,

Immobilien-Experte: „Die Grundsteuer ist ein Witz“

Erst Ende 2019 hat die Bundesregierung die Grundsteuer reformiert – Harald Simons, Professor der Volkswirtschaftslehre, geht die neue Regelung nicht weit genug. Er findet: Die Grundsteuer sollte deutlich erhöht werden.

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hat Anfang August ein Interview mit Harald Simons, Professor der Volkswirtschaftslehre an der Uni Leipzig, veröffentlicht. Darin wird im Zusammenhang nach der Frage zur Verfügbarkeit von Bauland auch die Grundsteuer thematisiert, die zwar erst 2019 reformiert wurde, aber für Simons immer noch “ein Witz” ist.

In manchen Regionen gibt es Bausperren für nicht gemeinnützige Projekte, in anderen werden Käufer gern gesehen

Auf die Frage, was er von Bausperren für nicht allgemeinnützige Projekte hält, wie es sie etwa in Österreich in Lech am Arlberg gibt, antwortet er: “Ich frage mich, ob das tatsächlich verfassungsmäßig ist. Denn […] Der Staat beschließt, dass Nichteinheimische – also Leute, die nicht schon fünf oder zehn Jahre am Ort leben – schlechter behandelt werden als Einheimische.” Mit Diskriminierung habe er grundsätzlich ein Problem.

Anders als in Lech am Arlberg sehe die Lage etwa in Brandenburg aus, wo Immobilien- und Grundkäufer gern gesehen seien, da dort so der Leerstand eingedämmt werde.

Auf dem Papier gibt es genug Bauland – es ist nur nicht zugänglich

Es sei natürlich problematisch, dass manche Einheimische in Regionen wie Sylt aufgrund der hohen Preise oft wegziehen müssen, so Simons. Aber: “Unter den Einheimischen gibt es auch große Profiteure.” So hätten manche am alten Haus der Großmutter viel verdient und auch die Baulandbauern seien finanziell gut bedient. Mit Blick auf die gesamte Republik gibt es Simons zufolge viel ungenutzte Baufläche, deren Eigentümer sie für ihre Nachkommen konservieren.

Er erklärt: “Auf dem Papier existiert enorm viel Bauland für junge Menschen, in der Realität kommt man aber an nichts ran. Dieses Problem ist größer als das andere, dass Einheimische sich nichts mehr leisten können.”

Experte: Wäre die Grundsteuer höher, gäbe es weniger ungenutzte Immobilien und freistehendes Bauland

Alles in allem glaube er nicht, dass es in Deutschland eine echte (Bauland-)Knappheit gebe: “Würden alle verkaufen, hätten wir einen Überschuss, und die Preise würden in den Keller rauschen”, wird Simons vom RND zitiert. Er empfiehlt, die Grundsteuer zu erhöhen, um Verkäufe ungenutzter Bauflächen und Immobilien attraktiver zu machen: “Schon lange ist es ein Ärgernis, dass das Halten von Bauland oder von Immobilien sehr billig und unsere Grundsteuer im Grunde ein Witz ist. In Großbritannien, den USA oder Japan ist das richtig teuer. Die Grundsteuern liegen dort bei 10 bis 14 Prozent des gesamten Steueraufkommens, in Deutschland ist das ein Prozent.”

Bildquellen: Tanoy1412/Shutterstock.com