Drees & Sommer Immobilienkolumne – TGA-Modul sorgt für Entlastung

Eine schlechte Wetterlage ist nur einer der möglichen Faktoren, die das Vorankommen vieler Baustellen in Deutschland gefährden.

Das muss nicht zwangsweise sein: Viele Gebäudeelemente ließen sich in der Halle und in Serie vorfertigen. Im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung, kurz TGA, sind modulare Lösungen bislang allerdings rar. Geändert haben das die Drees & Sommer SE und die Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau: Gemeinsam haben beide Unternehmen ein innovatives TGA-Modul entworfen. Eingesetzt wurde es erstmalig beim Drees & Sommer-Büroneubau an den Oberen Waldplätzen am Firmenhauptsitz in Stuttgart.

Damit digitale Arbeitsweisen nicht nur bei der Planung, sondern auch auf der Baustelle flächendeckend den Takt vorgeben, gilt es Themen wie digitales Lean Construction Management für schlanke Bauprozesse, Just-in-Time-Lieferprozesse und die Hallenproduktion konfektionierter Bauteile voranzutreiben. Ähnlich wie in der produzierenden Industrie lassen sich so auch in der Bauwirtschaft wiederkehrende Abläufe digital standardisieren und Teileinheiten eines Gebäudes vorfertigen. Wer auf ein solches, sogenanntes modulares vorgefertigtes Bauen setzt, kann nicht nur bei der Planung, Produktion und Montage erhebliche Zeit- und Kostenvorteile realisieren. Bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte und mehr Umweltfreundlichkeit sind ebenso möglich.

Entlastung für Fachkräfte auf den Baustellen

Das TGA-Modul von Würth und Drees & Sommer beinhaltet Gewerke verschiedener Elemente der technischen Gebäudeausrüstung, wozu beispielsweise Heizungs-, Klima und Elektrotechnik zählen. Durch die vorgefertigten Technikmodule wird die Montage vor Ort auf ein Minimum reduziert und beträgt keine 30 Minuten mehr – eine herkömmliche Installation der Komponenten des TGA-Moduls dauert hingegen bis zu zwölf Stunden. Zudem steigert die Vorfertigung die Qualität der Bauteile, da die einzelnen Module millimetergenau produziert werden können. Je mehr Arbeitsschritte sich also bereits vorab in der Halle ausführen lassen, desto höher die Entlastungsfunktion für Bauarbeiter.

Daten erleichtern Produktion und ermöglichen Kreislaufwirtschaft

Die TGA-Module stellen auch beim Thema Digitalisierung ein gutes Beispiel dar: Denn sie fügen sich mit allen zugehörigen Daten und Informationen zu Abmessungen, Material oder technischen Eigenschaften problemlos in BIM-Modelle ein. Das BIM-Modell macht transparent, welche Module mit zugehörigen Daten und Informationen zu Abmessungen, Material oder technischen Eigenschaften an welchen Stellen im Gebäude verbaut sind. In die Zukunft gedacht werden diese Daten aus dem Modell direkt an Maschinen für die Produktion von standardisierten Serienelementen übermittelt.

Am Ende der Vertragslaufzeit oder der Nutzungszeit des Gebäudes können die Module wieder entnommen werden. Entweder lassen sie sich dann direkt in das nächste Bürogebäude verbauen, oder sie dienen als eine Art „Rohstofflager“ der Einzelteile. Sicher ist: Auf dem Müll landet nichts. Das digitale Gedächtnis ist damit auch Grundvoraussetzung für mehr Nachhaltigkeit. Die technische Gebäudeausrüstung bietet enorme Chancen für die Umsetzung von Cradle to Cradle. Denn die gesamte Technik im Gebäude besteht aus vielen Einzelbauteilen, die häufig mit trennbaren Verbindungen zusammengefügt sind. Das zukunftsweisende Designprinzip bietet eine handfeste Lösung für die Probleme der Ressourcenverschwendung und der Umweltbelastung.

In ersten Neubauten erprobt

Das Modul hat Drees & Sommer erstmalig im neuen Headquarter OWP12 von Drees & Sommer in Stuttgart-Vaihingen eingesetzt. Die Verteilsysteme der verschiedenen Gewerke sind im Gebäude nicht einzeln, sondern als gemeinsame Baugruppen konzipiert. Denn ein eingebautes großes Stück kommt auch als Ganzes wieder raus und was in diesem Bürogebäude an allen Stellen funktioniert, funktioniert auch in einem nächsten Gebäude.

Auch im neuen Büroneubau Luisenblock West für den Deutschen Bundestag kommen TGA-Module zum Einsatz. Drees & Sommer plante hier die Technische Gebäudeausrüstung und die horizontale Verteilung von über 200 Modulen im Gebäude. Die Gesamtbauzeit des Baus betrug gerade einmal 15 Monate. Ohne die Vorfertigung der eingesetzten Module wäre das nicht möglich gewesen.

Über den Autor:

Johannes Wiesinger ist Senior Teamleiter beim international tätigen Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer am Standort Stuttgart. Er studierte Versorgungs- und Umwelttechnik an der Fachhochschule Esslingen und kam nach unterschiedlichen beruflichen Stationen 2010 zu Drees & Sommer. Dort liegen seine Aufgaben insbesondere in der integralen Planung mit dem Schwerpunkt der technischen Gebäudeausrüstung.

 

 

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Huang Qiangchu / Shutterstock.com