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Drees & Sommer Immobilienkolumne – Raum für Kreativität schaffen

Corona führt zu großen Unsicherheiten auf dem Büromarkt, hat aber gleichzeitig das Potential neue Arbeitsraumgestaltungen zu beflügeln und erhöht die Relevanz die Arbeitsplatzumgebung neu zu denken.

Positive Auswirkungen durch die Gestaltung von Arbeitsräumen zur optimalen Unterstützung von Arbeitsprozessen wurden in zahlreichen Studien bereits nachgewiesen. So wird Zufriedenheit, Produktivität und damit verbunden die Wertschöpfung der Unternehmen erhöht. In einer Studie der TU Darmstadt wurden Einflussfaktoren der Arbeitsumgebung auf die Mitarbeiterzufriedenheit in einem Corporate Coworking Space, unter Beachtung möglicher Unterschiede zwischen verschiedenen Generationen, untersucht, um aufzuzeigen ob Corporate Coworking Spaces die Anforderungen an zufriedenheitsstiftende Arbeitsraumgestaltung erfüllen.

Dabei zeigte sich, dass physische Umweltfaktoren, Kommunikation, Konzentration und soziale Interaktion Hauptfaktoren für die Arbeitszufriedenheit sind. Ergebnisse der Studie blieben über verschiedene Generationen hinweg stabil. So scheinen die neuen Arbeitsplatzmodelle nicht nur die jüngeren Generationen zufrieden zu stellen, wie häufig behauptet wird. Betriebliches Immobilienmanagement, auch unter dem Begriff Corporate Real Estate Management (CREM) geläufig, begegnet den Herausforderungen der Gegenwart mit einem zunehmenden Fokus weg von Prozessen hin zum Mitarbeiter, dessen Wohlbefinden und Zufriedenheit durch Optimierungen des Arbeitsraums erhöht werden soll.

Dem CREM kommt damit in nächster Zeit ein noch höherer Stellenwert zu. Ein erfolgsversprechender Ansatz, wie Unternehmen auf die Veränderungen des Büromarktes reagieren können, sind neue Formen der Arbeitsraumgestaltung, wie Corporate Coworking Spaces. Corporate Coworking Spaces repräsentieren eine innovative Entwicklung des Arbeitsraums, indem sie neue kooperative Arbeitsweisen unterstützen und gleichzeitig die erkannten Determinanten der Arbeitszufriedenheit erfüllen.

Die Weiterentwicklung der Arbeitsraumgestaltung zu Corporate Coworking Spaces

Corporate Coworking Spaces sind unternehmensinterne Arbeitsräume mit den Charakteristika von Coworking Spaces. Für Unternehmen rückt diese Form der Arbeitsraumgestaltung in den Fokus, da bei ihrer Etablierung gleichzeitig in räumliche Flexibilität und Effizienz, aber auch in das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeiter investiert wird.

Zunehmende Digitalisierung und projektbasierte Arbeit führen zu einer elastischeren Flächennachfrage, auf die Unternehmen mit räumlicher Flexibilität reagieren müssen. Corporate Coworking Spaces ermöglichen es Unternehmen ihre Arbeits- und Kommunikationskultur zu verbessern, ohne die Mitarbeiter durch tiefgreifende Änderungen zu beunruhigen. Das Schaffen einer Plattform für Austausch, Kollaboration und gemeinsames Lernen steigert die Innovationsfähigkeit, da Wissen und Fertigkeiten über Unternehmensgrenzen hinweg gemeinsam genutzt werden.

Die Vorteile unternehmensinterner Coworking Spaces liegen neben dem effektiven CREM in der Stärkung der Firmenidentität und der Attraktivität des Arbeitgebers, sowie der erhöhten Flexibilität der Flächen, ähnlich der eines externen Coworking Spaces. Die Adaption hin zu einem internen Coworking Space kann sukzessive erfolgen. Während im ersten Schritt die Charakteristiken von Coworking Spaces auf die eigene Arbeitsumgebung anwendet werden, wie beispielsweise durch die Schaffung von Kollaborationsplattformen oder innovativen Raumkonzepten zur Förderung der sozialen Interaktion zwischen unterschiedlichen Abteilungen, kann das CREM Erfahrung mit der offenen Arbeitsumgebung sammeln und Mitarbeiter können sich langsam an die neue Umgebung gewöhnen. In einem späteren Stadium können die unternehmenseigenen Räumlichkeiten für Externe geöffnet werden, um auch von deren Potentialen, wie Wissensaustausch und Kollaboration, zu profitieren.

