Versicherer fahren Investitionen in Immobilien zurück
Bis zu 25 Prozent ihres Sicherungsvermögens dürfen Versicherer laut Anlageverordnung eigentlich in Immobilien investieren. Doch bei den meisten ist der Anteil der Investitionen in Immobilien deutlich geringer: Zwischen einem und vier Prozent der Bilanzsummen bündeln Erst- und Rückversicherer im Schnitt in Grundbesitz.
Der Trend ging lange Zeit in die umgekehrte Richtung: Wegen des Nullzinsniveaus bei Rentenpapieren und hohen Renditeversprechen verstärkten sich zunächst die Investitionen ins Betongold. Wie eine Studie der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young von 2017 offenlegte, erhöhten sie sich zwischen 2012 und 2016 gar um 50 Prozent. Doch mittlerweile sind die Investitionen in Immobilien wieder zurückgegangen.
Anteile im niedrigen einstelligen Bereich
So legte die Allianz-Gruppe, die mit 900 Milliarden Euro Vermögenswerten die größte Versicherungsgruppe ist, Ende 2017 2,1 Prozent ihrer weltweiten Aktiva in Immobilien an, wie Haufe schreibt. Bei der AXA waren es 2,4 Prozent, bei der Münchener Rück zwei Prozent. Der einzige große deutsche Versicherer, der über dem Durchschnitt liegt, ist die Ergo Group AG, die 5,4 Prozent ihrer Bilanz in Immobilien investiert.
Die Gründe hierfür liegen vermutlich vor allem darin, dass die hohen Marktpreise, die für Immobilien beim Verkauf derzeit erzielt werden können, Versicherer dazu verführt haben könnten, ihren Grundbesitz abzustoßen, um die Bilanzsummen „aufzuhübschen“. So verringerte zum Beispiel die Zurich Insurance Group zwischen Ende 2016 und Ende 2017 ihre Anteile an Immobilien von 20 Millionen Euro auf lediglich noch vier Millionen Euro. Auch die AXA verkaufte in diesem Zeitraum zwei Bürogebäude, verglichen zum Jahr 2014, als die Versicherungsgruppe noch acht Gebäude besaß, waren es 2017 dann nur noch zwei.
Immobilienmarkt für Versicherer immer noch attraktiv
Doch eigentlich ist der Immobilienmarkt auch für die großen Erst- und Rückversicherer immer noch ziemlich attraktiv. Renditen zwischen zwei und vier Prozent locken – verglichen mit Rentenpapieren mit Nullzins-Anteil. Gerade Core-Immobilien – gewerblich genutzte Bestandsimmobilien, die lange Mietdauern haben, risikoarm sind und in guten Lagen in Großstädten stehen – stellen für Versicherer ein gutes Investment dar.
„Der Schwerpunkt bei den Nutzungsarten unserer Anlageobjekte liegt bei Wohnen, Büro und Einzelhandel“, erklärt Dr. Stefan Krausch von der MEAG, die als Asset Manager der Munich Re und der Ergo tätig ist. Doch einige Versicherer sehen auch Serverfarmen als lohnenswertes Investment, als sogenanntes „Dark Horse“ in der Immobilienbranche. So erstand die AXA laut Angaben des Fachportals für Versicherungen Be.Invalue vor kurzem ein weiteres Datenzentrum. Gerade die verstärkte Beliebtheit in der Cloud-Sparte aber auch die Krypto-Branche sind Gründe dafür, warum Rechenzentren als gute Anlageoption angesehen werden.
HanseMerkur bullish für Immobilien
Der einzige deutsche Versicherer, der seine Anteile an Immobilien in der letzten Zeit entgegen dem Trend erhöht hat, ist die HanseMerkur-Gruppe. Zwischen 2015 und dem letzten Jahr stiegen die Anteile in dieser Assetklasse von sechs auf zehn Prozent – und HanseMerkur sieht sogar noch größeres Potenzial. „Perspektivisch sind sogar 20 Prozent denkbar, denn wir glauben an die Chancen im deutschen Immobilienmarkt.“
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