberschreitende Vorteile in Konzepten wie dem studentischen Wohnen und Senior-Living. Während Metropolen wie Paris, London und Madrid viele internationale Studierende anziehen, sind Wien und Stockholm mit einer eher heimischen Studentenschaft weniger abhängig von ausländischen Studierenden. Diese Unterschiede im studentischen Wohnen könnten Chancen für langfristige Investitionen in bestimmten geografischen Gebieten offenbaren.

Cieleback fasst in seinem Fazit zusammen, dass der europäische Wohnimmobilienmarkt nach wie vor eine solide Basis darstellt und langfristig orientierten Investoren Möglichkeiten bietet, vorausgesetzt, sie wissen, wo sie nach diesen Chancen suchen müssen. Er unterstreicht die Wichtigkeit eines fundierten Verständnisses des Marktes und der regionalen Dynamiken, um die gegebenen Möglichkeiten bestmöglich ausschöpfen zu können.

Abschließend stellt die umfassende Analyse von Cieleback eine optimistische Perspektive auf die Widerstandsfähigkeit des europäischen Wohnimmobilienmarktes dar, trotz der gegenwärtigen wirtschaftlichen Unsicherheiten und Herausforderungen. Durch die Betrachtung verschiedener Marktsegmente und demografischer Trends unterstreicht die Untersuchung die langfristigen Investitionsmöglichkeiten und die anhaltende Attraktivität des Wohnimmobiliensektors für Investoren, die bereit sind, sich auf die spezifischen Bedürfnisse und Chancen des Marktes einzustellen. Die Analyse wirft auch ein Licht auf die soziale Verantwortung der Investoren und Projektentwickler, sich mit den ESG-Kriterien auseinanderzusetzen und dynamisch auf regulatorische Änderungen zu reagieren, um erfolgreich in diesem Sektor agieren zu können.

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