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Zukunftsweisende Idee: Dieser Mailänder Architekt bringt Wälder mitten auf den eigenen Balkon

Ein Wald mitten in der Stadt – das ist die Idee des italienischen Architekten Stefano Boeri. Durch diese Stadtlandschaft der Zukunft strebt Boeri an, der zunehmenden Luftverschmutzung in den Großstädten entgegenzuwirken.

Boeri entwirft Gebäude, die über und über mit Bäumen, Pflanzen und Sträuchern versehen sind und auf diese Weise einen Wald mitten in den Metropolen entstehen lassen. Er ist fasziniert von der Tatsache, dass sich seine Gebäude stetig verändern – und das ohne sein Zutun. Boeri kann mit der Vielfalt an Bäumen und Pflanzen zudem das Stadtbild verschönern und sogar die Luft verbessern.

Bevor der Architekt an die Planung der Gebäude geht, wählt er in der Regel zunächst die Baum- und Pflanzenarten aus, die er verwenden möchte. „Die Bäume geben mir die Form des Gebäudes vor, und die Fassade wird in Abstimmung mit jedem einzelnen Baum geplant. Das ist natürlich an jedem Ort anders, weil überall andere Wachstumsbedingungen herrschen“, sagte der Mailänder Architekt im Interview mit Spiegel Online.

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„Bosco Verticale“ in Mailand

Berühmt wurde der Architekt aus Italien durch die Zwillingstürme in Mailand, die vollständig mit Bäumen und Pflanzen überzogen sind. Der „Bosco Verticale“, also der senkrechte Wald, wurde im Jahr 2014 fertiggestellt. Die beiden 80 beziehungsweise 110 Meter hohen Türme sind von 20 verschiedenen Laub- und Nadelbaumarten und 80 anderen Pflanzenarten bewachsen. Für diese innovative Idee erhielt der Mailänder Architekt diverse Auszeichnungen, darunter auch den internationalen Hochhauspreis für Klimaschutz und Design. Im Fokus dieser Ehrung stehen Kriterien wie Nachhaltigkeit und Innovation.

Der Wohnraum im Mailänder „Bosco Verticale“ ist sehr beliebt. Während der Quadratmeterpreis noch vor wenigen Jahren zwischen 6.000 und 10.000 Euro betrug, muss man heute etwa das Doppelte auf den Tisch legen, um in dem bepflanzten Gebäude wohnen zu können. Boeri ärgert sich heute, sich zu Beginn seiner Planung keine Wohnung dort gekauft zu haben. Er erzählt, es sei damals zu teuer für ihn gewesen. Wenn er heute darüber nachdenkt, vor allem in Anbetracht der Preisentwicklung, ist er der Meinung, er hätte es trotzdem tun sollen.

In Folge seines Projekts in Mailand erhielt Boeri zahlreiche weitere Aufträge für ähnliche Projekte.

      

„Nanjing Towers“ in China

So hat der Mailänder Architekt in Nanjing, China, bereits einen vertikalen Wald geplant – die Dimensionen dort sind jedoch um einiges gigantischer als in Mailand. Die „Nanjing Towers“ sollen mit rund 1.100 Bäumen aus 23 lokalen Arten sowie 2.500 weiteren Sträuchern und Pflanzen bestückt sein.  Für den größeren der beiden Tower – etwa 200 Meter hoch – ist ein Rooftop-Club vorgesehen. Außerdem sind die Stockwerke 8 bis 35 für Büros eingeplant. In den zweiten begrünten Tower sollen ein Hotel sowie mehrere Geschäfte und Restaurants einziehen.

„Forest City“ in China

Auch in Liuzhou, im Süden Chinas, entsteht unter Planung des italienischen Architekten ein neuer, grüner Stadtteil. Dieser Stadtteil, genannt „Forest City“, soll in zwei Jahren bezugsbereit sein und dabei Wohnraum für 30.000 Menschen, bestehend aus Sozialwohnungen aber auch freien Einheiten, Gewerbegebiet, Schulen sowie ein Krankenhaus bieten. Auch ein Hotel, das „Vertical Forest Mountain Hotel“, soll entstehen. Die 40.000 Bäume sowie eine Million Kleinpflanzen, die dort wachsen sollen, sollen dafür sorgen, dass jährlich rund 10.000 Tonnen CO2 sowie 57 Tonnen Schmutzpartikel absorbiert werden. Dabei sollen zudem 900 Tonnen Sauerstoff produziert werden. Die Ideen werden als wegweisendes Projekt angesehen, das „zu einer Referenz für viele Architekten, Stadtplaner und Stadtverwalter wird, um überall auf der Welt ähnliche Projekte anzustoßen“, hofft Stefano Boeri.

Zahlreiche weitere Projekte in Planung

Neben den bereits realisierten Projekten hat Boeri Pläne für zahlreiche weitere Orte. So visiert er in den Niederlanden Wohnraum für junge, finanziell benachteiligte Menschen an. Das Projekt mit dem Namen „Trudo Vertical Forest“ sieht ein 19-stöckiges Hochhaus mit 125 Wohneinheiten vor. Diese Einheiten sollen sich jeweils über rund 50 Quadratmeter erstrecken, die Miete soll bei knapp 710 Euro im Monat liegen. Die Balkone des Hochhauses sollen mit insgesamt 125 Bäumen und über 5.000 Sträuchern und Pflanzen versehen werden.

Da die Relevanz des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinne, ist Boeri überzeugt, „die Städte müssen grüner werden und daran sollten wir alle gemeinsam arbeiten – sie müssen im besten Sinne wachsen“.

In nächster Zeit wird sich der Mailänder Architekt mit der Umsetzung seiner Innovationen in Frankreich, Lausanne und auch Utrecht befassen.

 

 

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