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Energieeffizienzklasse besitzt großen Einfluss auf den Kaufpreis

Mangelnder Wohnraum, steigende Bau- beziehungsweise Sanierungskosten und Unsicherheit prägen derzeit den deutschen Immobilienmarkt. Unterschiedliche Umfragen konnten zeigen, dass die Energieeffizienzklasse immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch wie sehr die Energieklasse eine Rolle spielt, hängt von diversen anderen Faktoren ab.

Unterschiedliche Wirkungen auf den Kaufpreis

Der Einfluss der Energieeffizienzklasse wird immer größer. Eine Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) konnte zeigen, dass die Energieklasse den Marktwertunterschied von Wohnimmobilien immer weiter vorantreibt. Untersucht wurden hierfür circa 5.000 Angebotsdaten von Mehrfamilienhäusern. Roman Heidrich ist JLL-Immobilienexperte und erläutert in einem Interview mit dem ZDF ebenfalls die Wichtigkeit der Energiebilanz: „Mit dem starken Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 hat das Thema Energieeffizienz von Gebäuden bei Investoren noch einmal deutlich an Relevanz gewonnen.“

Auch eine Analyse des Immobilienportals Jacasa für IPPEN.MEDIA konnte zeigen, dass der Marktwert einer Immobilie mit der Energieeffizienzklasse zusammenhängt. Ausgangsdaten der Analyse waren 6245 Inserate, welche bei Jacasa für die Städte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart zwischen Ende August und Oktober 2023 eingestellt wurden. Doch die Analyse konnte noch weitere Faktoren festmachen. Entsprechend zeigten sich zwischen den Städten erhebliche Preisunterschiede. Während in Stuttgart schlechte Energiebilanzen mit niedrigeren Quadratmeterpreisen einhergehen, zeigte sich der höchste Preis in anderen Städten bei niedrigeren Energieklassen. Zum Vergleich: In Stuttgart liegt der Quadratmeterpreis bei einer Energieeffizienzklasse von A+ bei 8.787 Euro, bei der Klasse A dagegen nur noch bei 5.435 Euro. In München oder auch Frankfurt besitzen Immobilien mit der Energieklasse B den höchsten Quadratmeterpreis. In Düsseldorf wiederum sind es Gebäude mit der Klasse A. Für den Geschäftsführer von Jacasa, Björn Kolbmüller, lässt sich aus diesen Schwankungen schließen, dass neben der Energieeffizienzklasse noch weitere Aspekte von Relevanz sind. „Es spielen ja auch andere Informationen eine Rolle, wie Standort, Baujahr und die Größe. In den Daten sind auch Ausreißer enthalten“, erläutert er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Das Zusammenspiel diverser Faktoren inklusive der Energieklasse würde außerdem erklären, wieso die Preise niedriger Energieklassen wieder ansteigen: „Bei den niedrigeren Energieklassen spielt es dann weniger eine Rolle, welche es ist. Da kommen dann diese anderen Faktoren viel deutlicher zum Tragen“, bekräftigt er seine Vermutung. Doch was bedeutet dies nun im Umkehrschluss für Investoren oder auch Privatpersonen, die sich ein Eigenheim leisten möchten?

Zukunftsunsicherheit bei einigen Investoren

Investoren agieren mit immer mehr Bedacht. Gerade einmal 15 Prozent der Befragten einer Untersuchung der Eigentümerverbände Haus und Grund Hessen sowie Frankfurt gaben zukünftige Investitionsplanungen an. Mit rund 60 Prozent gab die Mehrheit an, definitiv keine solchen Pläne zu haben. Dabei seien laut den Befragten Unsicherheit und mangelndes Vertrauen in eine „verlässliche Wohnungspolitik“ verantwortlich. Ein Beispiel hierfür sei das Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder auch Heizungsgesetz, welches erneut diverse Änderungen erfuhr. So wurde „die Angleichung der Neubauanforderungen an den EH40-Standard zum 1. Januar 2025“ angesprochen, wie das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen erklärt. Dabei soll die Angleichung an den EH40-Standard „im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine moderne Anforderungssystematik erfolgen“, wie es weiter heißt. Das geplante Gesetz fordere also einen Heizungsaustausch und entfachte nicht zuletzt eine Diskussion um die Zukunftsfähigkeit besonders energieineffizienter Bestandsobjekte, wie das ZDF berichtet.

Im Zuge der Befragung zeigten sich auch Privateigentümer skeptisch gegenüber dem GEG: Drei Viertel gaben an, so viele offene Fragen zum GEG zu haben, dass eine energetische Sanierung zunächst warten müsse. Die Frankfurter Rundschau dagegen rate durchaus über Sanierungsmaßnahmen nachzudenken, insbesondere wenn man in der Immobilie weiter wohnen möchte – schließlich senke das auch die eigenen Energiekosten. Aber auch beim Verkauf einer Immobilie sollten wertsteigernde Sanierungsmaßnahmen bedacht werden. Jedoch seien hier auch die zuvor genannten anderen Faktoren von Bedeutung. Verfügt die Immobilie über andere bedeutsame Faktoren (beispielsweise die Lage), darf die Energieeffizienzklasse eine weniger bedeutsame Rolle spielen.

Bildquellen: Africa Studio / Shutterstock.com