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Drees & Sommer Immobilienkolumne – Wenn Hotels zu denken lernen

Smart Home, Smart Factory, Smart City – an diese Schlagworte haben wir uns im Alltag längst gewöhnt. Aber warum ist dabei eigentlich nie von „smarten Hotels“ die Rede?

Wenn heute in der Branche von Digitalisierung gesprochen wird, so gilt dies primär vertrieblichen Aspekten. Immer mehr Anbieter setzen auf eine smarte Vernetzung während des Pre- und Post-Stays der Gäste. Sie verknüpfen den Buchungsprozess mit dem Hotelbetrieb oder nutzen die Gästedaten für intelligente Marketingkampagnen. Wie sieht es aber während des Gästeaufenthalts selbst aus? Hier können wertvolle Daten gesammelt werden, welche die Guest Journey verbessern.

Mehrwert für Reisende

Bei jedem Digitalisierungskonzept in der Hotellerie müssen der Gast und seine Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Es geht darum, die User Experience, also die Benutzerfreundlichkeit, zu optimieren. Ein erster Schritt könnte sein, das Buchungsprofil inklusive der Präferenzen des Gastes automatisch mit der technischen Steuerung des Hotels zu verbinden. So könnte bereits vor Ankunft eines Gastes automatisch eine Zuordnung des Zimmers und der Check-in analog der Anreisezeit mit dem Versand eines „elektronischen Zimmerschlüssels“ erfolgen. Während des Hotelaufenthaltes ließen sich Präferenzen wie gewünschte Zimmertemperatur oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten ableiten. Beim nächsten Check-in wären dann alle diese Daten vorhanden, das Zimmer hätte beim Betreten die gewünschte Raumtemperatur und der Speiseplan wäre bereits angepasst. Solche Angebote sorgen nicht nur für ein Höchstmaß an Service – sie bewirken, dass sich das Gast zu Hause fühlt.

Automatisierung entlastet Personal

Automatisierte Prozesse kommen aber nicht nur den Gästen zu Gute. Sie entlasten auch das Personal. Die Hotelbranche verzeichnet einen hohen Fachkräftemangel, insbesondere in Bereichen wie Küche, Service und Housekeeping. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und mittels neuer Technologien die Prozesse optimieren, ohne den Gästeservice einzuschränken? Monotone, stets wiederkehrende Aufgaben könnten auch in der Hotellerie standardisiert, digitalisiert und automatisiert werden. Analog zur allseits bekannten Küchenhilfe im Privathaushalt könnten einfache Basisrezepte von einem Küchenroboter gekocht werden. Das Küchenpersonal würde dadurch entlastet und müsste sich nur noch mit dem „fine tuning“ der Speisen beschäftigen. Derartige Entwicklungen verändern aber auch die Job-Anforderungen: Künftig wird es immer mehr Digitalisierungsconsultants im Real Estate geben, die sowohl analoges Fachwissen als auch digitale Methoden beherrschen müssen.

Effizienzsteigerung durch intelligente Steuerung

Am weitreichendsten sind die Veränderungen durch Digitalisierung für die Investoren, Eigentümer und Betreiber eines Hotels. Gebäude werden künftig über den gesamten Lebenszyklus einen digitalen, dreidimensionalen Zwilling erhalten. Dieser wird nicht nur die Planung und Errichtung des Gebäudes optimieren, sondern auch den Betrieb. Ein Beispiel: Sind bei geringer Belegung halbe Geschosse leerstehend, kann eine intelligente Steuerung die jeweiligen Bereiche automatisch „out of service“ nehmen; die haustechnischen Anlagen und das Dienstplansystem werden dann synchron angepasst – ohne dass ein Mitarbeiter manuell eingreifen muss.

Was analog scheitert, versagt auch digital

Nur wenn Organisation, Prozesse und Abläufe klar definiert sind, entfaltet die Digitalisierung des Hotelbetriebs ihr volles Potenzial. Durch die Vielzahl der Akteure gestaltet sich dies allerdings deutlich komplexer als bei anderen Immobilientypen. Das zeigt sich schon bei der Finanzierungsfrage, denn wer soll eigentlich in smarte Technologien oder ein vernetztes Hotel investieren? In Frage kommen Investoren, Eigentümer, Betreiber oder internationale Hotelgesellschaften, die gemeinsam eine Antwort darauf finden müssen. Damit bleibt die digitale Transformation in der Hotelbranche zunächst ein Prozess des Lernens, des Ausprobierens, des Mutigseins und der Experimentierfreudigkeit von Einzelnen – zumindest, bis externe Faktoren den Druck erhöhen.

Autor: Gesa Rohwedder

Gesa Rohwedder ist seit 2014 als Head of Hospitality bei Drees & Sommer tätig. Dort begleitet sie Hotelbetreiber, Investoren und Entwickler bei Projekten bei der Entwicklung von Hotels und Hotelkonzepten, Hotelrenovierungen, Neubauten und Sanierungsprojekten. In ihrer über 20-jährigen Hoteltätigkeit sammelte sie Erfahrungen in diversen Management-Funktionen einer großen internationalen Hotelkette.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Drees & Sommer begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 45 Jahren bei allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur. Das partnergeführte Unternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart ist mit rund 3.200 Mitarbeitern an insgesamt 40 Standorten weltweit vertreten. Seine Leistungen erbringt Drees & Sommer unter der Prämisse, Ökonomie, Qualität und Ökologie zu integrieren. Diese ganzheitliche und nachhaltige Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

Bildquellen: I'm friday / Shutterstock.com