Drees & Sommer Immobilienkolumne – Von Stau und Stillstand verabschieden

Staus, Stillstand und mangelnde Parkplätze kennzeichnen den urbanen Alltag vieler Städte. Die Folgen: volkswirtschaftlicher Schaden, steigende Stickoxide, CO2-Emissionen, Lärm- und Feinstaubbelastung. Dabei wachsen die Städte stets weiter und der Individualverkehr nimmt immer mehr zu. Es gibt verschiedene Auswege aus diesem Dilemma, aber eines ist sicher: Kurzfristige Maßnahmen wie Fahrverbote und Strafzahlungen mögen eine Zeit lang helfen, langfristig tun sie es nicht.

Mobilität neu denken

Denn das führt nicht dazu, den stark vorhandenen und steigenden Mobilitätsbedarf zu decken. Wollen sich die Städte vom Stau dauerhaft verabschieden, müssen sie die Mobilität der Zukunft ganzheitlich und vernetzt denken. Dabei gilt es, viele Faktoren sowie deren komplexen Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Dazu gehören beispielsweise gesellschaftliche Belange, technische Infrastrukturen, Energieversorgung, Klima und Umwelt, Finanzierungsfragen sowie natürlich die fortschreitende Digitalisierung.

Klar ist: Mit Mobilitätsfragen muss sich schon lange nicht mehr nur die öffentliche Hand auseinandersetzen. Auch für die Privatwirtschaft und Investoren wird es immer wichtiger, ein durchdachtes Konzept zur Hand zu haben. Denn wer die Genehmigung für eine Erweiterung oder einen Neubau will, von dem erwarten immer mehr Städte Mobilitätskonzepte. Gewerbebetriebe müssen zum Beispiel nachweisen, dass ihre Mitarbeiter zur Arbeitsstätte gelangen, ohne ein Übermaß an Stau zu verursachen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Nur wenn potentielle Mitarbeiter das Unternehmen unkompliziert erreichen, ist es attraktiv.

Privatwirtschaft muss ebenfalls Motor sein

Ob nun die öffentliche Hand oder die Privatwirtschaft mancherorts der treibende Motor ist: Stark vereinfacht gilt es für das Quartier, für die Stadt, aber auch für eine einzelne Immobilie schlüssige, intermodale Mobilitätskonzepte zu erstellen und vorab zu untersuchen: Von wo kommen die Menschen und wo möchten sie hin? Wo sind die Flaschenhälse? Welche Verkehrsmittel sind möglich? Sind sie öffentlich oder privat – mit oder ohne Sharing?

Garantiert weiterkommen

Damit ein innerstädtisches Mobilitätskonzept funktioniert und zukunftsfähig ist, müssen Städte und Kommunen gemeinsam mit ihren Regionen relevante Schnittpunkte urbaner Mobilitätsträger, sogenannte Mobility Hubs, als Haupt-, Umsteige-, Ziel- oder Quellpunkte vor allem an den wichtigen Haltepunkten von S-Bahn, U-Bahn und an Bahnhöfen stärken. Im Bewusstsein der Menschen müssen diese Orte also mit einer Art Mobilitätsgarantie verknüpft sein. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass sie von dort jederzeit und auf jeden Fall an ihre Ziele kommen.

Hoch hinaus

Alle Mobilitätskonzepte gehen heute von einem massiven Anstieg des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aus. In den meisten Fällen ist die Infrastruktur für den ÖPNV zu den Hauptverkehrszeiten jedoch am Limit oder bereits darüber. Neue schienengebundene Trassen sind in dichten Städte – wenn überhaupt – nur noch unterirdisch und mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand denkbar. Gibt es hier Alternativen?

Utopisten träumen davon, nach oben auszuweichen und in die Luft zu gehen. Doch eigentlich ist die Idee gar nicht so utopisch. Im April 2015 hat der Prototyp eines elektrisch betriebenen Lufttaxis eines Münchner Unternehmens den Jungfernflug erfolgreich gemeistert. Aber es gibt auch altbewährte Systeme – Seilbahnen. In Europa bisher fast nur für touristische Zwecke eingesetzt, bilden sie in Südamerika vielerorts das ÖPNV-Netz. Seilbahnen stehen nicht in Konkurrenz zum Auto, Bus, Bahn und Rad, sondern sind eine sinnvolle Ergänzung als Zubringer oder Verbindung zwischen einzelnen Mobility Hubs.

 

Autor: Claus Bürkle, Partner und Mobilitäts- und Infrastrukturexperte bei Drees & Sommer

Im Jahr 1999 startete der Diplomingenieur (FH) Claus Bürkle seine berufliche Laufbahn als Projektmanager bei Drees & Sommer. Dort betreute er komplexe Projekte in unterschiedlichen Bereichen. Seit 2011 ist Claus Bürkle Geschäftsführer bei den Infrastruktur- und Entwicklungsmanagementexperten von Drees & Sommer. Hier liegen seine Schwerpunkte im Bereich Infrastrukturberatung und Mobilität. Claus Bürkle betreut unter anderem Projekte im Bereich Elektromobilität, urbane Seilbahnen, verkehrliche Erschließung sowie eine Vielzahl an Schieneninfrastrukturprojekten. Aufgrund seiner Projekterfahrung mit Kommunen ist Claus Bürkle Ansprechpartner für die öffentliche Hand. Seit 2017 ist Bürkle Partner der Drees & Sommer Gruppe.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Drees & Sommer begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 45 Jahren bei allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur. Das partnergeführte Unternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart ist mit rund 3.200 Mitarbeitern an insgesamt 40 Standorten weltweit vertreten. Seine Leistungen erbringt Drees & Sommer unter der Prämisse, Ökonomie, Qualität und Ökologie zu integrieren. Diese ganzheitliche und nachhaltige Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

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