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Mangel am Wohnungsmarkt: Der 14-Punkte-Plan der Bundesregierung

Deutschlands Baubranche steht seit Monaten vor einer gewaltigen Krise. Der Immobilienkonzern Vonovia berichtet von Zehntausenden geplanten, jedoch stillgelegten Bauvorhaben. Die Konsequenz ist ein erheblicher Mangel am Wohnungsmarkt. Doch diesem Problem will die Bundesregierung nun entgegenwirken.

Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, wurde bereits im Januar dieses Jahres von Bauministerin Geywitz als unerreichbar deklariert. Doch nicht nur Mietwohnungen, auch Einfamilienhäuser sind mittlerweile nicht tragbar und so begraben viele Deutsche den Wunsch nach einem Eigenheim. Der Rückgang möglicher Bauvorhaben lässt sich der tagesschau zufolge auf zwei Hauptaspekte zurückführen. Zum einen sei der durch die Europäische Zentralbank angehobene Leitzins problematisch, da so die Bauzinsen auf vier beziehungsweise fünf Prozent gestiegen sind. Ebenfalls sind zunehmende Energiepreise, teures Material sowie Lieferschwierigkeiten an den Bauverzögerungen beteiligt. Obwohl die Immobilienpreise wieder rückläufig sind, sind die Preise in großen Metropolen wie Frankfurt am Main oder München noch enorm hoch. Der Global Real Estate Bubble Index der Großbank UBS zeigt für Frankfurt einen Wert von 1,27 und für München einen Wert von 1,35 – ab einem Wert von 1,5 besteht die Gefahr einer Immobilienblase. Da die UBS mittelfristig von einer erneuten Preissteigerung ausgeht, wird eine solche Blase immer wahrscheinlicher. Grund für die Entstehung einer solchen Immobilienblase ist unter anderem der Wohnungsmangel in Deutschland, da die Nachfrage das Angebot weit übersteigt und die Menschen so bereit sind, horrende Preise zu zahlen.

Mehr bezahlbare Wohnungen

Um diesem Schicksal zu entgehen, beschloss die Bundesregierung vor dem Wohnungsbaugipfel ein Maßnahmenpaket: der 14-Punkte-Plan. „In Deutschland müssen mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden“, gab Kanzler Olaf Scholz (SPD) Ende September zum Krisentreffen der Regierung mit der Baubranche an. Zwecks dieses Ziels wurden verschiedene Vorgehensweisen festgelegt. Zum einen will die Ampelkoalition Familien beim Erwerb von Wohneigentum bestärken. So sollen die bisherigen Kredithöchstbeträge um 30.000 Euro angehoben werden. Die Einkommensgrenze für zinsgünstige Baukredite soll ebenfalls angehoben werden. Das maximal zu versteuernde Jahreseinkommen liegt nun bei 90.000 Euro. Außerdem soll der Heizungstausch bis 2026 stärker gefördert werden. So sollen Eigentümer, welche ihre Heizung in den nächsten zwei Jahren austauschen, einen Klima-Geschwindigkeitsbonus von 25 Prozent erhalten. Ab 2026 nimmt dieser „Speed-Bonus“ jedoch um 5 Prozentpunkte ab. Eine weitere große Maßnahme stellt das zeitlich begrenzte Aussetzen des Energieeffizienzstandards EH40 für Neubauten dar. Dieser wurde laut Koalitionsvertrag für 2025 vereinbart: Ein Effizienzaus soll im Vergleich mit einem Referenzgebäude demnach nur 40 Prozent Primärenergie benötigen. Zwar hatte Geywitz die Aussetzung dieser Vereinbarung bereits in der Vergangenheit gefordert, nun hatte jedoch auch Klimaminister Habeck (Grüne) sich bereit erklärt – „Mit der Einführung des Gebäudeenergiegesetzes ist sichergestellt, dass Neubauten ab 2024 klimafreundlich heizen. Deshalb halte ich es nicht mehr für nötig, jetzt auf die Schnelle den neuen Standard EH40 einzuführen.“ Trotz der Minderung von Klimagasen, die ausgestoßen werden, ist die Einhaltung eines so hohen Maßes an Energieeffizienz kostenaufwendig. In Zeiten des Baumangels aufgrund von Überteuerung also eher hinderlich.

Obwohl Geywitz das Versprechen gab, dass das Paket „viel verändern und viel möglich machen“ werde, zweifeln Experten laut tagesschau daran, dass die Maßnahmen ausreichen. Die Forderungen der Immobilienbranche gehen nämlich noch weiter. So soll die Grunderwerbssteuer abgesenkt werden, die Bürokratie minimiert und öffentliche Grundstücke für den Mietwohnungsmarkt günstiger abgegeben werden, heißt es weiter.

 

 

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