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Drees & Sommer Immobilienkolumne – Grüner, digitaler, komplizierter?

Bei nachhaltigen Immobilieninvestments taucht immer häufiger die Abkürzung ESG auf. Sie steht für die drei Dimensionen Environmental, Social und Governance, und damit für ökologische, soziale und unternehmerische Anforderungen, denen Unternehmen genügen sollten.

Bei nachhaltigen Immobilieninvestments taucht immer häufiger die Abkürzung ESG auf. Sie steht für die drei Dimensionen Environmental, Social und Governance, und damit für ökologische, soziale und unternehmerische Anforderungen, denen Unternehmen genügen sollten.

Gleichzeitig macht es ein wahrer Begriffsdschungel und ebenso die Vielzahl an unterschiedlichen nachhaltigen und im weitesten Sinn ESG-Validierungen äußerst schwer, sich zu orientieren. Und das, obwohl Unternehmen mehr denn je darauf angewiesen sind, in Zeiten des Klimawandels und der digitalen Transformation, die richtigen Antworten zu geben.

Gebäudekonnektivität, Mobilität und Klimafreundlichkeit statt Lage?

So soll der sogenannte „Green Deal“ der Europäischen Kommission bis 2050 zur Klimaneutralität des gesamten Kontinents Europa führen. Der zugehörige Investitionsplan sieht dabei den größten Kapitalbedarf im Gebäudesektor. Property Companies, also Bestandshalter, Projektentwickler und Investoren, müssen dafür Lösungen finden. Sowohl, was die Umweltfreundlichkeit ihres Immobilienbestands, genauso aber auch sie als Unternehmen selbst angeht.

Dazu kommt die Digitalisierung: Für Immobilieninvestoren werden Merkmale wie Lage, Nutzungsart oder Drittverwendungsfähigkeit zwar weiter eine große Rolle bei der Auswahl von Objekten und Liegenschaften spielen. In Zukunft werden jedoch für die Renditefähigkeit auch immer stärker deren digitaler Reifegrad wichtiger – und damit die Nachhaltigkeit der Immobilien zudem erst nachweisbar.

Space-as-a-Service statt Kaltmiete

Wer also als Unternehmen, dessen Kerngeschäft Immobilien beinhaltet, die Ansprüche der Digital Natives und zugleich immer umweltbewussteren Generationen erfüllen will, kann sich längst nicht mehr auf die größtenteils über die Kaltmiete definierten Renditekategorien zurückziehen. Stattdessen muss sich jeder Bauherr, Investor, Projektentwickler oder Bestandshalter gegenwärtig intensiv mit der Frage auseinandersetzen: Sind die derzeitigen Bauvorhaben, Projekte oder der Bestand zukunftsorientiert, nachhaltig und smart genug, um auch nach einem Abflauen des Immobilienbooms eine Vollvermietung zu gewährleisten? Können auch nachhaltige Mobilitäts- oder Space-as-a-Service-Konzepte nicht nur zur Umweltfreundlichkeit beitragen, sondern sogar zusätzliche Einnahmequellen sein?

Mittel- bis langfristig ist bereits absehbar, dass dies nur mit Immobilien möglich ist, die gleichermaßen digitalisiert und intelligent als auch klima- und ressourcenfreundlich sind. Kurzum: Idealerweise gehen digitale Lösungen und Nachhaltigkeit beim Bauen Hand in Hand. So ist der absolut wirksamste Weg, Energie einzusparen, sie überhaupt nicht zu brauchen. Beispielsweise kann eine in smarte Gebäude integrierte Künstliche Intelligenz ungenutzte Räumlichkeiten erkennen oder gar prognostizieren und den Energieverbrauch selbständig herunterfahren.

Begriffswirrwarr auflösen

Wichtig ist das Big Picture anstelle sich in Details zu verlieren. Dafür ist eine Nachhaltigkeitsstrategie genauso wie eine Digitalisierungsstrategie ein Muss, die weit über Fragen des bloßen Immobilienbestands hinausgehen und auch nicht nur Einzelaspekte eines Unternehmens beleuchten. Stattdessen gilt es das Zusammenspiel von Energie, Technik, Mobilität und Circular Economy genauso wie den Status Quo der digitalen Transformation zu betrachten. Und genauso elementar ist es, auf übergeordneter Ebene den Begriffswirrwar zu ordnen, zu strukturieren und damit ein verbindliches Rahmenwerk zu finden, das insbesondere eine einheitliche Taxonomie von grüner bzw. nachhaltiger Unternehmensführung und auch Finanzierung umfasst.

Autor: Klaus Hirt, Partner der Drees & Sommer SE

Klaus Hirt kam 2007 nach seinem des Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt sowie an der WU Wien zu Drees & Sommer. Vom Frankfurter Standort aus betreut er sowohl nationale als auch internationale Kunden zu Themen rund um den Immobilienzyklus. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der ganzheitlichen Immobilienentwicklung. Darunter fallen die Entwicklung von Portfolio- und Immobilienstrategien, Machbarkeits- und Sanierungsstudien, Immobilien Due Diligence sowie weiterführende Transaktionsberatung und das technisch-wirtschaftliche Projektcontrolling.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 43 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Guzel Studio/Shutterstock.com