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Wohnform: So würden die Deutschen am liebsten wohnen

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat kürzlich untersucht, wie die Deutschen gerne wohnen würden. Einige Ergebnisse der Datenerhebung sind erstaunlich und veranlassen die Studienautoren zu optimistischen Kommentaren.

Am 16. März hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) im Auftrag der Deutschen Reihenhaus AG das Gutachten “Haus oder Wohnung? Stadt oder Land?” veröffentlicht und gibt damit einen Überblick über die Präferenzen der Deutschen sowie einen Ausblick auf die Möglichkeiten der Projektentwickler.

IW: Die Menschen verbringen so viel Zeit zuhause wie noch nie

Befragt wurden 1.000 Personen aus verschiedenen Gruppen. Das bedeutet, dass die Studienteilnehmer momentan in unterschiedlichen Wohnsituationen leben: Als Mieter oder Eigentümer, als Single-Haushalt oder Familie, auf vielen oder wenigen Quadratmetern, in der Stadt oder auf dem Land und so weiter.

Vor Veröffentlichung der Studie gab es im Februar dieses Jahres eine Pressemitteilung des IW Köln, welcher zufolge die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Deutschland seit 1990 um 34 Prozent gestiegen ist, sich diese Entwicklung jedoch seit 2010 verlangsamt hat. Gleichzeitig sei die Anzahl der Haushaltsmitglieder gestiegen. Das IW Köln erinnert außerdem daran, dass “verschiedene sozio-ökonomische Gruppen mitunter auf äußerst unterschiedlichem Raum wohnen”, diese Unterschiede aber insbesondere während der Corona-Pandemie große Aufmerksamkeit erfahren: “Die Pandemie [wird] für viele eine Phase im Leben markieren, in der so viel Zeit in der eigenen Wohnung verbracht wurde wie noch nie”.

Diese Situation wurde bei der Datenerhebung zur Kenntnis genommen: Über 50 Prozent der Befragten haben keinerlei Einschränkungen in ihrem Beruf und wohnen entsprechend zumindest in dieser Hinsicht ähnlich wie vor Beginn der Ausgangs- und Kontaktverbote. Natürlich kann dennoch davon ausgegangen werden, dass zumindest die anderen, eingeschränkten Befragten bei Beantwortung der Fragen von ihrem Leben und Wohnen während der Pandemie beeinflusst waren.

Einfamilienhäuser sind hoch im Kurs, Mehrfamilienhäuser eher unbeliebt

Bezüglich ihrer Wohnform waren den Befragten Wohnfläche und Anzahl der Wohnräume gleich wichtig. “Das bedeutet, dass Projektentwickler gefordert sind, nicht immer größere Wohnungen zu bauen, sondern die Wohnfläche besser nutzbar zu machen”, so die Studienautoren Christian Oberst und Michael Voigtländer. Die bevorzugte Wohnungsgröße beträgt 90 bis 120 Quadratmeter, kleinere oder Single-Haushalte präferieren Wohnungen mit einer Fläche von 50 bis 75 Quadratmetern.

Auch die Wohnform ist den Befragten sehr wichtig. So würden die meisten Befragten am liebsten in einem Einfamilienhaus wohnen, dicht gefolgt von der Doppelhaushälfte beziehungsweise dem Zweifamilienhaus. Weniger beliebt sind Reihenhäuser, noch unbeliebter Mehrfamilienhäuser mit bis zu zehn Parteien und die wenigsten Befragten würden gerne in einem Mehrfamilienhaus mit elf oder mehr Parteien leben. So beliebt sind die Einfamilienhäuser der Datenerhebung zufolge aufgrund der Verfügbarkeit von Garten und Garage, und auch Balkone sind bei den Studienteilnehmern heiß begehrt. Am unwichtigsten ist den Befragten die Nähe des Wohnorts zu einer Carsharing-Station.

Deutsche würden für die perfekte Wohnung bis zu 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben

Um in einem entsprechenden Objekt wohnen zu können, gaben die meisten Befragten an, sich auch ein Leben außerhalb des Stadtzentrums vorstellen zu können, solange der Wohnort gut an ebenjenes angebunden ist. Problematisch wird dabei erst eine Fahrtzeit – ob mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Auto – ab 40 Minuten, wichtig hingegen sind fußläufige Grundversorgungsmöglichkeiten wie beispielsweise Supermärkte. Außerdem macht die Studie überraschenderweise deutlich, dass die meisten Befragten für die bei ihrem bevorzugten Objekt entstehenden Wohnkosten bis zu 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben würden – obwohl sie natürlich mit niedrigeren Kosten zufriedener wären.

Die Studienautoren schreiben: “Insgesamt zeigt die Studie, dass es große Chancen gibt, die Wohnungsnachfrage gleichmäßiger auf Großstädte und das […] Umland zu verteilen, wenn gerade abseits der Metropolen ein präferenzgerechtes Angebot entsteht”. Denn angesichts der Studienergebnisse sei offensichtlich, dass der kontinuierliche Zuzug in die Großstadt kein Naturgesetz ist. Deswegen seien auch bestehende Diskussionen über ein Verbot von Einfamilienhäusern “schwachsinnig” – eine Wohnungsbaupolitik entgegen der Präferenzen der Bevölkerung führe nirgendwohin und könne auf Dauer nicht durchgesetzt werden.

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