,

Drees & Sommer Immobilienkolumne – Drees & Sommer Immobilienkolumne –

Wasserstoff gilt als eine vielversprechende, vor allem klimafreundliche Energiequelle der Zukunft. Auch Deutschland hat das Potenzial erkannt. Mit seiner Anfang Juni beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) hat sich die Politik auf ein Milliardenprogramm für dessen Förderung verständigt. Allein bis zum Jahr 2030 sollen Wasserstoff-Anlagen mit einer Leistung von rund fünf Gigawatt entstehen. Ein wichtiges und richtiges, aber auch ehrgeiziges Ziel.

Im Fokus der Energiewende steht seit langem, wie sich vor allem der enorme Energiebedarf der Industrie, insbesondere Stahl, Zement und Chemie, mit den Klimazielen vereinen lässt. Mit der Denuklearisierung und Dekarbonisierung entfallen mittelfristig Kernkraft und Kohle. Windkraft- und Solaranlagen unterliegen naturgemäß hohen Schwankungen. Mit zunehmender Elektrifizierung gilt zu lösen, wie sich Strom im großen Umfang speichern und auf Bedarf abrufen lässt. Wie gelangt er beispielsweise vom windintensiven Norden in den industriereichen Süden und Westen? Neben dem Ausbau unserer Stromnetze lautet für viele die Antwort: mit Wasserstoff.

Grüner Wasserstoff braucht regenerativen Strom

In reiner Form kommt Wasserstoff auf der Erde jedoch kaum vor. Herstellen lässt er sich hingegen recht einfach. Mit Strom wird Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Letzterer kann umweltverträglich in die Umgebung abgegeben werden. Der durch die Reaktion entstandene Wasserstoff hingegen wird gasförmig oder in Form eines flüssigen Brennstoffs als Energiespeicher verwendet. In dieser Form lässt er sich leicht transportieren und bei Bedarf wieder nahezu emissionsfrei als Energiequelle für die Strom- und Wärmeerzeugung, als Treibstoff im Verkehrswesen oder als Grundstoff in der Industrie nutzen. Wirklich klimafreundlich gilt dabei der sogenannte grüne Wasserstoff. Bei dessen Produktion wird allein auf regenerativen Strom gesetzt. Für eine emissionsarme Energieversorgung der Zukunft birgt Wasserstoff damit großes Potenzial. Aber ein grundlegendes Hindernis bleibt: die immensen Mengen an grünem Strom, die für die Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff benötigt werden, stehen in Deutschland noch nicht zur Verfügung. Auf die Industrie entfällt bereits heute fast die Hälfte des Stromverbrauchs Zur Einordnung: Allein die hiesige Industrie verbraucht rund 234 Terawattstunden Strom jährlich. Steigt sie nun auf Wasserstoff als einzigen Energieträger um, erhöht das den derzeitigen Strombedarf, allein für die Herstellung des Wasserstoffes, um ein Vielfaches. Regenerative Energien aus Wind und Sonne tragen derzeit aber nur rund 180 Terawattstunden pro Jahr zur gesamten Stromerzeugung in Deutschland bei.

Aber nicht nur fehlende Stromkapazitäten stellen eine große Herausforderung dar. Hinzu kommen die Kosten für die Wasserstoff-Anlagen selbst und die Aufwendungen für nötige Infrastrukturmaßnahmen. Klimaneutral erzeugte Chemie- oder Stahlprodukte werden durch damit verbundene Investitionen in der Herstellung also vergleichsweise teuer.

Wasserstoff-Importe müssen inländische regenerative Energien ergänzen

Der massive Ausbau der hiesigen Solar- und Windkraftanlagen stellt fortan einen wichtigen Ansatzpunkt dar, wenn es um die Versorgung mit grünem Strom oder Wasserstoff geht. Doch auch dann werden künftig Wasserstoff-Importe künftig nötig sein. Nur dann kann der enorme Bedarf an Energie in Zukunft gedeckt werden. Denkbar sind dabei Importe aus Regionen mit besten klimatischen Bedingungen für Solar- und Windenergie-Erzeugung, etwa Südeuropa oder Nordafrika. Die Bundesregierung stellt für diese Partnerschaften rund 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Manche Experten fürchten hier das Risiko geopolitischer Abhängigkeiten und auch, dass sich die Industrie irgendwann dort ansiedeln wird, wo die Wege zur Energiequelle kurz sind.

Energieversorger legen heute wichtigen Grundstein für Energie-Infrastruktur von Morgen Hiesige Energieversorger und Netzbetreiber wie EnBW, Uniper und Tennet, aber auch viele Stadtwerke wie z.B. die Mainova stellen sich schon sehr lange auf die Energiewende ein. Die Unternehmen legen damit auch einen wichtigen Grundstein für die dringend von der Industrie benötigte Energie-Infrastruktur. Zudem schaffen sie sich eine gute Position in der Energiewende und für damit verbundene Herausforderungen. Unterstützt werden sie dabei auch vom auf die Bau- und Immobilienbranche spezialisierten Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer. Das Stuttgarter Unternehmen begleitet Unternehmen der Energiebranche beim Aus- und Umbau ihrer Versorgungsinfrastruktur sowie bei der Realisierung von Strom-, Gas- und Wärmenetzen. Zudem berät es Kraftwerksbetreiber im Hinblick auf die Umnutzung stillgelegter Kraftwerks-Standorte. Eine Möglichkeit ist dabei die Nutzung der Standorte als zukünftige Wasserstoff-Produktionsstätten. Hierfür planen große Stromnetzbetreiber schon heute gemeinsam mit Gasversorgern entsprechende Anlagen zur Stabilisierung der Stromnetze. Gasnetzbetreiber prüfen überdies die Nutzung und die Erweiterung ihrer Erdgasnetzinfrastruktur für den Transport von Wasserstoff. Da er dem Gasnetz beigemischt werden kann, ist das ein guter Übergang für die Gasversorger und kann auch langfristig deren Netzinfrastruktur sichern.

Klare Signale notwendig

Auf diese Weise leisten Energieversorger schon heute wichtige Vorarbeit auf Deutschlands geplantem Weg zum Wasserstoff-Weltmeister. Doch damit dieser Titel künftig wahr wird, gilt es auch seitens der Politik widersprüchliche, politische Signale, wie sie in der Vergangenheit oftmals gesendet wurden, zu vermeiden. So waren bzw. sind Diskussionen beispielsweise zu Mindestabständen von Windkraftanlagen oder Regulierungshemmnisse beim Einsatz von Power-to-Gas-Anlagen durch Stromnetzbetreiber den Investitionen in erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologien nicht gerade zuträglich.

Autor: Christopher Vagn Philipsen, Experte für Smart Infrastructure & Energie und Partner der Drees & Sommer SE

Zum Autor: Christopher Vagn Philips (Dipl.-Ing.)
Als Partner der Drees & Sommer SE verantwortet Christopher Vagn Philips die Projekte im Bereich Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung. Zu Schwerpunktthemen seiner Arbeit gehören insbesondere erneuerbare Energien, Offshore-Windenergie und der Stromnetzbau. Während seiner Tätigkeit realisierte er unter anderem den Netzanschluss von Offshore-Windparks in der Deutschen Nordsee. Nach seinem verfahrenstechnischen Studium an der Universität Stuttgart trat der Diplom-Ingenieur 1987 zunächst als Projektleiter in ein Stuttgarter Ingenieurunternehmen ein. 1997 erfolgte schließlich der Wechsel zu Drees & Sommer.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: f11photo / Shutterstock.com