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Versteigerung auf eBay: „Camp Konrad“ sucht neuen Eigentümer

Mit seiner 600 Quadratmeter großen Wohnfläche sollte das dreistöckige Wochenendhaus im Eifelwald nahe Duppach ein Geschenk an den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer werden. Doch dieser wollte das Objekt nicht haben. Ebenso die Erben der Immobilie. Das Grundstück wird derzeit auf eBay versteigert. Für einen Startpreis von einem Euro.

„Camp Konrad“ – erster Korruptionsfall der Bundesrepublik?

Gebaut wurde das Anwesen in den 50er Jahren in dem kleinen Eifeldörchen Duppach, das zwischen Prüm und Gerolstein liegt und rund 300 Menschen beherbergt. Neben seiner Mineralquelle erlangte der kleine Ort vor allem durch das Adenauer-Haus große Bekanntheit. Das sogenannte „Camp Konrad“ – in Anspielung auf den Landsitz von US-Präsidenten in „Camp David“ genannt – sollte ein Geschenk des damaligen AEG-Chefs Friedrich Spennrath an den Bundeskanzler werden. An dem Entwurf des geplanten Jagd- und Gästehauses war unter anderem auch der Schwiegersohn des damaligen Bundeskanzlers – Architekt Heribert Multhaupt – beteiligt.

Ein Grund, weshalb es zu großen Spekulationen in der Presse kam. Denn nicht nur, dass der Inhaber der Immobilie zunächst unbekannt blieb, auch der Bauantrag wurde mit zwölf Tagen sogar für damalige Verhältnisse ungewöhnlich schnell genehmigt. Von Klüngel und Filz sprach die Presse überhaupt aufgrund der engen Freundschaft zwischen Adenauer und Spennrath. Letzterer war einer der führenden Wirtschaftsmänner, der über ein Dutzend Posten in deutschen Unternehmen verfügte. Nicht selten bot dies der DDR-Propaganda Nährboden, um Adenauer als einen „Knecht der Industrie-Barone“ darzustellen.

Die Korruptionsvorwürfe bereiteten dem damaligen Bundeskanzler Sorgen, dieser ließ die Baupläne 1955/56 schließlich einstellen. Architekt Roland Thelen äußerte gegenüber NWZ Online, dass Adenauer das Objekt aufgrund dessen nicht haben wollte und „auch mit Jagd nichts am Hut“ gehabt hätte.

Zahlreiche Teilhabe an eBay-Auktion

Laut Thelen hätten sich die Baukosten auf mehrere Hunderttausend Mark belaufen. Neben dem Rohbau hätte es bereits auch „haustechnische Installationen“, eingebaute Fenster sowie eine erste Dachlage gegeben. Spekuliert wurde über einen zusätzlichen persönlichen Landeplatz für Hubschrauber und einem atombombensicheren Keller. Doch diese seien nicht vorgesehen gewesen, ist sich Thelen, der mit den Bauplänen des Anwesens vertraut ist, sicher. Das Anwesen ist mittlerweile so alt und verfallen, dass es aus Sicherheitsgründen von einem Zaun umgeben ist. Nun möchte Erbin Ilse Thurner die Immobilie auf eBay versteigern. Geerbt hat sie das Grundstück nach dem Tod ihres Vaters, der es in den 80er Jahren erworben hatte.

Über eBay versuchte sie das Anwesen mit einem Startgebot von einem Euro zu versteigern. Das Interesse sei dabei so groß gewesen, dass der aktuelle Höchstpreis bei 35.000 Euro angelangt ist. Gebote kamen dabei sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Ein Scheich aus dem Vereinigten Arabischen Emiraten hätte angeboten, die Immobilie direkt kaufen zu können. Das eBay-Angebot dient allerdings lediglich als Anzeige. Grundstücke und Häuser können nämlich nicht über die Plattform versteigert werden, da man laut NWZ Online eine notarielle Beurkundung benötigt. Interessenten werden somit zu der Inhaberin weitergeleitet und können per E-Mail-Adresse mitbieten.

„Ich hätte das Grundstück für zehn Euro abgegeben“

Die Anfragen seien dabei derart zahlreich gewesen, dass es selbst die Unternehmens- und Personalberaterin erstaunte. Sie selbst hätte „das Grundstück auch für zehn Euro abgegeben“, so die Erbin gegenüber NWZ Online. Thurner glaubt, dass das Interesse vor allem auf die Entstehungsgeschichte zurückzuführen ist. Denn als Baugrundstück könne man es nicht nutzen. Lediglich zu Freizeitzwecken wie Camping oder Wandern.

Tatsächlich dürfte es schwer werden, die verfallene Immobilie zu retten. Zu hoch seien die Abbruchkosten und eine Neubaugenehmigung mitten in der Natur zu bekommen, wo es an jeglicher Infrastruktur mangelt, dürfte ebenfalls unmöglich sein.

 

Bildquellen: vitalikaladdin/Shutterstock.com