Drees & Sommer Immobilienkolumne – „Paris Proof“-Standard in den Niederlanden: Ein großer Schritt nach vorn

Die Corona-Pandemie hat zur Neuerfindung des modernen Arbeitsplatzes geführt – mit einem viel stärkeren Fokus auf Gesundheit, Wohlbefinden, Nachhaltigkeit und Innovation.

Zugleich setzen internationale Klimaabkommen Immobilienentwickler und -nutzer unter Druck, die neuen regulatorischen Normen einzuhalten. Als Vorreiter im Umweltbereich haben die Niederlande den „Paris Proof“-Standard eingeführt, der den Energieverbrauch in Gebäuden bis 2050 um zwei Drittel gegenüber dem aktuellen Durchschnitt senken soll. Nach diesem Standard hat EDGE auch die Foppingadreef-Büros von ABN AMRO in Amsterdam saniert – unter Mitwirkung von Drees & Sommer Niederlande. Im Interview sprechen Mayada Shaaban, Director Projects bei EDGE und André Leeuwis, Managing Director bei Drees & Sommer in den Niederlanden, über das „größte und coolste“ Sanierungsprojekt von ABN AMRO.

Welche Probleme sind Ihnen auf dem Campus von Foppingadreef begegnet?

Shaaban: Ein Bestandsgebäude umzubauen, ist per Definition schwieriger, da Sie die Grenzen der aktuellen Struktur haben, mit denen Sie arbeiten können. In einem bestehenden Gebäude weiß man nie, was einen erwartet. Wir sehen oft, dass die Pläne nicht genau den Bedingungen vor Ort entsprechen. Wir müssen recherchieren, um die bestehende Struktur vollständig zu verstehen. Und auch danach haben wir bei früheren Sanierungen die Erfahrung gemacht, dass man erst in der Abbruchphase wirklich herausfindet, wie das Gebäude gebaut ist.

Wie gehen EDGE und ABN AMRO bei Sanierungen das Thema Nachhaltigkeit an?

Shaaban: ABN AMRO und EDGE sind starke Befürworter von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, nicht nur in ihren Immobilienportfolios, sondern auch in ihren Unternehmensstrategien. ABN AMRO hat Circl in Amsterdam als ultimatives Beispiel für ein kreislauffähiges Gebäude geschaffen und außerdem beschlossen, die planmäßige Wartung ihres Bankbüros in Foppingadreef zum Anlass zu nehmen, um es als Modell für Zirkularität und Nachhaltigkeit neu zu entwickeln. Dabei wird mindestens eine BREEAM-Bewertung „Ausgezeichnet“ angestrebt. Wir werden viele bestehende Elemente des Bürogebäudes in den neuen Erweiterungsbau integrieren. So werden beispielsweise die bisherigen Betonfassaden entfernt, um offene Fassaden zu den Foyers zu schaffen, die vollständig in die neuen Bürogeschosse integriert werden. Die bestehenden Fassadenelemente werden an anderer Stelle im Gebäude wiederverwendet.

Warum haben Sie sich für dieses Projekt mit Drees & Sommer zusammengetan?

Shaaban: Wir hatten das Gefühl, dass Drees & Sommer die für diese Neuentwicklung wichtigen Elemente nachempfinden kann und einen Mehrwert darstellt, denn schließlich steckt so viel Know-how im Unternehmen.

Die Emissionsziele wurden für dieses Projekt um 20 Jahre vorgezogen. Was waren die ersten Herausforderungen, als Sie an Bord geholt wurden?

Leeuwis: Was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, sind wir mit EDGE auf der gleichen Seite. Aktuell betreuen wir auch ihr Valley-Projekt in Amsterdam, das ein weiterer Leuchtturm moderner ökologischer Gebäude ist. Als wir im April 2021 beauftragt wurden, standen wir vor der Herausforderung, einen Vorentwurf gemäß den Vereinbarungen mit ABN AMRO zu liefern. Wir verstehen ihre Vision und sind mit ihren Praktiken vertraut.

Energieeffizienz steht im Mittelpunkt dieses Projekts. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um den Energieverbrauch um 75 Prozent zu senken?

