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Assetklasse Co-Living weckt Interesse bei Investoren, Betreibern und Bewohnern

Immobilien galten auf dem Anlagemarkt schon immer als relativ sichere Geldanlage. Ein neuer Trend in der Immobilienbranche sorgt in den vergangenen Jahren für reges Interesse bei den Anlegen; das sogenannte Co-Living-Konzept begeistert bis heute viele Investoren, Betreiber und Bewohner.

Bei der aufstrebenden Assetklasse Co-Living soll bestimmten Zielgruppen wie Studenten und Pendlern zeitlich beschränkter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Dieser Wohnraum kann dabei von Anbieter zu Anbieter völlig unterschiedlich gestaltet sein: Am häufigsten verbergen sich hinter einer Co-Living-Immobilie jedoch einzelne, über eine gemeinsame Plattform vermietete Wohnungen, Einzimmerwohnungen in einem extra dafür eingerichteten Wohngebäude oder komfortable Service-Wohnungen.

Co-Living-Wohnungen machen flexibles Ein- und Ausziehen möglich

Anders als bei normalen Wohnungen sind hier bereits einige Vorkehrungen getroffen, die das Ein-und Ausziehen für die Co-Living-Mieter einfacher machen: So sind die Zimmer meist bereits möbliert und organisatorisch aufwändige Angelegenheiten wie Rundfunkgebühren und ein laufender Internetanschluss schon vom Vermieter geregelt. Auch Reparaturkosten und Nebenkosten werden meist von diesem übernommen. Eine regelmäßige Reinigung der Mietwohnung ist oft ebenfalls bereits vertraglich geregelt.

Studie enthüllt Ursachen von steigender Nachfrage nach Co-Living

In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Immobiliendienstleistungsunternehmens CBRE werden vor allem die sozialen und wirtschaftlichen Markttrends in Europa untersucht, um die Ursachen für den extremen Anstieg der Nachfrage nach Co-Living in den vergangenen Jahren nachzuvollziehen. Schwerpunkt der Betrachtung waren in dieser Studie die europäischen Metropolen Berlin, London, Amsterdam, Mailand, Wien und Madrid.

Laut Jennet Siebrits, Head of Research bei CBRE, ist der Anstieg hauptsächlich durch die Veränderung der Wohnsituation der Menschen in Europa bedingt: „Immer mehr Menschen
leben in Europa zur Miete – insgesamt sind es mittlerweile mehr als 30 Prozent der Bevölkerung”, so der Experte im Rahmen der Studie. Ursachen hierfür sind laut Siebrits vor allem die stark ansteigenden Preise für Wohnimmobilien, soziale Veränderungen und die zunehmende Urbanisierung. Die United Nation schätzt in einer Datenerhebung von 2018, dass bis 2050 68 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Regionen leben werden. Aktuell sind es nur etwa 55 Prozent.

Co-Living-Wohnungen zum Teil günstiger als klassische Mietwohnungen

Vor allem die steigenden Preise für Eigentumswohnungen stellen für viele Menschen in Europa ein Problem dar. Großer Vorteil von den Co-Living-Mietwohnungen ist, dass die vermieteten Immobilien meist sogar weniger kosten als herkömmliche Mietwohnungen: „In vier der sechs Städte, auf die wir uns bei unserer Analyse konzentriert haben, sind die Kosten für Co-Living, oft einschließlich Nebenkosten und Reinigung, günstiger als klassische Mietwohnungen, erklärt Jennet Siebrits. Das gute Preis-Leistungsverhältnis ist vor allem attraktiv für Studenten und Geringverdiener.

Co-Living bietet soziales Umfeld und geringe CO2-Bilanz

Auch fördert Co-Living laut den Wissenschaftlern die soziale Interaktion der Mieter. Vor allem junge Menschen stehen oft vor großen Herausforderungen zu Beginn ihres Studiums oder beim Berufseinstieg. Durch das gemeinsame Leben in der Co-Living Community haben sie die Möglichkeit, Hilfe von anderen zu erfragen und ihre Bedenken mit jemandem zu teilen. Auch kann das gemeinschaftliche Zusammensein Einsamkeit verhindern, denn diese ist in Europa laut den Studienautoren nämlich immer häufiger ein Problem. Oft errichten die Co-Living-Plattformen neben den Wohnungen auch Gemeinschaftsräume und Cafés, um den Mitgliedern eine Möglichkeit zum sozialen Austausch zu geben.

Durch die gemeinsame Nutzung von Wohnbereichen und -flächen senkt Co-Living der CBRE-Studie zufolge abgesehen davon die CO2-Bilanz. Für viele Menschen ist Nachhaltigkeit mittlerweile ein wichtiges Thema, der ökologische Fußabdruck spielt bei der Immobilienwahl eine immer größere Rolle.

Auswirkungen von Corona auf Co-Living

Laut Jo Winchester, Executive Director bei CBRE, haben sich die Co-Living-Betreiber bereits auf die durch die Corona-Krise bedingten Veränderungen eingestellt. Mit kontaktlosen Annahmestellen für Post und regelmäßigen Reinigungen der Gemeinschaftsflächen wird versucht, das Infektionsrisiko bestmöglich zu senken. Auch betont der Experte den Vorteil der separaten Wohnungen beim Co-Living im Gegensatz zu WGs oder Wohnheimen: „Mit seinen abgegrenzten Räumlichkeiten für Singles und Paare bietet Co-Living bessere Möglichkeiten für soziale Distanzierung als beispielsweise Wohngemeinschaften”, betonter er in der Studie. Trotzdem komme der soziale Austausch in dieser Zeit nicht zu kurz; die Betreiber der Co-Living-Einrichtungen sollen sich laut Winchester bemühen, virtuelle Events und Veranstaltungen zur Überbrückung zu veranstalten.

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