Neben anderen Abteilungen können Kunden, aber zum Beispiel auch Start-ups aus fachähnlichen Bereichen die Umgebung durch neue Impulse bereichern und zu einer innovationsfreudigeren Kultur beitragen. Im Gegensatz zur Nutzung öffentlicher externer Coworking Spaces kann das Unternehmen auf diese Weise steuern, wer in ihren Arbeitsräumen agiert. Verfügen Unternehmen über mehrere Standorte, so ergeben sich zudem ökologische Effekte durch die Einsparung von Fahrtwegen, wenn Mitarbeiter flexibel in den jeweiligen Corporate Coworking Spaces wohnortnah arbeiten können.

Multispace Arbeitsumgebungen als räumliche Grundvoraussetzung

Im Zuge einer Anpassung der Arbeitsraumgestaltung stehen Unternehmen neben der Wahl des passenden Bürokonzeptes, wie beispielsweise Desksharing oder Activity Based Working, auch vor der Herausforderung die Arbeitsumgebung optimal an die Unternehmensbedürfnisse anzupassen. Als Alternative zu klassischen Büros bieten flexible Büroformen, wie Open Space Konzepte, neue Möglichkeiten der Raumgestaltung. Als Multispace bezeichnet man eine Mischstruktur mehrerer flexibler Gestaltungsformen, die sich durch ihre räumliche Vielfalt mit unterstützenden Aufenthaltsbereichen für Kommunikation und Konzentration auszeichnen.

Multispaces bieten für Corporate Coworking Spaces eine ideale Ausgangsbasis für die individuelle Ausgestaltung der Arbeitsräume, da in Verbindung mit Activity Based Working der Bedarf nach Flexibilität und Effektivität gedeckt wird. Die richtige Mischung aus Interaktionsräumen zur Kollaboration, Think Tanks für kreative Arbeit und (ad-hoc) Meetings und Rückzugsbereichen für die individuelle, konzentrierte Einzelarbeit ist die räumliche Grundlage für das Ermöglichen von Kommunikation, Konzentration und physischer Interaktion.

Weitere Annehmlichkeiten wie eine Kaffeebar, die in Coworking Spaces fest dazugehören, können auch im Corporate Coworking Space zum Austausch und Kollaboration untereinander beitragen und ermöglichen spontane Zusammenkünfte und Wissensaustausch. Einen beispielhaften Grundriss einer Multispace Bürofläche zeigt das Bild oben. Die nachgewiesenen Determinanten für Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung bestehen aus den physischen Umgebungsfaktoren Licht/Beleuchtung, Raumklima und -luft und den räumlichen Möglichkeiten zur Kommunikation, Zusammenarbeit und Konzentration. Informelle Begegnungsstätten, sowie eine Kombination aus offenen und geschlossenen Räumen für konzentriertes Arbeiten bieten eine angemessene Mischung für Privatsphäre und soziale Interaktion. Es besteht Konsens, dass auch in Post-Corona-Zeiten ein Teil der Arbeit vermehrt mobil stattfinden wird. Konservative Meinungen liegen hier bei 15 bis 20 Prozent Homeoffice-Anteil. Die Arbeitsumgebung im Firmenbüro wird daher verstärkt eine Plattform für Austausch, Vernetzung und Wissensmanagement darstellen müssen, in der Mitarbeiter zusammenkommen, um sich auszutauschen.

Die Tatsache, dass technologischer Fortschritt gemeinsames Arbeiten ohne gemeinsam genutzten physischen Raum ermöglicht, bedeutet nicht, dass diese Form der Zusammenarbeit durch einen Großteil der Arbeitnehmer positiv angenommen wird. Viele Menschen schätzen nach wie vor die Kommunikation, die Kreativität durch Zusammenarbeit und die Zufriedenheit, die sich aus der Interaktion mit anderen Menschen ergibt. Solch eine Situation finden Mitarbeiter in Corporate Coworking Spaces vor, in der hohe Zufriedenheiten ermittelt werden konnten und gleichzeitig bietet diese Form der Arbeitsgestaltung für Unternehmen die aufgezeigten Vorteile.

Autor:

Malte Kopmann ist seit 2015 bei der RBSGROUP – Part of Drees & Sommer und verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Implementierung neuer Nutzer- und Nutzungskonzepte. Als Architekt kann er auf detailliertes Wissen im Bereich Entwurf und Planung zurückgreifen. Als Berater steht Herr Kopmann den Kunden in allen Projektphasen auf Augenhöhe zur Seite, gleich ob im Projektteam, im Dialog mit dem Management oder mit der Mitarbeiterschaft. Sein Einsatzgebiet reicht von der Bedarfsanalyse und der Konzeption über die Nutzer- und Veränderungsbegleitung in Entwurfs-, Realisierungs- und Nutzungsphase.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

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