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Zahl der Zwangsversteigerungen auch im Pandemiejahr 2020 weiterhin rückläufig – doch wie lange noch?

Auch in dem pandemiegebeutelten Krisenjahr 2020 ist die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland wie auch in den Jahren zuvor zurückgegangen.

Das ergaben Recherchen des Fachverlags Argetra, deren Ergebnisse in einer Pressemitteilung veröffentlicht wurden. Argetra hat dabei die Termine für Zwangsversteigerungen an allen rund 500 Amtsgerichten ausgewertet. Ob sich diese Entwicklung auch 2021 fortsetzt, scheint jedoch fraglich. Die Experten rechnen damit, dass ab Mitte des Jahres wiederum mehr Häuser unter den Hammer kommen.

Immobilien oft schnell wieder vom Markt

Im Jahr 2020 wurden Verfahren für 14.583 Häuser, Wohnungen oder Grundstücke mit einem Verkaufswert von insgesamt mehr als 3,1 Milliarden Euro eröffnet. Im Vorjahreszeitraum 2019 lag die Anzahl der Immobilien, für die ein Verfahren zur Zwangsversteigerung eröffnet wurde, noch bei 17.600 mit einem gesamten Verkaufswert von 3,4 Milliarden Euro, so Argetra. 2018 waren es noch 21.600 Immobilien und ein Volumen von 3,85 Milliarden Euro. Bei rund der Hälfte der betroffenen Immobilien lasse sich aber bereits ein Käufer finden, bevor das Zwangsversteigerungsverfahren im Gericht landet.

Als Gründe für diese Entwicklung werden neben der Konjunktur die weiterhin anhaltenden Niedrigzinsen, viele von Banken gestundete Kredite sowie das Kurzarbeitergeld angeführt. Insbesondere die Niedrigzinsen halten der Meldung zufolge die Zinslast von Krediten für die Schuldner niedrig und treiben so die Nachfrage nach Immobilien an. Laut Argetra könnten die Zahlen aber ab Mitte des Jahres wieder ansteigen, allen voran durch das Auslaufen staatlicher Hilfen, einer höheren Arbeitslosigkeit und mehr Insolvenzen

Anstieg von Zwangsversteigerungen erwartet

Laut Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, sei der Rückgang der Zwangsversteigerungen keine Überraschung. Schließlich sei die Wirtschaft in den vergangenen zehn Jahres kontinuierlich gewachsen. Die „Zahl der sozialversichert Beschäftigten erreichte immer neue Rekorde und die Reallöhne sind in diesem Zuge ebenso steig gestiegen”, so Kai Warnecke, für den diese positive wirtschaftliche Entwicklung durch die Corona-Pandemie aber nun ein Ende gefunden hat.

Laut Argetra-Geschäftsführer Walter Ruesch müsse daher zeitverzögert wieder mit deutlich mehr Zwangsversteigerungen gerechnet werden. Zumal viele Termine für Zwangsversteigerungen auch aufgrund von Versammlungsverboten abgesagt wurden. “Die Corona-bedingten Kündigungen von Krediten erwarten wir erst ab der zweiten Jahreshälfte 2021 und besonders 2022, da die Bearbeitungszeiten bei Banken und Gerichten sehr lang sind”, erklärt Walter Ruesch in der Pressemitteilung.

Chemnitz, Leipzig, Zwickau und Berlin an der Spitze

Laut den in der Pressemitteilung veröffentlichten Ergebnisse komme es besonders in der Mitte Deutschlands, von Nordrhein-Westfalen bis nach Ostdeutschland, zu vielen versteigerten Immobilien. Allein in Sachsen-Anhalt komme es mit 73 Zwangsversteigerungsterminen pro 100.000 Haushalte zu dreimal so vielen wie in Bayern mit 22 Terminen pro 100.000 Haushalten. Spitzenreiter der Städte mit den meisten Terminen ist Chemnitz. Dahinter reihen sich Leipzig, Zwickau und Berlin ein, so die Ergebnisse von Argetra.

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