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Unerwartete Folge: Durch das Baukindergeld steigen Häuserpreise drastisch an

Da haben sich manche wohl zu früh gefreut: Die Unterstützung für junge Familien mit Kindern beim Immobilienkauf hat nicht nur positive Auswirkungen und sorgt dafür, dass diese Zielgruppe sich den Eigenerwerb leisten kann, sondern beeinflusst auch die Preise auf dem Häusermarkt.

Wie eine Studie von F+B (Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt) ergab, stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im zweiten Quartal dieses Jahres verglichen zum Vorjahresquartal überdurchschnittlich hoch an und legten einen größeren Preissprung hin als die normalerweise begehrteren Eigentumswohnungen.

Einfamilienhäuser von größten Preissteigerungen durch Baukindergeld betroffen

Vor allem bei den Einfamilienhäusern waren große Preiserhöhungen zu beobachten: 6,5 Prozent teurer als noch im Vorjahresquartal waren diese laut Angaben von F+B. Zwar wurden auch Eigentumswohnungen wieder einmal teurer, allerdings betrug hier der Preiszuwachs lediglich 4,5 Prozent.

Bernd Leutner, Geschäftsführer von F+B, sieht den Grund für die Irregularität in der Einführung des Baukindergeldes. Denn normalerweise sind vor allem Eigentumswohnungen die Immobilien, die am heißesten umkämpft sind, da sie sowohl für Eigennutzer als auch für Kapitalanleger attraktiv sind. Doch durch das Baukindergeld sind nun vor allem solche Immobilien, die Familien am meisten ansprechen, teurer geworden.

Immobilie für sich ohne direkte Nachbarn, die der Kinderlärm stört

Denn gerade Einfamilienhäuser sind die Wunschvorstellung von jungen Familien: Im Gegensatz zur Eigentumswohnung oder Zweifamilienhäusern hat man hier Platz und Ruhe für Kind und Kegel und braucht nicht auf andere Bewohner im Haus Rücksicht nehmen. Davon profitieren nun vor allem verkaufswillige Einfamilienhaus-Besitzer, die ihre Gebäude für mehr Geld verkaufen können.

Durch das Baukindergeld kann sich allerdings auch nicht jede Familie den Erwerb einer eigenen Immobilie leisten: Genügend Eigenkapital ist immer noch die Grundvoraussetzung, denn die Leistungen des Baukindergeldes sind lediglich eine Unterstützung. Rückwirkend ab dem 1. Januar 2018 gilt es; Familien mit einem zu versteuernden Nettoeinkommen von weniger als 75.000 Euro bekommen dann pro Kind 1.200 Euro jährlich über einen Zehnjahreszeitraum. Unterstützt werden Immobilienkäufe hierbei noch bis Ende 2020.

Statt Land- nun Stadtflucht?

Die Verantwortlichen bei F+B beobachten zudem einen weiteren antizyklischen Trend. Wo in den letzten Jahren noch alle in die Städte stürmten, seien mittlerweile kleinere Orte in wirtschaftsstarken Regionen oder nahe wirtschaftsstarken Städten besonders gefragt. „Wenn in den nächsten zwei bis drei Jahren die Bemühungen um einen flächendeckenden Ausbau einer glaserfaser-basierten Breitbandinfrastruktur endlich vorankommen, das Baukindergeld seine Lenkungswirkung in die Speckgürtel zeigt und die weiter steigende Baudichte in den Innenstädten zu einer Verschlechterung der klimatischen und sozialen Wohnbedingungen führt, wird die Attraktivität von Suburbia auch relativ weiter steigen.“

Hinsichtlich der horrenden Preise in beliebten Metropolen ist der Trend eigentlich zu begrüßen. In den „Speckgürteln“ der Städte sind die Preise moderat und auch für Familien erwerbbar. Und auch Investoren rät Leutner zuzugreifen: „Immobilieninvestitionen in kleinere und mittelgroße Umlandgemeinden von wirtschaftlich starken Kernstädten mit guter Verkehrsanbindung dürften auf lange Sicht ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis besitzen.“

Bildquellen: Konstantin L / Shutterstock.com