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US-Wohnimmobilien: Blase oder Konjunkturstütze?

Nicht nur auf dem deutschen Immobilienmarkt steigen die Preise – auch die US-amerikanischen Wohnimmobilien haben 2020 stark an Wert gewonnen. Sind Sorgen wegen einer kommenden US-Immobilienblase angemessen oder stützen die Entwicklungen weiterhin die Wirtschaft?

Auch während der Corona-Pandemie sind die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Deutschland 2020 wie gewohnt gestiegen – eine ähnliche Entwicklung konnte auch in den USA beobachtet werden: Die Preise stiegen laut S&P/Case-Shiller Hauspreisindex im Oktober so stark wie zuletzt 2014.

S&P/Case-Shiller Hauspreisindex: Preise acht Prozent höher als im Vorjahreszeitraum

Besagter Index wird einmal monatlich berechnet und berichtet seit 2012 von jährlichen Preissteigerungen – die Veröffentlichung von Anfang Februar lässt jedoch ganz besonders staunen: Den Daten von S&P/Case-Shiller zufolge lag der Hauspreisindex im Oktober 2020 in den 20 großen Metropolen 7,9 Prozent höher als im Oktober des Vorjahres 2019, was einem Anstieg von 1,6 Prozent im Vergleich zum Monat September entspricht und laut Manager-Magazin rund ein Prozent über dem erwarteten Niveau liegt. Im November lagen die Preise sogar ganze neun Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.

Die Federal Housing Finance Agency (FHFA) der USA legt ebenfalls regelmäßig einen Hauspreisindex vor und fokussiert sich dabei insbesondere auf ländliche Regionen, wie Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank im “Newsletter am Morgen” erklärt. Der FHFA zufolge lag der Hauspreisindex für den ländlichen Raum im November ganze 11 Prozent über dem Vorjahresniveau und damit noch höher als der Index für den urbanen Raum.

Phoenix, Seattle und San Diego lagen 2020 an der Spitze – werden sie dort 2021 bleiben?

Phoenix verzeichnete im Oktober 2020 laut S&P/Case-Shiller im Vorjahresvergleich mit 12,7 Prozent den höchsten Anstieg des Hauspreisindex aller 20 großen Metropolen, gefolgt von Seattle (11,7 Prozent) und San Diego (11,6 Prozent). Die Immobilienwebsite “realtor.com” gibt zwar keine genauen Zahlen, doch könnten dieser Quelle zufolge 2021 die Technologiezentren der USA zu den beliebtesten Regionen für Wohnimmobilienkäufe gehören. So solle etwa San Jose im Silicon Valley 2021 viele Käufer anziehen, was zu einem starken Preisanstieg führen könnte – denn: Schon jetzt liegt nach Angaben der Deutschen Bank die Leerstandquote der US-Eigenheime bei gerade einmal 0,9 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1956 und verstärkt natürlich den Wettbewerb.

Experte der Deutschen Bank: Preissteigerung ist auf Angebotsdefizit zurückzuführen

Dr. Stephan von der Deutschen Bank erklärt, dass sich einige Marktteilnehmer angesichts dieser Zahlen wegen einer möglicherweise entstehenden Immobilienblase sorgen und befürchten, diese könne dann bei steigendem Zinsniveau wieder platzen – was der US-Wirtschaft schaden würde. Er selbst hingegen ist sicher, dass ein mit den niedrigen Leerstandszahlen und einem mit der Pandemie gestiegenen Bedarf an Wohnfläche verbundenes Angebotsdefizit der Grund für die schnellen Preissteigerungen sei. Auch sei der Anteil der Hypotheken mit variabler Verzinsung seit der Krise auf dem Immobilienmarkt 2007 deutlich zurückgegangen und liege nun bei nur noch drei Prozent. Deshalb schreibt der Deutsche Bank-Experte zusammenfassend: “Der Immobilienmarkt dürfte die US-Konjunktur daher auch im weiteren Jahresverlauf stützen.”

Bildquellen: Billion Photos/Shutterstock.com