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Unsicherheit am britischen Immobilienmarkt: Brexit bringt Immo-Projekte ins Stocken

Bald ist es soweit: Großbritannien steht kurz vor der Ausführung des Brexits. Während der offizielle Termin auf Ende März festgelegt ist, hat der bevorstehende EU-Austritt einen Wirtschaftszweig bereits getroffen.

Kurzfristige Stimmung negativ

Und zwar den Immobilienmarkt. Eine Umfrage der British Property Federation und der Immobiliengruppe Grosvenor Britain & Ireland hat ergeben, dass führende Immobilieninvestoren, Entwickler und Eigentümer im Land für 2019 recht pessimistisch gestimmt sind. Gerade einmal 41 Prozent von ihnen planen, in den kommenden zwölf Monaten neue Immobilienprojekte durchzuführen. Das ergibt einen Rückgang von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die Stimmen noch bei 62 Prozent lagen. 91 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben zudem, dass der EU-Austritt kurzfristig mit großen Folgen für die Wirtschaft des Landes einhergehen wird.

Langfristig sind die Branchenkenner allerdings optimistischer. Für die nächsten zehn bis 20 Jahre sind sie der Ansicht, dass der Brexit entweder eine positive oder gar keine Auswirkung auf die hiesige Wirtschaft haben wird. Auf lange Sicht haben die Umfrageteilnehmer auch ein größeres Vertrauen in die Entwicklung der Immobilienbranche. Während die positiven Antworten hier im Vorjahr bei 48 Prozent lagen, betrugen sie in diesem Jahr 55 Prozent.

Bauherren zeigen Vorsicht

Die negativen Veränderungen am britischen Immobilienmarkt machten sich laut dem britischen Immobilienverband NHBC (National House-Building Council) bereits in 2018 bemerkbar. Demnach wurden zwischen Oktober und Dezember 40.513 neue Wohnungen gebaut. Dem steht ein 15-prozentiges Wachstum im dritten Quartal gegenüber. Die NHBC weist hier allerdings darauf hin, dass das starke Wachstum im dritten Quartal auf die winterlichen Bedingungen zu Beginn des Jahres zurückzuführen ist, die das Ausführen von Bauplänen erschwerten. Die schwache Zunahme an Baumaßnahmen hielt auch während der Jahreswende an.

Insgesamt fiel der Hausbau in Großbritannien um 1,1 Prozent in 2018. In London fielen die Anmeldungen für neue Baupläne um zehn Prozent. Es wird auch erwartet, dass die Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt mit 4,5 Prozent in den kommenden fünf Jahren langsamer steigen, als in ländlichen Regionen.

Dennoch: Brexit könnte auch positive Auswirkungen haben

Doch der EU-Austritt der Briten könnte nicht nur mit negativen Auswirkungen für die Branche einhergehen. Im Gegenteil: Immobilienrechtsanwalt James Cullen sieht große Chancen für den britischen Immobilienmarkt. In einem Blogeintrag schreibt der Jurist, dass der Brexit den bürokratischen Aufwand stark reduzieren werde, wodurch Immobilienverträge schneller und flexibler abgeschlossen werden könnten. Die EU-Beihilferegeln und das Vergaberecht, die nicht selten eine Barriere darstellten, könnten aufgelockert werden, wodurch örtliche Behörden größere Freiheiten hätten, kreativer mit den vorhandenen Plänen umzugehen.

Außerdem müssten fallende Immobilienpreise und das schwache Pfund dem Branchenkenner zufolge keinen Nachteil bedeuten. Die niedrigen Preise könnten sogar vermehrt Investoren aus dem Ausland anziehen, da vor allem London bei ausländischen Investoren noch immer große Beliebtheit genießt.

Tatsache ist, dass der Brexit einige Veränderungen bringen wird. Doch inwieweit diese sich positiv oder negativ auf den Immobilienmarkt auswirken, bleibt abzuwarten. Laut Cullen würde es Monate und Jahre dauern, bis der Brexit vollständig durchgesetzt ist, somit würden selbst die Folgen dessen sich nicht über Nacht ereignen.

Bildquellen: Engel Ching/Shutterstock.com