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Wenn der Chef zum Vermieter wird: Mitarbeiterwohnungen im Aufwind

Firmenwagen, Mitarbeiterhandy, Laptop – mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Benefits, die Unternehmen anbieten, um neue Mitarbeiter anzulocken. Doch in einigen Gebieten Deutschlands gehen Konzerne noch weiter. Um sich bei potenziellen Fachkräften beliebt zu machen, bieten sie immer mehr eigenen Wohnraum an.

Die Rückkehr von „Werkswohnungen“?

Aufgrund des ansteigenden Wohnraummangels in Ballungsgebieten werden diese nämlich immer nötiger. Dabei lassen die Unternehmen ganze Wohnsiedlungen errichten, die anschließend für einen vergleichsweise niedrigeren Mietpreis an die eigenen Mitarbeiter vermietet werden. Ihren Ursprung haben derartige Wohnverhältnisse in der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, als Unternehmer Werkswohnungen bauen ließen, um ihren Arbeitskräften bessere Unterkünfte anzubieten. Während das Konzept während der Nachkriegszeit kurzzeitig verloren zu gehen schien, da die Bestände den Besitzern nur mehr zur Last wurden, erlebte es in den letzten Jahren wieder einen Aufschwung.

Dabei sind es vor allem große Konzerne, die davon Gebrauch machen. Während Bosch und Audi zu jenen Konzernen gehören, die Mitarbeiterwohnungen erst neu einführten, hielten einige andere wie die BASF oder die Stadtwerke München das Konzept seit dem 19. Jahrhundert aufrecht. Die BASF bietet dabei rund 6.000 Wohnungen in Ludwigshafen und Umgebung an, in denen zu 70 Prozent Unternehmensangestellte für eine Nettokaltmiete ab acht Euro pro Quadratmeter wohnen können. Bei Volkswagen sind es sogar 9.000 Wohnungen, zu denen weitere hundert neu hinzukommen sollen. Den Mitarbeitern stünden dabei ganze Wohnungen zur Verfügung, die aus bis zu fünf Zimmern bestehen und möbliert sein sollen.

Mitarbeiterwohnungen als Marketing-Instrument

Im Vordergrund steht dabei die Anlockung von qualifizierten Arbeitnehmern. Denn vor allem in größeren Stadtgebieten herrscht ein großer Wettbewerb um gefragte Fach- und Führungskräfte, bei dem Großunternehmen versuchen, mit ergänzenden Leistungen auf sich aufmerksam zu machen („War of talents“). Und hierbei reicht ein Firmenwagen beispielsweise nicht mehr aus. Daher glaubt auch Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School, dass es sich bei den heutigen Mitarbeiterwohnungen nicht um eine Rückkehr zu den Werkswohnungen wie im 19. Jahrhundert handelt. Während damals vor allem die Wohnungsnot bestand, sind Werkswohnungen heute vielmehr ein „Marketing-Instrument einzelner Unternehmen in Ballungsräumen“, denn auf dem Land stünden genug Wohnungen leer.

Mitarbeiterwohnung – ein Vorteil für Mitarbeiter?

Die Miete für die Mitarbeiterwohnung wird den Angestellten direkt vom Gehalt abgezogen. Obwohl die Mietkosten im Vergleich zu den ortsüblichen Mieten etwas geringer ausfallen, müssen Angestellte auf einige Aspekte Acht geben, um am Ende dennoch einen Vorteil daraus zu ziehen. Denn oftmals ist es so, dass die Wohnungen den Mitarbeitern beispielsweise nur so lange zur Verfügung stehen, wie sie im Unternehmen angestellt sind. Wird das bei Vertragsabschluss nicht geklärt, verlieren die Angestellten bei einer Entlassung nicht nur den Job, sondern auch die Wohnung. Darüber hinaus stellen vergünstigte Wohnungen einen geldwerten Vorteil dar und müssen versteuert werden. Kommt der Arbeitgeber nicht dafür auf, „haben Beschäftigte unterm Strich nicht viel gewonnen“, so Vornholz.

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