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Digitalisierungsoffensive – Virtuelle Immobilienbesichtigungen werden populärer

Virtuelle Wohnungsbesichtigungen sollen auch in Zeiten der Corona-Pandemie die Vermittlung von Immobilien ermöglichen. Während im Bereich der Büroimmobilien dieses Verfahren schon seit längerem zum Standard gehört, rückt die Digitalisierung nun auch vermehrt in den Fokus bei der Vermarktung von Wohnimmobilien.

Digitalisierung der Immobilienvermittlung

Die Corona-Pandemie schränkt auch im Jahr 2021 das Leben der gesamten Bevölkerung ein, keine Reisen, keine Feiern und kaum soziale Kontakte. Zudem sind Unternehmen angehalten, wenn möglich, die Arbeitnehmer vom Homeoffice aus arbeiten zu lassen. Auch die Immobilienindustrie muss sich dieser Tage neu erfinden, denn Kontaktbeschränkungen erschweren beziehungsweise verhindern den regulären Besichtigungsablauf von Immobilien.

Da Immobilienmakler auch während der Corona-Pandemie bestreben, die Immobilien schnellstmöglich zu veräußern, setzen sie zu Teilen auf digitale Besichtigungs- und Verkaufstermine. Dieser Trend spart Zeit und Geld, gerade deshalb setzen Makler und institutionelle Kunden bereits seit geraumer Zeit schon auf die technologischen Besichtigungstools, bevor in persona besichtigt wird.

Dem Immobilienverband IVD ist dieser Wandel innerhalb der Büroindustrie schon seit längerem bekannt, während auf dem Markt für Wohnimmobilien die Digitalisierung gerade angefangen haben. Dies berichtete der Vizepräsident vom IVD Dirk Wohltorf laut der Süddeutschen folgendermaßen: „Profis wollen digital Schreibtische in ein Büro stellen, sie hin und her rücken, lange vor einem Besichtigungstermin.“

Weniger Wartezeit und schnellere Vermittlung

Dank virtueller Realität – Virtual Reality – können Kaufinteressierte mit wenig Zeitaufwand die Räumlichkeiten besichtigen und sich einen ersten Eindruck über das Objekt verschaffen. „Im Idealfall hält sich der Aufwand für alle in Grenzen“, so Wohltorf. Denn aufwändige Besichtigungen mit einer Vielzahl von Interessierten gehören somit der Vergangenheit an und gerade zu Zeiten des Coronavirus sind solche Massenbesichtigungen nicht möglich.

Dank digitaler Erstbesichtigungen lassen sich Verkaufsobjekte nun trotz Kontaktbeschränkungen besser veräußern und die Käufer- beziehungsweise Mieterseite profitiert von weniger Wartezeit und flexibler Termingestaltung für etwaige Besichtigungen. „Terminschwierigkeiten und insgesamt der hohe Aufwand auf Mieter- und Vermieterseite können signifikant reduziert werden“, erklärt der Präsident der Wohnungswirtschaft GdW Axel Gedaschko laut der Süddeutschen.

Hierdurch wird die Moral der Interessierten nicht mehr durch ewiges Anstehen und längere Anreisen gedämpft, da Besichtigungen schneller ablaufen können. Für die Makler ist dies in Anbetracht der seit Dezember 2020 geltenden neuen Provisionsregel – nun wird die Maklerprovision zu jeweils 50 Prozent von Eigentümer und Käufer getragen – ein hilfreiches Mittel, möglichst viele Objekte möglichst schnell zu veräußern.

Virtuelle Rundgänge mit Raumgestaltung

Die virtuellen Besichtigungen können in diversen Formen abgehalten werden, zum einen können am Computer, Tablet oder Smartphone 360-Grad-Rundgänge durchgeführt werden. Besichtigungsroboter können durch die Wohnung ferngesteuert oder mit Augmented-Reality-Brille durch das Besichtigungsobjekt spaziert werden. Über diesen Weg können sich Interessenten eine erste Meinung bilden und die Immobilie entweder verwerfen oder in die engere Auswahl nehmen.

Dank weiterer Tools lassen sich die Immobilien auch virtuell einrichten, sodass Objekte wie eine große Couch oder andere platzeinnehmende Objekte virtuell im Raum platziert werden können. Hierdurch können die Raumverhältnisse noch besser eingeschätzt werden, eine beispielsweise zu kleine Wohnung muss dann erst gar nicht mehr analog besichtigt werden.

Die virtuelle Tour kann zusätzlich vom Makler begleitet werden, welcher via Chat oder Videocall aufkommende Fragen beantworten kann. „Die Akzeptanz hat sich deutlich verbessert, weil mit Corona der praktische Nutzen stärker in den Vordergrund gerückt ist“, erläutert Immobilienmakler Roland Kampmeyer laut Haufe die Digitalisierung des Maklergeschäfts.

Der Deutsche Mieterbund plädiert für analoge Besichtigungen

Die Sprecherin Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund warnt die Interessenten allerdings vor der virtuellen Besichtigung, wie Haufe berichtet. „Der Mieter sieht nur das, was ihm ausschnittsweise gezeigt wird“, so Hartmann. Eine reale Besichtigung sei in jedem Fall weiterhin zu präferieren, bevor ein Vertrag unterzeichnet wird.

So könne man auch die analogen Besichtigungen effizient und ohne weitere Kontakte gestalten. Schlüsselboxen und Zahlenschlösser könnten vom Makler eingesetzt werden, um den Interessenten den Zugang zum Objekt zu verschaffen, ohne selbst präsent zu sein.

Hierdurch könnten sich Wartezeiten und Kontakte ebenfalls einschränken lassen, ohne auf die tatsächliche Begehung der Immobilie verzichten zu müssen.

Bildquellen: sdecoret/Shutterstock.com