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Hauskauf ohne Eigenkapital: Das sollte man über die 100%-, 110%- und 130%-Finanzierung wissen

Sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen kostet viel Geld. Wer dieses nicht selbst hat, kann es sich von der Bank leihen. Über eine 100%-, 110%- oder 130%-Finanzierung benötigt man entweder kaum oder gar kein Eigenkapital für den Hausbau oder Hauskauf. Doch was bedeuten die Begriffe genau und für wen eignet sich eine Finanzierung ohne Eigenkapital?

Die 100%-, 110%- und 130%-Finanzierung

Früher gab es die Faustformel, dass man für den Kauf oder Bau eines Hauses selbst 20 bis 30 Prozent Eigenkapital aufbringen sollte. Steigende Immobilien- und Rohstoffpreise haben es Interessenten aber immer schwieriger gemacht, diese Vorgabe wirklich zu erfüllen. Banken bieten deshalb mittlerweile Finanzierungen an, bei denen Kreditnehmer über gar kein oder nur ein geringes Eigenkapital verfügen müssen. Bei diesen Krediten, bei denen oft von einer Vollfinanzierung gesprochen wird, unterscheidet man zwischen der 100%-, 110%- und 130%-Finanzierung.

Bei der 100%-Finanzierung leiht die Bank dem Kunden so viel Geld, um die gesamte Bau- oder Kaufsumme zu decken. Neben den Kosten für das Haus, fallen bei einem Erwerb oder Bau aber auch noch verschiedene Nebenkosten an. Hierzu zählen beispielsweise Maklerkosten, Notarkosten, die Grunderwerbsteuer oder die Eintragung im Grundbuch. Da der Kreditnehmer dafür kein Geld von der Bank erhält, muss er diese Ausgaben bei einer 100%-Finanzierung aus der eigenen Tasche zahlen.

Die 110%-Finanzierung gilt als die eigentliche Vollfinanzierung. Hier schließt die Kreditsumme nämlich nicht nur die Bau- oder Erwerbskosten der Immobilie, sondern auch noch zusätzliche Nebenkosten mit ein. Anders als bei der 100%-Finanzierung muss der Kreditnehmer bei dieser Form also gar kein Eigenkapital aufbringen.

Die 130%-Finanzierung geht noch einen Schritt weiter und deckt auch die Kosten für etwaige Renovierungen oder Umbauten der Immobilie ab. Möchten Käufer einer Bestandsimmobilie zum Beispiel eine neue Küche einbauen oder die Wohnung generell höherwertig gestalten, kann eine 130%-Finanzierung das Geld für diese Ausgaben liefern, ohne dass man selbst Eigenkapital einbringen muss.

Für wen die Finanzierung ohne Eigenkapital in Frage kommt

Die Finanzierung ohne Eigenkapital ist für Personen gemacht, die entweder kein Eigenkapital einbringen können, oder es für die Finanzierung einer Immobilie nicht einbringen möchten. Da ein entsprechender Kredit für die Bank mit einem höheren Risiko verbunden ist, kann nicht jeder einfach so eine Vollfinanzierung erhalten. Um der Bank Sicherheit zu geben, müssen Interessenten über ein sicheres und hohes Einkommen verfügen. Laut der Website „Marco Bruse Baufinanzierung“ sind deshalb unter anderem Beamte, Polizisten oder Soldaten geeignete Kandidaten für eine Vollfinanzierung, da ihre Arbeitsverhältnisse praktisch unkündbar seien. Aber auch Angestellte mit unbefristetem Arbeitsvertrag hätten gute Chancen für den Erhalt eines solchen Kredites. Topverdiener wie Ärzte oder manche Freiberufler sowie Selbstständige könnten sich durch ihre hohen Einkommen ebenfalls für eine Vollfinanzierung qualifizieren. Neben den Einkünften spielt zusätzlich die Bonität und Zahlungsmoral eine wichtige Rolle. Laut „Computer Bild“ sollte der Schufa-Score tadellos sein. Zu guter Letzt muss sich auch die Immobilie für eine 100%-, 110%- oder 130%-Finanzierung eignen. Ohne Eigenkapital des Kreditnehmers hat die Bank nur die Immobilie als Sicherheit bis das Darlehen zurückgezahlt ist. Deshalb sei es für Banken wichtig, dass es sich bei dem Objekt um eine attraktive Immobilie in guter Lage handelt.

Vor- und Nachteile der Vollfinanzierung

Der Vorteil einer Vollfinanzierung ist, dass die Ansparphase für den Bau oder Erwerb einer Immobilie komplett wegfällt. Statt das eigene Geld auf einem Bankkonto anzuhäufen, bei dem es quasi keine Zinsen mehr gibt, steckt man es direkt in ein Haus und investiert, statt zu sparen. Hat man vorher in einem Mietverhältnis gelebt, so ersetzen praktisch die Kredittilgungen die Mietzahlungen und nach erfolgreicher Rückzahlung ist man stolzer Besitzer eines Eigenheims. Steigt außerdem das Einkommen bei gleichbleibenden Raten über die Zeit an, so kann man nebenher zusätzlich Vermögen aufbauen.

Der Nachteil einer Vollfinanzierung ist ein höherer Zinssatz als bei „herkömmlichen“ Finanzierungen. Da die Kreditsumme ohne eingebrachtes Eigenkapital deutlich höher ist und die Bank ein größeres Risiko eingeht, steigen die erhobenen Zinsen an. Nach Angaben von Computer Bild können sie zwei bis drei Mal so hoch ausfallen. Daraus resultiert eine höhere zurückzuzahlende Summe sowie höhere monatliche Tilgungen. Darüber hinaus dauert es in der Regel auch länger das Darlehen wieder komplett zu begleichen. Vollfinanzierungen sind deshalb vergleichsweise teuer und langlebig.

Bildquellen: 88studio/Shutterstock.com