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Wohnungsbau in Deutschland geht oft am Bedarf vorbei

Die Wohnungsnot in Deutschland wird immer drängender. Doch die meisten Wohnungen werden nicht dort gebaut, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Die Bundesregierung hat der Mietexplosion und dem Wohnungsmangel den Kampf angesagt und peilt bis zu 400.000 neue Wohnungen pro Jahr an. Bisher zeichnet sich jedoch ab, dass sie dieses Ziel verfehlen wird. „320.000 Wohnungen halten wir für realistisch, es können auch 330.000 sein“, meinte etwa Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, auf der Münchner Handwerksmesse.

Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass nicht in Großstädten, wo der größte Bedarf herrscht, sondern vor allem in ländlichen Gebieten oder ganz auf dem Land gebaut wird. Das Statistische Bundesamt hat die in 2017 rund 285.000 fertiggestellten Wohnungen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl in den Gemeinden gesetzt. So zeigte sich, dass gemessen an der Bevölkerung viele Wohnungen beispielsweise im Emsland, im südlichen Ostfriesland oder in der Lüneburger Heide entstanden.

Wie ist diese Entwicklung zu erklären?

Erklärungen für die geringe Bauintensität in Großstädten liefert Claus Michelsen: „Das zeigt einerseits, dass hier offenbar Grenzen bei der Baulandbereitstellung existieren“, zitiert „Die Welt“ den Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Andererseits sei die Einwohnerzahl als Bezugsgröße in den letzten Jahren oft schneller gestiegen als die Bautätigkeit, sodass sich das Verhältnis nicht verbessern konnte. Anders sei es jedoch dort, wo wenige Menschen zuwandern. Dort werde leicht ein gutes Neubauverhältnis – gemessen an der Einwohnerzahl – erreicht.

Doch außer diesen rein statistischen Faktoren sei häufig auch ein Mangel an Bauland das Problem. „Zumindest sprechen die Zahlen zu der Flächenveräußerung (diese stagnieren) und den Landpreisen (diese steigen stark) für eine Knappheit dieses Faktors“, fügte der Wohnungsmarktexperte hinzu.

Das könnte helfen

Daneben machte Michelsen auch den Abbau an Verwaltungspersonal in manchen Gemeinden als Ursache für den schleppenden Neubau aus. Um den Prüfprozess zu beschleunigen empfiehlt er deshalb die Einführung einer Musterbauordnung.

Auch eine Studie der TU Darmstadt und des Pestel-Instituts in Hannover ging auf die Probleme bei der Verwaltung ein. Demnach könnten auch in Innenstädten noch viele neue Wohnungen entstehen, wenn nur Bauvorschriften, Baupläne sowie Genehmigungen flexibler gehandhabt werden würden.

Doch auch darüber hinaus sieht die Studie noch großes Potential bei den Städten. So könnten 2,3 bis 2,7 Millionen Wohnungen durch Nachverdichtung wie Aufstocken, Umnutzung und Bebauung entstehen.

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