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Niedrigzinsen am Immobilienmarkt: Die Gewinner und Verlierer

Die extrem niedrigen Zinsen verleiten mehr und mehr Menschen dazu, in Immobilien als Geldanlage zu investieren. Profitieren davon letztlich aber nur die Banken?

Inwiefern profitieren Banken?

In Zeiten niedriger Zinsen sind Banken mit dem Kontoguthaben ihrer Kunden nicht sehr glücklich, denn davon können sie nicht profitieren. Im Gegenteil: Die Banken zahlen selbst Strafzinsen, wenn sie ihre überschüssigen Einlagen bei der EZB parken. Kauft hingegen ein Anleger eine Immobilie, winkt der Bank ein besseres Geschäft: Die Bank kann einen Finanzierungsplan an den Mann bringen und das unbeliebte Sparguthaben verringert sich. Da hört es für die Banken aber schon auf. Denn durch die niedrigen Zinsen kann mit Krediten nicht so viel Geld gemacht werden wie früher, da Anleger weniger Zinsen auf Kredite bezahlen müssen.

Niedrige Zinsen begünstigen Anleger

Davon profitieren jedoch die Anleger, denn die Zinsen sind so günstig wie nie. Wer heute eine Immobilienfinanzierung mit 15-jähriger Laufzeit abschließt, zahlt nicht einmal mehr Zinsen in Höhe von einem Prozent, so das Handelsblatt. Am meisten profitieren die Anleger gerade dann, wenn sie einen Langzeitkredit über 15 Jahre mit gebundenen Zinsen abschließen, denn so profitieren sie von den niedrigen Zinsen auch dann noch, wenn die Zinsen innerhalb dieses Zeitraums wieder steigen sollten.

Einen Haken bei den Niedrigzinsen gibt es jedoch für Anleger: Die extrem günstigen Konditionen werden oft nur Anlegern mit viel Eigenkapital gewährt.  Hinzu kommt, dass der Anleger eine gute Bonität vorweisen muss. Bringt ein Anleger prozentual gesehen wenig Eigenkapital mit, erhebt die Bank höhere Zinsen. Bei höheren Kaufsummen können allein um 0,25 Prozentpunkte höhere Zinsen für den Anleger schon 100 Euro mehr Zinsgebühren im Monat bedeuten. Zusätzlich müssen Immobilienanleger inzwischen deutlich mehr für die gewünschte Immobilie bezahlen, als vor einigen Jahren, da der Immobilienmarkt auf die günstigen Gelder mit höheren Immobilienpreisen reagierte.

Steigende Kauf- und Mietpreise sind weiterhin die Regel

Der Immobilienmarkt reagierte wie bereits erwähnt auf die niedrigen Zinsen mit höheren Kaufpreisen, infolgedessen freuen sich Verkäufer. Die Käufer sind dadurch jedoch mit einem neuen Problem konfrontiert, da sie sich nun überlegen müssen, wie sie die teilweise exorbitanten Summen tilgen sollen. Viele der Käufer legen die Kaufsumme auf die Mietpreise um, die deshalb weiterhin deutlich steigen. Die hohen Mietpreise führten zuletzt zu Demonstrationen und der Staat mischte sich in den Immobilienmarkt ein. So wurden Kappungsgrenzen für Mieterhöhungen eingeführt und einige Bundesländer setzten die Mietpreisbremse um. In Berlin wurde letzten Sommer sogar der erste Mietpreisdeckel beschlossen. Immobilienanleger haben dementsprechend mit politischer Ungleichheit zu kämpfen, diese sollte vor einer Investition bedacht werden.

Die Gewinner und Verlierer der Niedrigzinspolitik

Am Ende profitieren die Immobilienbesitzer am meisten von den Niedrigzinsen, da diese zu günstigen Krediten und dadurch wiederum zu hoher Nachfrage und steigenden Immobilienpreisen geführt haben. Immobilienbesitzer können auf die Mietpreise reagieren. Immobilienanleger hingegen können sich zwar auch über eine günstige Finanzierung freuen, müssen jedoch auch einen deutlich höheren Kaufpreis als früher zahlen. Und für Banken ist es immer noch besser, wenn Anleger ihr Geld für Finanzierungen benutzen, anstatt es auf den Konten liegen zu lassen.

Bildquellen: Andrii Yalanskyi/Shutterstock.com