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Drees & Sommer Immobilienkolumne – Wolkenbruchplan

Historische Kältewelle in den USA – und auch hierzulande wurde so mancher Schnee-Rekord zu Jahresbeginn geknackt. Bald kommt das Tauwetter und damit droht auch Hochwasser. Insgesamt wächst die Zahl der heftigen Unwetter, die Höhe der daraus resultierenden Schäden ebenfalls. Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser können helfen – und dazu beitragen, unsere Infrastruktur ganzheitlich zu optimieren. Städte wie Kopenhagen und Hamburg gehen mit gutem Beispiel voran.

Maßnahmen im Zuge des Klimawandels

Aufgrund des voranschreitenden Klimawandels rechnen Meteorologen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit immer stärkeren Wetterextremen. Für Deutschland bedeutet dies häufigere und heftigere Stürme, Schnee, Hagel und vor allem Starkregen, der zu Hochwasser führt. Solche Wolkenbrüche von extremem Ausmaß können ganze Städte verwüsten. Oftmals führt das sogar zu schwer kalkulierbaren Überschwemmungsrisiken abseits der Gewässer. Durch eine intelligente Planung der Infrastruktur lässt sich nicht nur Verwüstungen aktiv entgegenwirken, es lassen sich auch positive Effekte auf das Mikroklima und die Gesamtenergiebilanz von Stadtquartieren erzielen. Einige Vorreiterstädte treten schon heute den Beweis in Sachen Starkregenmanagement an.

Cloudburst-Management löst infrastrukturelle Probleme

Allen voran Kopenhagen: Am 2. Juli 2011 rauschten in Dänemarks Hauptstadt binnen drei Stunden knapp 150 Millimeter Regen vom Himmel, fluteten Straßen und U-Bahnen und überschwemmten Häuser und Unterführungen. Die Stadt reagierte umgehend. Schon 2012 präsentierte sie einen sogenannten Cloudburst-Management Plan.

In den kommenden 20 Jahren investiert Kopenhagen rund 1,5 Milliarden Euro in den Schutz vor extremen Regenfällen. Die ersten Maßnahmen setzte die Stadt bereits um. In Zukunft sollen aus 300 Einzelprojekten bestehende Infrastrukturmaßnahmen – rund 15 Projekte pro Jahr – die Bewohner der Metropole vor unkontrollierten Überflutungen bewahren. Um die Kosten niedriger zu halten, kombiniert Dänemarks Hauptstadt einen Teil der Projekte mit ohnehin anstehenden Um- und Ausbauvorhaben im Straßenraum.

Der mit Unterstützung von Drees & Sommer erarbeitete Wolkenbruch-Plan beinhaltet zahlreiche Konversions- und Neubaumaßnahmen. Im Fokus steht dabei nicht nur die Begrenzung der drohenden Überflutungen im Stadtraum, sondern auch die Lösung infrastruktureller Probleme im Zusammenhang mit Mobilität, öffentlichem Raum, Sicherheit und Biodiversität – mit möglichst innovativen Lösungen. Die Stadt erwartet zudem positive Effekte auf Mikroklima, die Gesamtenergiebilanz von Stadtquartieren und die gegenseitige Verträglichkeit der einzelnen Maßnahmen. Mit gezieltem Einsatz der Regenmassen will Kopenhagen den städtischen Wasserverbrauch verringern und gleichzeitig das Stadtbild aufwerten.

Erfolgreiche Starkregenmanager

Zum Beispiel mit Hilfe von Parks, die Bewohnern bei gutem Wetter als Freizeitflächen dienen und sich bei Wolkenbrüchen in Seen oder Kanäle verwandeln. So halten die Multifunktionsflächen große Wassermengen auf natürlichem Wege zurück – und tragen ganz nebenbei auch zur Lebensqualität der Kopenhagener Bürger bei. Ästhetische Aspekte und der Komfort werden bei den Planungen ebenso berücksichtigt wie die Funktionalität bei einem Notfall.

Vom See zum Auffangbecken

Ähnlich wie Kopenhagen geht die Stadt Dortmund vor. Auf einem ehemaligen Stahlwerksareal am Stadtrand hat sie den Phoenix-See angelegt und ringsum Bürogebäude, Häuser, Restaurants und Grünflächen gruppiert. Bei schönem Wetter zieht der See Ausflügler an, bei Regengüssen dient er als Auffangbecken für den Niederschlag und als Rückstaubecken für die nahe Emscher. So schützt er gemeinsam mit dem starkregensicher gebauten Areal daneben die Innenstadt Dortmunds vor Schäden im Zuge von heftigen Regengüssen.

Nicht nur funktional, sondern auch schön

Auch die Stadt Hamburg hat auf das Unwetterjahr 2011 reagiert. Im Hamburger Klimaplan von 2015 hat sie eine Gründachstrategie integriert. Seither legen städtische Institutionen selbst Gründächer an und unterstützen Hausbesitzer mit insgesamt 3 Millionen Euro Fördergeldern bei ähnlichen Vorhaben. Die bepflanzte Dachlandschaft kühlt durch ihre Wasserspeicherfunktion im Sommer, isoliert im Winter, verlängert die Haltbarkeit der Flachdachkonstruktionen – und wertet nicht zuletzt das Stadtbild auf.
Wie ihre Schwesterstädte Kopenhagen und Dortmund beweist damit auch Hamburg, dass Starkregenmanagement zwar erst einmal kostspielig ist, aber durch intelligente Projekte den Lebensraum Stadt in eine attraktive Zukunft führen kann.

Für alle, die sich informieren wollen, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann: Am 26. Februar 2019 veranstaltet der Deutsche Städte- und Gemeindebund die nunmehr 12. Fachkonferenz zum Klimaschutz in Bonn. Umfassender Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte, Investitionen in erneuerbare Energien, die Gründung von Energiegenossenschaften, die Stärkung des ÖPNV und des klimaschonenden Radverkehrs sind nur einige der Themen, die dort aufgegriffen werden.

 

Autor: Jochen Kurrle

Jochen Kurrle ist Infrastrukturberater und Starkregenmanager und als Senior Projektpartner tätig bei Drees & Sommer. Er studierte Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart und startete 1996 bei Drees & Sommer. Dort verantwortet er vor allem Projekte aus dem Bereich Umwelt, Verkehr und Infrastruktur. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist zudem das technisch-wirtschaftliche Controlling und die Planungsbewertung bei Anlagen der Umwelt- und Entsorgungstechnik sowie das Projektmanagement und die Systemplanung für große Erschließungsvorhaben und Verkehrsanlagen.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Drees & Sommer begleitet private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 45 Jahren bei allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur. Das partnergeführte Unternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart ist mit rund 3.200 Mitarbeitern an insgesamt 40 Standorten weltweit vertreten. Seine Leistungen erbringt Drees & Sommer unter der Prämisse, Ökonomie, Qualität und Ökologie zu integrieren. Diese ganzheitliche und nachhaltige Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.

Bildquellen: Irina Kozorog/Shutterstock.com