Drees & Sommer Immobilienkolumne – Alles im grünen Bereich: ESG-Strategie für Hotelimmobilien

Im Zusammenhang mit nachhaltigen Hotelinvestments taucht immer häufiger die Abkürzung ESG auf. Investoren und Eigentümer stehen vor der Frage, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen langfristig die Rendite und Wertstabilität ihrer Immobilien sichern.

Bereits heute verzeichnen Immobilien, die Green Building Zertifikate vorweisen können, eine höhere, bzw. bevorzugte Nachfrage am Markt, so auch Hotelimmobilien. Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund der gesetzlichen ESG-Regelungen, die sich zukünftig weiter verschärfen werden. Immobilien nehmen beim Klima- und Umweltschutz eine Schlüsselrolle ein, schließlich sind Gebäude laut Umweltbundesamt für etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs hierzulande verantwortlich und verursachen rund 30 Prozent des Kohlenstoffdioxidausstoßes. Damit rücken Aspekte wie die Energieeffizienz oder die Wiederverwendbarkeit der Baumaterialien in den Fokus.

Richtige Strategie entscheidend

Wie lässt sich aber feststellen, ob ein Hotelgebäude und der Betrieb wirklich „grün“ sind? Noch gibt es kaum einheitliche Richtlinien oder verbindlichen Standards. Vielmehr machen ein wahrer Zertifizierungsdschungel und die sich stetig weiterentwickelnden ESG-Kriterien schwer, sich zu orientieren. Im ersten Schritt ist es für Eigentümer und Betreiber wichtig, den baulichen und technischen Status quo der Hotels sowie die betrieblichen Parameter, wie etwa Energieverbräuche, auf den Prüfstand zu stellen. Dabei können sogenannte ESG-Screenings helfen, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit zu bewerten und Potenziale aufzuzeigen. Denn auch wenn Reisende oftmals noch nicht bereit sind, mehr Geld für nachhaltige Hotels auszugeben: Der Druck auf den Wettbewerb am Hotelmarkt wächst. Immer mehr Unternehmen berücksichtigen den CO2-Fußabdruck bei Reiseplanungen. Rahmenverträge werden daher künftig bevorzugt mit den Hotels geschlossen, die einen positiven Impact vorweisen können. So werden „Green Lease-Klauseln“ zukünftig zum Standard bei Pachtverträgen zwischen Eigentümern und Hotelbetreibern und die Transparenz von Daten, z. B. Verbrauchsdaten, eine essentielle Grundlage des Miteinanders. Dazu kommt, dass die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien für Hotelbetreiber oft ein entscheidender Verhandlungsaspekt beim Vertrieb ist. Das gilt beispielsweise bei der Teilnahme an Request for Proposal (RFP)-Prozessen – der Abfrage nach Sonderkonditionen großer, meist international agierender Unternehmen. Ohne solche Aktivitäten nachweisen zu können, scheitern Hotels gegebenenfalls bereits bei diesem frühen Auswahlkriterium.

Abschied von der ökologischen Einbahnstraße

Wer den ökologischen Fußabdruck seiner Immobilie minimieren will, muss umdenken – das gilt auch für das Bauen selbst: Jährlich verschwinden Milliarden Tonnen von Kalk, Kies, Sand und Stahl in Gebäuden. Bei Abriss werden große Teile davon zu Abfall. Dabei ließe sich das gigantische Rohstofflager, das in Gebäuden schlummert, durch ein Umdenken vom linearen Effizienzpfad hin zu einer Circular Economy heben. Cradle to Cradle heißt dieses Designprinzip, das darauf abzielt, Materialien bei Umbau oder Abriss in ursprünglicher Form wiederverwenden zu können. Derzeit gibt es schon tausende zertifizierte Cradle to Cradle-Produkte – darunter Bodenbeläge, Fassadensysteme und Möbel, die komplett schadstofffrei, gesundheitlich unbedenklich und emissionsarm sind. So bleiben Produkte auch dann werthaltig, wenn sie irgendwann das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben und – dank exakter Dokumentation im digitalen Gebäudezwilling- einfach wieder zerlegt werden können. Berechnungen von Drees & Sommer und TS Advisory zufolge kann das Bauen nach dem Circular Economy-Prinzip eine Wertsteigerung von bis zu zehn Prozent in Relation zu konventionellen Gebäuden ermöglichen. Auch, wenn verbindliche ESG-Kriterien noch fehlen: Das Regelwerk wird sich mit den Lehren des Marktes schnell weiterentwickeln. Fest steht: Damit Immobilien, so auch Hotels, nicht zu Stranded Assets werden, ist die ESG-Performance entscheidend.

Über die Autorin:

Gesa Rohwedder ist seit 2014 als Head of Hospitality Europe bei Drees & Sommer tätig. Dort begleitet sie Hotelbetreiber, Investoren und Entwickler bei Projekten bei der Entwicklung von Hotels und Hotelkonzepten, Hotelrenovierungen, Neubauten und Sanierungsprojekten. Hier hat sie unter anderem die Sanierung der InterContinental Hotels in London, Berlin und Hamburg sowie den Neubau des Hotelprojekts InterContinental in Köln (heute Dorint) betreut. Bevor sie zu Drees & Sommer kam, war sie in diversen Management-Funktionen einer großen internationalen Hotelkette in Deutschland sowie im europäischen Ausland tätig.

 

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes international tätiges Planungs- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 51 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

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