Wachsende Nachfrage – Interesse von Investoren für „grüne Immobilien” nimmt weiter zu
Der Trend hin zu immer mehr Nachhaltigkeit hat inzwischen auch in der Immobilienbranche Einzug gehalten. Fondsanbieter und Investoren statten ihre Portfolios mit nachhaltigen Immobilieninvestments aus.
Einheitliche Definition und allgemeine Standards noch immer ausbleibend
Allerdings existierten noch immer keine allgemeingültigen Definitionen und einheitliche, verbindliche Branchenstandards, die eine grüne Immobilie oder ein nachhaltiges Immobilieninvestment objektiv kennzeichnen, wie das Investment-Portal “Fundresearch” ausführt. Bislang wird häufig auf Nachhaltigkeitszertifikate sowie auf Urteile spezialisierter Ratingagenturen zurückgegriffen, was dem Portal zufolge “kompetente, sinnvolle und geschätzte Instrumente” darstellt. Hierzu zählen beispielsweise Prüfsiegel wie LEED, DGNB, der BREEAM.
Die DGNB, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, betrachtet innerhalb der Zertifizierung den gesamten Lebenszyklus eines Immobilienprojektes in Anbetracht der Umweltwirkungen und Ressourcenverbräuche. Zudem werden die Kosten für die Bewirtschaftung und Instandhaltung betrachtet. Insgesamt werden die drei zentralen Nachhaltigkeitsbereiche Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles bei der Bewertung gleichermaßen gewichtet. Laut eigener Aussage der DGNB gilt das Zertifizierungssystem als “Global Benchmark for Sustainability”.
Fundresearch fordert, dass für die Gesamtbeurteilung, ob eine Immobilie als nachhaltig bzw. grün eingestuft wird, neben den Objekteigenschaften wie die Energie- und Flächeneffizienz auch die Leistungen des Asset-Managements eine Rolle spielen sollten. Beispielsweise in Form eines nachhaltigen Mietvertragsmanagements (Green Leases), eines effizienten Waste-Managements, oder den Aufbau und Unterhalt von Photovoltaikanlagen und Ladestationen für Elektroautos.
Grüne Immobilien – mehr als nur ein Trend
Die Finanzplattform “Skapa” sieht in jenen grünen, nachhaltigen Immobilien mit hoher Energieeffizienz mehr als nur einen vorübergehenden Trend. Vielmehr ist die Nachhaltigkeit eine weltweite Bewegung und dringt in immer mehr Lebensbereiche vor. Gebäude erfordern den Einsatz und den Verbrauch von großen Mengen an Ressourcen, was den Gedanken des nachhaltigen Bauens sowie der “Vergrünung” bestehender Immobilien stärker in den Fokus rücken lässt, so Skapa.
Zudem wächst der politische Druck, dahingehende Handlungen zu intensivieren. Im Zuge des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr 2015 muss allein in Deutschland bis 2050 der CO2-Ausstoß um 90 Prozent reduziert werden. Laut Skapa ist der Gebäudesektor für rund ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich. Auf europäischer Ebene soll der Anteil von Immobilien am CO2-Ausstoß einem Bericht von “Procontra” zufolge gar bei 40 Prozent liegen. Ein weiteres Aufbruchsignal zu mehr Nachhaltigkeit, höherer Energieeffizienz und weniger CO2-Emissionen.
Unternehmen, Investoren und Fondsanbieter schließen sich der Bewegung an
Denn mittlerweile forciert nicht nur die Politik den Gedanken hin zu mehr Nachhaltigkeit. Auch bei vielen Unternehmen und institutionellen Investoren spielt die Ökologie ihrer Gebäude eine größer werdende Rolle und soll zur eigenen Nachhaltigkeitsstrategie passen. “Es gibt auch großen Druck vonseiten institutioneller Investoren, die sich verpflichtet haben, ihren CO2-Abdruck zu reduzieren” so Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz und Immobilienmärkte des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln gegenüber “Procontra”. Zumal die Klimaneutralität bei vielen global tätigen Unternehmen, darunter unter anderem Tech-Riese Apple oder Streaming-Anbieter Netflix, auf dem Fahrplan der kommenden Jahre steht.
Eine Entwicklung, die auch Fondsanbietern nicht verborgen blieb. Wie eine Analyse der Fondsratingagentur “Scope Analysis” ergab, lassen sich immer mehr Fondsanbieter inzwischen die Nachhaltigkeit ihrer Objekte zertifizieren. Zwischen 2013 und 2019 hat sich der Anteil von zertifizierten Objekten in den Portfolios der betrachteten Fonds verdoppelt, wie die Ergebnisse der Analyse zeigen. Während im Jahr 2013 noch rund 25 Prozent der Fondsobjekte mit einer Zertifizierung ausgestattet waren, waren es Ende 2018 bereits 53 Prozent. “Am Thema Nachhaltigkeit kommen Investoren nicht mehr vorbei. Die Bedeutung des Themas nimmt rapide zu”, so die Autoren von Scope Analysis.
Die Vorteile für Anleger
Wie Skapa ausführt, handelt es sich bei grünen Immobilien für die Investoren auch um eine Value-Add-Strategie. Schließlich befinden sich die Gebäude meist auf dem modernsten Stand und grüne Baumaßnahmen sind in vielen Fällen staatlich subventioniert. Zudem ist die Gefahr eines Leerstandes aufgrund der Nachfrage in diesem Bereich äußerst gering, was ein geringeres Vermarktungsrisiko zur Folge hat. Mieter in nachhaltigen Immobilien sind laut Skapa im Durchschnitt solventer. “Grüne Immobilien lassen sich dank niedriger Betriebs- und Unterhaltungskosten zu höheren Preisen verkaufen oder vermieten. Das schafft nicht nur attraktive Renditen, sondern auch Mehrwert durch ethisches Investment”, so Skapa.
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