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Wohnen in Hongkong – wie der Immobilienmarkt trotz politischer Unruhen boomt

Eine eigene Wohnung zu haben, kann ein teurer Luxus sein. Vor allem, wenn man in Hongkong lebt – wo mehrere Millionen Menschen auf etwa 1.000 Quadratkilometern leben. Dies führt dazu, dass die Immobilienpreise durch die Decke gehen – und das trotz der seit Monaten anhaltenden Proteste.

“Unerschütterlicher” Immobilienmarkt

In Deutschland wenden Mieter knapp 30 Prozent ihres Einkommens für die monatliche Miete auf. Wem das zu teuer ist, sollte mal einen Blick auf Hongkong werfen. Dort geben Menschen monatlich 71 Prozent ihres Verdienstes im Durchschnitt für Wohnraum aus, wie Business Insider (BI) unter Berufung auf die Frankfurter Allgemeine berichtet. Für eine sechs Quadratmeter große Wohnung müssen Bewohner etwa 550 US-Dollar zahlen. Wie BI weiter berichtet, belief sich die Monatsmiete demnach bei 44 Prozent aller Wohnungen in der Sonderverwaltungszone auf umgerechnet 2.490 US-Dollar.

Doch nicht nur die Mieten, auch die Immobilienpreise schnellen in die Höhe. Und das schon seit mehr als zehn Jahren. Knapp 970.000 US-Dollar umgerechnet zahlte beispielsweise die 32-jährige Angestellte Lily Chow laut dem Nachrichtenportal Manager Magazin gemeinsam mit ihrem Mann für eine Drei-Zimmer-Wohnung. Für umgerechnet eine Million US-Dollar stand eine Zwei-Zimmer-Wohnung der Immobiliengesellschaft Sun Hung Kai Properties im Angebot.

Doch trotz dieser hohen Preise und der politischen Unruhen im Inland scheint der Hongkonger Immobilienmarkt davon aber keine Schäden zu nehmen. 352 Wohnungen bot in etwa Sun Hung Kai zum Verkauf, die alle bis auf eine einzige ihre neuen Besitzer fanden. Wie Wheelock, eine weitere Immobilienfirma in Hongkong, verlautet, wurden zwischen August und Oktober 80 Prozent ihrer 816 Wohnungen in ihren neuen Projekten verkauft. Im Bezirk Mong Kok, wo einige der heftigsten Proteste der vergangenen Monate stattfanden, soll künftig ein neues Projekt mit mehreren Wohneinheiten entstehen. Hierfür stellten sich mehr als 100 Menschen im September in einem Verkaufsbüro im Wolkenkratzer International Commerce Centre (ICC) an.

Zu viele Menschen auf zu wenig Wohnraum

Offiziellen Angaben zufolge zogen die Immobilienpreise allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um sieben Prozent an. In den vergangenen zehn Jahren ließ sich eine Zunahme von 200 Prozent verzeichnen. Angesichts der anhaltenden Proteste, die eine schrumpfende Wirtschaft mit sich ziehen, ist das eine eigenartige Entwicklung. Doch woher kommt die hohe Nachfrage nach Immobilien?

Sie lässt sich schlichtweg auf die hohe Bevölkerungsdichte zurückführen. In Hongkong leben 7,5 Millionen Menschen auf einer Landfläche von 1.100 Quadratmetern. Vorangetrieben wird diese Zahl zum einen durch die 150 Aufenthaltsgenehmigungen, die täglich an Festland-Chinesen vergeben werden. Doch auch ausländische Interessenten, die sich in Hongkong niederlassen, um von dem bis zuletzt vorherrschenden Wirtschaftsboom zu profitieren, bekommen immer wieder Einreisegenehmigungen. Zum anderen haben auch innerhalb der Hongkonger Bevölkerung einige Faktoren dazu beigetragen, dass die Einzelhaushalte gestiegen sind. Hierzu gehören beispielsweise der demografische Wandel und die hohe Scheidungsrate, von denen besonders Hongkonger betroffen sind, deren Einkommen sich im unteren Bereich befinden.

Als Folge gibt es immer mehr Menschen, die allein oder zu zweit in einer Wohnung leben und die Nachfrage und damit die Immobilienpreise in die Höhe treiben. Allein zwischen 2006 und 2016 sollen sich die Haushalte um 280.200 erhöht haben. Die Regierung versucht Maßnahmen dagegen einzuleiten: So soll innerhalb der nächsten 15 Jahre eine künstliche Insel mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern entstehen. Geplant sind 260.000 neue Wohnungen, die Kosten in Höhe von knapp 80 Milliarden US-Dollar beanspruchen.

Doch das Projekt ist laut einiger Kritiker äußerst umstritten. Es sei schneller und günstiger, bisher nicht bewohnte Landflächen zum Bebauen zu nutzen, als eine komplett neue Insel zu schaffen.

Bildquellen: EarnestTse/Shutterstock.com