Zerplatzt der Traum vom Eigenheim? Wieso der Bau von Einfamilienhäusern in Deutschland stagniert
Ein eigenes freistehendes Haus mit einem Garten: So sieht der Traum vieler Menschen aus. Der Bau solcher Einfamilienhäuser stagniert jedoch bereits seit über einem Jahrzehnt. Grund dafür soll ein bestimmtes Phänomen sein.
Baugenehmigungen 2020
Wie das Statistische Bundesamt am 25. Februar berichtete, stagniert der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern – und das bereits seit 2005. Die Behörde teilte weiterhin mit, dass im Zeitraum von Januar 2020 bis November 2020 der Bau von 288.000 Wohnungen genehmigt wurde, wovon 169.000 in Mehrfamilienhäusern entstehen sollen. Somit handelt es sich nur bei 109.000 von 288.000 genehmigten Objekten um Ein- und Zweifamilienhäuser.
Woran liegt das?
Als Hauptursache dieser Entwicklungen sehen Ökonomen und Immobilien-Experten die disparate Bevölkerungsentwicklung in städtischen und ländlichen Regionen, so die Experten des Wochenmagazins Stern. Demnach suchten Zehntausende nach bezahlbaren Wohnungen in Ballungsräumen, wie beispielsweise Berlin oder München, während unzählige Objekte in ländlichen Gebieten leer stünden – dort, wo auch die meisten Ein- und Zweifamilienhäuser stehen. Auf dem Land sollen laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Ende 2018 ganze 1,7 Millionen Wohnungen leer gestanden haben, während die Einwohnerzahl der Großstädte in den Jahren zwischen 2010 und 2019 um 1,7 Millionen anstieg. Wie Raumforscher Alexander Schürt und seine Koautoren des BBSR weiterhin angeben, verloren gleichzeitig 45 Prozent der deutschen Klein- und Mittelstädte an Einwohnern.
Welche Planungsalternativen gibt es?
Wie Michael Voigtländer, Immobilienexperte des IW Köln, gegenüber der Leonberger Kreiszeitung angibt, sei der Bau neuer Einfamilienhäuser in ländlichen Gebieten ökonomisch wenig sinnvoll. “Das Ziel von Schrumpfungsregionen muss sein, die Innenentwicklung voranzutreiben und nicht immer neue Baugebiete für Einfamilienhäuser auszuweisen. Letztlich hält man damit den Einwohnerrückgang nicht auf, und schafft immer neue Leerstände in der Zukunft”, erklärt er weiter. Die Attraktivität ländlicher Gebiete hänge von Angeboten wie Arbeitsplätzen und Hochschulen ab, die es derzeit aufgrund von Versäumnissen in der Vergangenheit noch nicht gibt.
Preise für Immobilien in Innenstädten explodieren
Das Bevölkerungswachstum in den Städten kann seit den 1990er Jahren verstärkt beobachtet werden – trotzdem reagierten sowohl Bund als auch Landesregierungen und Kommunen nur sehr spät auf diesen Anstieg, sodass die Zahl der deutschlandweit neugebauten Wohnungen bis 2009 immer weiter sank, so der Stern. Fachleute sehen den fehlenden Wohnungsbau in den Städten hinzukommend als Katalysator für die für den explosionsartigen Anstieg der Immobilienpreise im vergangenen Jahrzehnt. Trotz Pandemie lässt sich jedoch keine Trendwende beobachten, wie Voigtländer angibt: “Im Moment profitieren die Umlandgemeinden sehr stark, aber im Endeffekt möchten alle in der Nähe einer Großstadt wohnen.”
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