Shaaban: Wir konzentrieren uns auf die Verbesserung des Innenklimas, indem wir die Anlagen energieeffizienter gestalten, die Glasfassaden durch Isolierglas ersetzen, Wärme-Kälte-Speicher und Sonnenkollektoren auf Dach und Fassaden hinzufügen. Wir würden energieeffiziente Smart Ceilings mit LED-Beleuchtung installieren, die Sensoren in der Decke ermöglichen auch die Steuerung der Heizung und Kühlung einzelner Arbeitsbereiche. Das neue Gebäude wird durch seine Sonnenkollektoren und Wärme-Kälte-Speicher Energie erzeugen. Besonderes Augenmerk haben wir auch auf die Begrünung innen und außen gelegt, indem wir weitestgehend vorhandene Pflanzen und Bäume nutzen. Auch die Begrünung des Atriums wird die Luftqualität verbessern.

Leeuwis: Auf dem Dach und an den Fassaden des Komplexes werden rund 10.000 Quadratmeter Sonnenkollektoren hinzugefügt. Das entspricht in etwa der Fläche von zwei Fußballfeldern. Die Kombination aus High-End-Technologie und der Verpflichtung, in ein gesundes, nachhaltiges, flexibles und kosteneffizientes Bürogebäude zu investieren, macht diese Immobilie zukunftsfähig. Dank unserer Cradle-to-Cradle-Expertise schaffen wir durch unser Wissen im Bereich der Kreislaufwirtschaft einen Mehrwert. Der bemerkenswerteste Aspekt solcher Entwicklungen ist, dass wir den Floor Space Index (FSI) maximieren und so neue Quadratmeter schaffen, ohne mehr Grundfläche in Anspruch zu nehmen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Sanierungsprojekten?

Shaaban: Die Schaffung eines intelligenten, innovativen Gebäudes ist einer der Treiber für EDGE. Wir haben das gesamte Gebäude mit Hilfe von BIM modelliert. Das bedeutet, dass jede Disziplin ihr Design in ein 3D-Modell integriert. Dies ermöglicht es, Probleme in einem frühen Stadium des Prozesses zu erkennen. Wenn das Gebäude fertig ist, wird es ein Smart Building sein, ein Büro, das bereit ist für morgen. Es ist, als würde man das bestehende Gebäude in eine Zeitmaschine stecken und es von den 80er Jahren ins 21. Jahrhundert vorspulen. Wir sehen ein Büro nicht nur als einen Ort, an dem Benutzer einen Laptop anschließen und ihrer Arbeit nachgehen, sondern als Ökosystem, das intelligente Schnittstellen und Interaktion ermöglicht.

Was ist das Spannendste an diesem Projekt?

Leeuwis: Es wird oft als die coolste Sanierung der Niederlande bezeichnet. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 2025 wird das Gebäude nicht nur ein intelligentes und nachhaltiges Bauwerk sein, sondern auch ein inspirierender Ort für seine Nutzer, um zusammenzukommen und die unschlagbare Kombination aus moderner Technologie und nachhaltigen Prinzipien zu genießen.

Über die Autoren:

Als einer der Geschäftsführer von Drees & Sommer Niederlande ist André Leeuwis für die Qualität der Dienstleistungen des niederländischen Büros sowie für Bauleistungen und Projektmanagement verantwortlich. Als Senior Teamleiter bringt er fast 40 Jahre Erfahrung in Engineering, Beratung und Projektmanagement mit. Er hat Bautechnik studiert und verfügt über umfassendes Know-how im Umgang mit komplexen Projektumgebungen – vom Entwurf bis zur Ausführung.

Mayada Shaaban, Director Projects bei EDGE, bringt elf Jahre Erfahrung in der (Neu-)Entwicklung von Immobilien mit. Als Projektleiterin bei EDGE ist sie für die komplexen Sanierungen mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Energieeffizienz verantwortlich. Ihre Leidenschaft ist es, nachhaltige Gebäude zu entwickeln, die der gebauten Umwelt in Bezug auf Qualität und Architektur einen Mehrwert verleihen. Sie hat an der Technischen Universität in Delft ihr Master-Studium in Real Estate and Housing abgeschlossen.

 

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

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Bildquellen: Lendlease and LCR / Hayes Davidson